Schönheitsideale des Mittelalters

 

Menschliche Körper waren im Mittelalter Schauplatz von Widersprüchen: Sie wurden glorifiziert, unterdrückt, umsorgt und bestraft.“[1]

 

Die Bikini-Figur des Mittelalters [1]

Im Mittelalter galt der edle, zarte und feingliederige Körper als schön.

Wie heute wurde dieses Schönheitsideal auch damals in Bildern, Skulpturen und anderen Darstellungen zelebriert und verbreitet.

Wenn im Mai die Badis wieder öffnen und die Kleider kürzer werden, macht sich der Eine oder die Andere wohl wieder etwas mehr Gedanken um die eigene Erscheinung.

Schönheitsideale sind so alt wie die Menschheit und immer von einer Gesellschaft geprägt.

Im Mittelalter Europas hatten vor allem die Frauen und Männer der höheren Stände Zeit und Geld, sich mit der eigenen Schönheit zu befassen.“

Die Schönheitsideale des Mittelalters spiegeln sich unter anderem in den Darstellungen der christlichen Kunst wider.

Dort sind es Marienfiguren, Heiligenbilder und der Körper Jesu, welche die Ideale der Schönheit und Vollkommenheit vorgaben.

Dazu gehörte eine reine, helle und glatte Haut, frisiertes langes Haar und dezent geschminkte Gesichter.

Besonders gut lassen sich diese Schönheitsideale an Hans Memlings Adam und Eva (gemalt zwischen 1485 und 1490) ablesen:

Eva hat zierliche Brüste, feine Gliedmassen sowie blondes, langes Haar.

Adam ist unbehaart und athletisch.

Die Körper der beiden stehen für Mässigung und Enthaltsamkeit.“

 

Adam und Eva │ 1528

Lukas Cranach der Ältere (1472-1553)

Galleria degli Uffizi, Firenze

© [hmh, Fotos: Klaus A.E. Weber

 

Ausstellung: begehrt. umsorgt. gemartert. Körper im Mittelalter [1]

Ausstellung im Landesmuseum Zürich

15.03. - 14.07.2024

Jede Zeit und Gesellschaft macht sich ihr eigenes Bild des menschlichen Körpers.

Im Mittelalter setzten sich die Menschen intensiv mit ihm auseinander.

Die alles dominierende Kirche erklärte körperliches Begehren zur Sünde, während sie die gemarterten Leiber von Jesus und den Heiligen anbetete.

Im weltlichen Alltag pflegte die adelige Oberschicht ihre Glieder mit Kosmetik und sportlicher Betätigung – gleichzeitig ächzte die Unterschicht unter Krankheiten und schwerer körperlicher Arbeit.

Am Ende wartete auf alle der Tod.

Dieser war im Mittelalter omnipräsent.

Tote Körper wurden in der Hoffnung auf eine Auferstehung umsorgt und verehrt.

Mit zahlreichen Leihgaben aus dem In- und Ausland wirft die Ausstellung einen kulturhistorischen Blick auf den Körper im Mittelalter und gibt Impulse, auch unser heutiges Bild des Körpers zu reflektieren.“

 

St. Sebastian │ ca. 1490

Lorenzo Costa der Ältere (1460-1535)

Le Galerie Degli Uffizi, Firenze

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

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[1] zitiert aus dem Newsletter des Landesmuseums Zürich / Schweizerisches Nationalmuseum vom 29. April 2024.