Historischer Kalkbrennofen bei Merxhausen
Klaus A.E. Weber[
Archäologisches Relikt einer Kalkbrennkammer
Im Randgebiet des Nordostsollings, nahe bei Merxhausen, wurden im April 2013 bei böschungsnahen Baggerarbeiten der Revierförsterei Merxhausen Reste eines historischen Kalkofens als Hangeinbau entdeckt, freigelegt und archäologisch orientierend erkundet.[1]
Der Bodenaushub mit baulichen Resten des Brennofens und Branntkalk wurde in der Nähe der Fundstelle an einem am Böschungsrand des Seitentals "Steinlade" abgelagert, der inzwischen völlig überwachsen ist.
Es fällt auf, dass die Fundstelle gegenüber dem Standort einer mittelalterlichen Waldglashütte der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts lokalisiert ist.
Der vorgefundene Kalkofen wurde vermutlich im Zeitraum spätes 18. bis Ende 19. Jahrhundert im alten Forstrevier Merxhausen von örtlichen Kalkbrennern betrieben, in der Nähe des mittelalterlichen Bauerndorfes Merxhausen.
Weitere Kalköfen dürften in unmittelbarer Umgebung des freigelegten Brennofens in dem wasserreichen Quellgebiet der topografisch günstigen Flur „Steinlah“ bestanden haben.
In deren Umfeld sind noch heute Geländespuren des Abbaus lokaler Muschelkalke auszumachen.
Ohnehin wird seit alters her das Fundstellenareal volkstümlich in Merxhausen als „Kalkofen“ oder als "Kalkofen-Quelle" bezeichnet.
Der archäologische Befund
Bei fehlender Frontseite des freigelegten Kalkofens ist obertägig die angeschnittene Innenwandung der Rückseite eines schichtweise aus Sandsteinen (Buntsandstein, Solling) rund gemauerten Brennofens mit einem Innendurchmesser von 3,15 m erhalten geblieben.
Archäologischer Befund │ April 2013
© [hmh, Fotos: Klaus A.E. Weber
Die sichtbare, gleichmäßig blau-grüne „Oberflächenverglasung“ ist auf das beim Kalkbrennen entstandene Erhitzen des Quarzsandes (Siliciumdioxid, SiO2) in den vermauerten Buntsandsteinen zurückzuführen.
Wie AUGUSTAT [2] zur Lehr- und Forschungsgrabung der ‚Jungen Archäologen Prignitz‘ im Klausurbereich des Klosters Marienfließ vergleichend ausführt, finde sich ein anschauliches Beispiel für glasierte Steine bei Merxhausen (Lkr. Holzminden): „Dort schimmert die Sandsteinwandung des untersuchten Kalkbrennofens optisch ansprechend in den bekannten Türkistönen“.
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[1] WEBER: Kalkofenrelikt am Sollingrand. Sollinger Heimatblätter. Zeitschrift für Geschichte und Kultur. 1/2015, S. 26-30.
[2] AUGUSTAT 2024, S. 41-42, Abb. 19 Wandung eines Kalkbrennofens bei Merxhausen; Kurzfassung Abschlussbericht Stepenitz EFA2023-016 persönlich zur Verfügung gestellt am 12. Dezember 2024.