1925 – Schicksalsjahr
Klaus A.E. Weber
Nach HESSE [2] wurden im "Schicksalsjahr 1925"[3] „die Bedingungen geschaffen für die nationalsozialistische Herrschaft.
Die Steigbügelhalter, die Hitler 1933 ins Amt verhelfen sollten, waren an Bord.
Sie taten nun alles, um ‚den Parteienstaat aus den Angeln zu heben …‘.“
Antidemokrat Hindenburg und seine aristokratischen Kumpanen
... das Ende der Demokratie
Reichspräsidentenschaft der „Niete von Tannenberg“[2] - Korruption │ Hintertreppe │ Günstlingswirtschaft [1]
Der Historiker NIESS [3] kommt zu dem Fazit: „Hindenburg hatte als Reichspräsident maßgeblichen Anteil an der Errichtung der NS-Diktatur“.
Paul von Hindenburg (1847-1934) │ 1914
„Die Niete von Tannenberg“[2]
Ernst Bischoff-Culm (1870-1917)
Ostpreußisches Landesmuseum Lüneburg
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Der aus einem alten ostelbischen Adelsgeschlecht mit Standesdünkel stammende, als charakterschwach beschriebene Generalfeldmarschall und Politiker Paul von Hindenburg (1847-1934) - „Die Niete von Tannenberg“[2] - war im konservativen Deutschland der Weimarer Republik zur heldenhaften Ikone der Zeit des autoritären Kaiserreichs geworden, aber dann zunächst als altes Eisen in Vergessenheit geraten.
Nach dem tragischen Tod des ersten Reichspräsidenten Friedrich Ebert am 28. Februar 1925 in Berlin war eine Reichspräsidentenwahl erforderlich geworden.
Der erste Wahlgang zur Reichspräsidentenwahl fand am 29. März 1925 statt.
Da keiner der Kandidaten die notwendige Mehrheit erreichte, wurde ein zweiter Wahlgang erforderlich.
In diesem entscheidenden Wahlgang am 26. April 1925 standen sich der Jurist und Zentrumspolitiker Wilhelm Marx (1863-1946) für den republikanischen „Volksblock“ und Paul von Hindenburg für den antirepublikanischen „Reichsblock“ gegenüber.
Dabei war Ernst Thälmann (1886-1944) als Kandidat der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) ein Außenseiter.
Am 26. April 1925 wählten die Deutschen mit knapper Mehrheit den elitären, antidemokratischen Paul von Hindenburg als Veteranen der alten Ordnung, "dessen Denken vom wilhelminischen Monarchie- und Elitedenken tief geprägt war, als Nachfolger des verstorbenen Sozialdemokraten Friedrich Ebert zum Reichspräsidenten."
Hindenburg verstand es, sich als „Meister der medialen Selbstinszenierung“ zu präsentieren.[2]
„Der greise Feldherr sollte das leisten, was sich konservative Eliten erhofften: eine Rückkehr zur autoritär geprägten Staatsordnung – mit demokratischer Tarnung.
Dass ausgerechnet er, ein erklärter Gegner der parlamentarischen Demokratie, nun das höchste Staatsamt bekleidet, sagt mehr über den Zustand der Weimarer Gesellschaft als über den alten General selbst.
Die Deutschen feiern ihn nicht trotz, sondern wegen seiner monarchischen Aura.“[2]
Die Reichspräsidentenwahl am 13. März 1932, bei der der Reichspräsident wiederum direkt vom Volk zu wählen war, war die zweite und zugleich auch letzte Reichspräsidentenwahl in der Weimarer Republik.
Im zweiten Wahlgang 10. April 1932 kandidierten als Parteiloser Paul von Hindenburg, Adolf Hitler von der NSDAP und Ernst Thälmann von der KPD.
Da es politisch galt, einen Reichspräsidenten Adolf Hitler zu verhindern, unterstützten nunmehr Parteien der "Weimarer Koalition" - die gemäßigt-linke Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), die katholische Deutsche Zentrumspartei (Z) und die linksliberale Deutsche Demokratische Partei (DDP) - Paul von Hindenburg, der im zweiten Wahlgang als Wahlsieger hervorging.
Der Untergang der Weimarer Republik war durch die Wahl des opportunistisch passiven Paul von Hindenburg zum Reichspräsidenten eingeleitet worden, denn Ziel war es dabei, „das Amt des Reichspräsidenten so zu stärken, dass daraus ein massives Gegengewicht zur Parteiendemokratie entstand … ein starkes antidemokratisches Element entgegenzusetzen“.[2]
Stimmengewinne für Adolf Hitler zeigten aber, dass die NSDAP bereits im Aufwind war.
Als Reichspräsident Hindenburg am 30. Januar 1933 Adolf Hitler (1889-1945) zum deutschen Reichskanzler ernannte, wurde er schließlich "zu einem der Totengräber der ersten deutschen Demokratie."
"Um sich selbst zu retten und ihre Macht auszuweiten, dafür gaben sie (Nationalkonservative und ostelbische Großagrarier, W.v.S.) den Staat hin."
Dabei wirkte Hindenburg "alles andere als überparteilich, sondern als Vertreter der preußischen Großagrarier im höchsten Staatsamt, der beharrlich deren Interesse durchsetzte."
Seine gnadenlose Politik galt vor allem dem Ziel, "eine Regierungsbeteiligung der SPD zu verhindern und die Machtposition des alten ostpreußischen Adels zu stärken."
Der die Weimarer Republik erschütternde Osthilfe-Skandal spielte die zentrale Rolle für die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler, wobei Hindenburg als Reichspräsident "alles andere als überparteilich" wirkte, sondern als Vertreter der preußischen Großagrarier im höchsten Staatsamt, der beharrlich deren Interesse durchsetzte."
Die Kassen ostelbischer Großgrundbesitzer wurden über das Osthilfe-Programm (Agararsubventionen an Großgrundbesitzer) im Prinzip bereits seit 1928 mit vielen Millionen Reichsmark gefüllt.
"Während im Gefolge der Weltwirtschaftskrise das Heer der Arbeitslosen in Deutschland wuchs und Reichskanzler Brüning mit einschneidenden Sparprogrammen eine soziale und bald auch politische Katastrophe heraufbeschwor, kassierten die ostelbischen Junker mit dubiosen Bewilligungsentscheidungen und betrügerischen Tricks enorme Summen an Staatsgeldern."
Der Skandal ist, dass Hitlers Ernennung zum Reichskanzler nicht "ohne den Kurswechsel der NSDAP zur Frage der Agararsubventionen an die Großgrundbesitzer und der damit verbundenen Korruption" möglich gewesen wäre.
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[1] STERNBURG 2020a; HOFFMANN 2020.
[2] HESSE 2025.
[3] NIESS 2025.