▣ UNANGENEHM und daher vergessen?
Klaus A.E. Weber
Zwei kleine "unangenehme" Ausstellungen
Globale Verwerfungen, geostrategische Kriege und geoökonomischen Machtkämpfe, anhaltender Rassismus, imperialistische Destruenten, antidemokratische Strömungen, insbesondere aber der weltweit entstehende rechtsextreme Backlash, erfordern es, sich mit belastenden geschichtlichen und kontroversen Themen auseinanderzusetzen, wie Imperialismus, Kolonialismus, Sklaverei, Völkermord und Nationalsozialismus.
Im Hinblick auf die Verfasstheit unserer Gesellschaft und die angespannten Zeiten ist es auch für das LandMuseum als regionale Kultureinrichtung geboten, eine kritische Haltung einzunehmen und im Diskurs zu vertreten.
Das Museum greift daher zwei historische Themen auf, die beim unerwartet schnellen und anhaltenden Wirtschaftswachstum der 1950er und 1960er-Jahre in der Bundesrepublik Deutschland anscheinend ebenso schnell und anhaltend in Vergessenheit geraten sind:
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Die Errichtung des heutigen Museums der Alltagskultur im Jahr 1884 erfolgte im Jahr des formalen Beginns der kolonialen Eroberungen des Deutschen Kaiserreichs am 15. November 2024 jährte sich zum 140. Mal der Beginn der historischen Berliner Konferenz, der "Kongokonferenz". Die Präsentation »Koloniale Spuren in der Alltagskultur │ Vanille & Co.« will dafür sensibilisieren, wie profitable Luxuskonsumgüter aus kolonialem Machtkontext zu unangefochtenen Massenprodukten im Alltag wurden.
- »Stille NS-Zeitzeugnisse sprechen« sollen daran erinnern, wie Küchen-, Kantinen- und Festtagsgeschirr mit einfachem, funktionalem Design der Produktionsästhetik der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei die Alltagskultur der deutschen Bevölkerung in der NS-Zeit durchwebten.