Inschriftenplatte an der Westfassade
Klaus A.E. Weber
Um 1710/1717
Beginn der Erneuerung der romanischen Westfassade der Klosterkirche
Die evangelischen Äbte waren stets bemüht, die Klosterkirche baulich zu erhalten, so auch der Abt Christian Heinrich Behm [1662-1740].
Abt Behm, 11. Abt des Klosters seit der Reformation, war der Schwiegervater des "Glasermeisters im Sölling" Jobst Henrich Gundelach (1676-1740), der im Hellental die ortsfeste Glashütte Steinbeke betrieb.
Die besondere baugeschichtliche Leistung des Abtes Behm - 1712-1740 - bestand "in der Sanierung und Umgestaltung des romanischen Langhauses der Amelungsborner Klosterkirche sowie des nördlichen Kreuzgangbereiches", der letzten größeren Umgestaltung der Klosterkirche.[2][10][11][23]
Hiervon zeugt noch heute eine unterhalb des mittleren Rundbogenfensters an der Westfassade der Klosterkirche eingelassene, inzwischen stark verwitterte 13-zeiliger Inschriftenplatte aus Buntsandstein, dass 1717 Abt Behm am Langhaus den Fassadengiebel von Grund auf neu errichten und innen erneuern ließ.
1717 ist somit vermutlich der Beginn der klösterlichen Bauarbeiten.
Nach MARX/OSTERMANN [13] wurde im „Zuge der Neuaufmauerung der Westwand im Jahr 1710 … auch eine hölzerne Rundtonne als Decke im romanischen Langhaus eingebaut“ (in der Abbildung hierzu wird „ein Putzabdruck der Tonnendecke von 1717“ genannt).
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
STEINACKER berichtet 1907 hierzu:
„Die Westseite mit den zwei Rundbogenfenstern seitlich, dem größeren in der Mitte und darüber einem Kreisfenster, alle mit abgefasten Kanten, gehören Erneuerungen an, die wohl mit dem Jahre 1717 begannen, das in einer Verankerung ausgedrückt ist und dazu in einem Inschriftstein unter dem Mittelfenster, der meldet, es sei auf Veranlassung des Abtes Christian Heinrich Behme fastigium hoc denuo funditus exstructum ipsumque intus renovatum a. D. MDCCXVII.“
Teilweise unleserlich verwitterter Inschriftenstein an der Westfassade
unterhalb eines mittleren Rundbogenfensters
Gewidmet dem Abt Christian Heinrich Behm [1662-1740]
Westfassade der Klosterkirche von Amelungsborn │ 1717 [10]
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
1 FAVORE SECUNDO
Mit günstigem Gewogensein
2 D. T. O. T. M.
?
3 - - ONG ESS : BEN - -
?
4 (T)EGIMIN. COEN - -
Bedeckung
5 CURA
Sorge
6 ABBATIS CHRISTIANI
Abt Christian
7 - - TEMPO - -
Zeit
8 FASTIGIUM
Giebel
9 HOC DENUO
?
10 FUNDITUS EXTRUCTUM
gegründet
11 IPSUMQUE INTUS RENOVATUM
hat er innen erneuert
12 A. D. MDCCXVII
anno domini 1717
13 - D- - QVAE DEISUNT.
diese ... sind des Gottes
Übertragen nach GÖHMANN [2]:
... fastigium hoc denuo funditus exstructum ipsumque intus renovatum a.D. MDCCXVII
Nach SCHEURING [6]:
... diesen Giebel neu von Grund auf errichtet und denselben inwendig (und ihn im Innern) erneuert hat im Jahre des Herrn 1717 ...
[27]
_____________________________________________________
[2] GÖHMANN 2004, S. 9.
[6] dokumentiert von Dr. Klaus A.E. Weber, Hellental - Transliteration: Michaela Scheuring 2012, Universität Mainz.
[10] GÖHMANN 1991, S. 43-44 Legende 14) A.
[11] GÖHMANN 1982, S. 79.
[13] MARX/OSTERMANN 2021, S. 24, Abb. 12.
[23] KIECKBUSCH 2009, S. 54-55.
[27] Auszug aus OSTERMANN/SCHRADER 1985, S. 80.