Nienover - Die älteste Stadtgründung im Solling

Klaus A.E. Weber

 

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Zeichnerische Rekonstruktion

Wolfgang Braun

 

Stadtwüstung Nienover im Solling

 

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Nachbau eines romanischen

Fachwerkhauses in Nienover  [8][14]

Mai 2015

Grafenburg und Stadt ca.1190-1270

© [hmh, Fotos: Klaus A.E. Weber

 

Gräfliche Residenz der Stauferzeit

Territoriales Zentrum der dynastischen Herrschaft Dassel

Die mitten im südlichen Solling liegende Grafenburg Nienover wurde im späten 11. oder frühen 12. Jahrhundert (um 1070-1130) wahrscheinlich von den sächsischen Grafen von Northeim gegründet.

Zuvor soll Graf Otto von Northeim (um 1020 - 1083), der Großvater von Siegfried IV., um 1075 auf einem spornartigen Sandsteinfelsen die Burg Hanstein mit einer Oberburg aus Holz neu errichtet haben.

 

Blick von der Höhenburg Hanstein

ins hessische Bergland

Oktober 2018

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Als Hauptburg war Nienover bis 1144 zunächst im Besitz der Northeimer Grafen, bevor sie vor 1210 die wichtigste Residenz der Grafen von Dassel wurde.

Die Grafen von Dassel gründeten um 1190-1200 die mit Befestigungswerken gesicherte Stadt Nienover (ca.1190-1270) als Zentrum ihrer mittelalterlichen Herrschaft und wirtschaftlichen Zentralort im Solling [3] mit geschätzt etwa 50-120 Hausstellen und rund 250-600 Einwohner*innen [6]

Die Stadtentwicklung verlief im historischen Kontext in Phasen – von der Burggründung im späten 11./frühen 12. Jahrhundert über die städtische Gründungsphase am Ende des 12. Jahrhunderts bis zu deren Verödungsphase Ende des 13. Jahrhunderts.[4]

Um 1270 war das Wirtschaftszentrum Nienover von der Stadt Uslar abgelöst worden.[6]

 

Waldglasobjekte

Stadtzeitlich herausragende Waldglashüttenobjekte der archäologischen Untersuchung der Stadtwüstung Nienover [11] sind „die bisher ältesten komplett erhaltenen bzw. restaurierbaren“ Rippenbecher um 1210/1220 – hergestellt wahrscheinlich im Weserbergland bzw. in Niedersachsen.

Aufgrund besonders günstiger Umstände konnten hier vier, etwa 18 cm hohen Rippenbecher eines Typs aus einem abgebrannten, aber ungestörten Holzkeller in der Originalform geborgen werden.[12]

 

Mittelalterlicher Rippenbecher

restauriert [12]

Stadtwüstung Nienover

um 1200 [11]

© Foto: Chr. S. Fuchs, NLD, Hannover

 

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[3] STEPHAN 2010, S. 16.

[4] KÜNTZEL 2010, S. 23-37.

[6] STEPHAN 2010, S. 72-73.

[8] MICHELS 2006.

[11] KÖNIG 2009, S. 188-189.

[12] Abb. aus KÖNIG 2009, Tafel 94 – Rippenbecher, Bef. 535, FNr. 2956, Höhe ca. 18,0 cm sowie auch Tafel 64, 65.

[14] LANDESMUSEUM FÜR NATUR UND MENSCH 2004, S. 109.