Fehlen mittelalterlicher Glasobjekte
Klaus A.E. Weber
Außer zahlreicher Glastropfen und Glaskügelchen konnte bei den Geländebegehungen der Glashüttenstandorte des 12./13.-14. Jahrhunderts im Umfeld des Hellentals obertägig kein gläsernes Fundgut in Form von Hohl- oder Flachglas nachgewiesen werden.
Das auffällige Fehlen des archäologischen Kulturguts mittelalterlicher Glasobjekte aus Kaliumglas ist im Wesentlichen auf folgende Faktoren zurückzuführen:
- Ein intensiv genutztes „Glasrecycling“ bei hohem Materialwert ist zu vermuten.[3]
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Mittelalterliche Waldglashütten fügten zum Herabsetzen der Schmelztemperatur mittels Alkalien dem Glasgemenge sehr hohe Anteile von Holzasche bei.[1]
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Die historische Kaliumgläser reagieren besonders empfindlich auf Bodenfeuchtigkeit und Austrocknung des Bodens sowie auf saure ph-Werte des Bodenmilieus (Buntsandstein, Fichtenwaldbestände mit Sauerhumusböden) und anthropogen eingebrachte chemische Umweltschadstoffe (umweltgeschädigtes Grünland bzw. Weiden, vor allem durch Nitrate und Phosphate).[2]
- In der Folge kommt es zur Korrosion und mittel- bis langfristig zur vollständigen Zersetzung, zur irreversiblen Auflösung des Glasgefüges und damit zum unwiederbringlichen Verlust.
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[1] KÖNIG 2009, S. 188-189.
[2] DBU 2018, S. 8, 16.
[3] KÖNIG/KRABATH 2005, S. 16.