Zeitenwende von unten am Ende des Mittelalters
Klaus A.E. Weber
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Farbenprächtiger Mainzer Marktbrunnen von 1526
Zeitzeuge des Bauernkrieges: Pilaster mit Mahninschrift
"O BEDENCK DAS END“
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Mainzer Marktbrunnen als Zeitzeuge des Bauernkrieges
Ein Denkmal der wiederhergestellten Ordnung
Ursprünglich als Ziehbrunnen errichtet, repräsentiert der Marktbrunnen auf dem Mainzer Markt die zeitgeschichtlich vorherrschenden Machtverhältnisse.
Errichtet wurde der sechs Meter hohe Dreistützenbrunnen aus rotem Sandstein kurz nach der gewaltsamen Beendigung des regionalen Kampfes aufständischer Bauern für die Beseitigung der adeligen Willkür, für die Aufhebung der Leibeigenschaft, für die freie Wahl des Pfarrers oder für die Senkung der Steuerlast.
Der Mainzer Marktbrunnen gilt daher als ein Zeitzeuge des Bauernaufstandes.
Nach dem Ende des Bauernaufstandes im Jahr 1525, der auch in Mainz blutig nieder geschlagen worden war, stiftete der Kardinal und Mainzer Erzbischof Albrecht von Brandenburg (1490-1545) im Jahr 1526 der Mainzer Bevölkerung den Ziehbrunnen.
Der Renaissance-Marktbrunnen in der Nähe der Domhäuser symbolisiert die Landesherrschaft des Erzbischofs, denn mit der Verbesserung der städtischen Trinkwasserversorgung verband er zugleich politisch-didaktisch auch die in deutscher Sprache abgefasste Mahninschrift „„O Bedenck das End" an seine Untertanen, die gottgewollte gesellschaftliche Ordnung nicht in Frage zu stellen:
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Brunneninschrift „die unglückliche Bauernverschwörung in Deutschland“
- Pilaster mit der Darstellung eines betrunkenen Bauern mit rotem Hahn und der deutschen Mahninschrift „O BEDENCK DAS END“.
Brunneninschrift in lateinischer Sprache
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Bauernkrieg 1524/1525 - Revolution des gemeinen Mannes
Noch im 16. Jahrhundert waren viele Menschen Leibeigene.
Vor diesem Hintergrund gilt die Geschichte des Deutschen Bauernkriegs als ein Kampf für Freiheit, Gerechtigkeit und Teilhabe von Bauern, Städtern, Handwerkern und Bergleuten.
Im März 1525 stellten die Zwölf Memminger Artikel jene Ausprägung von Unfreiheit in Schwaben in Frage, weshalb sie als eine der ersten schriftlichen Forderungen nach Menschenrechten gelten.
Die Geschichte des Bauernkriegs
Ein Kampf für Freiheit, Gerechtigkeit und Teilhabe
Vortragsreihe „500 Jahre Bauernkrieg“ [2]
Die Vortragsreihe widmete sich bedeutendsten Ereignissen unserer Geschichte: dem Bauernkrieg von 1524/25.
֍ Der Bauernkrieg von A–Z
Vortrag von Marco Veronesi am 09. Februar .2025, Kurator der Großen Landesausstellung
֍ Wie Zeitzeugen des Bauernkriegs auf den Aufstand zurückblicken
Vortrag von Marian Elsenheimer am 25. März 2025 im Landesmuseum Württemberg
֍ Der Bauernkrieg zwischen spätmittelalterlicher Kirche und reformatorischer Bewegung
Vortrag von Sabine Holtz am 08. April 2025 im Landesmuseum Württemberg:
„Die spätmittelalterliche Kirche war durch das Auftreten Martin Luthers herausgefordert. Seine Schrift von der Freiheit eines Christenmenschen (1520) lieferte dann den Bauern das Schlagwort: Freiheit.
Sie vertrug sich in ihren Augen nicht mit Leibeigenschaft und wirtschaftlichen Beschränkungen.
Wie reagierte die Kirche auf diesen sozialen Aufruhr?
Und wie reagierte Luther, als das Aufbegehren des gemeinen Mannes in Gewalt umschlug?
Neben der Analyse der zeitgenössischen Ereignisse wird deren Rezeption in der kirchengeschichtlichen Literatur in den Blick genommen.“
Der Bauernkrieg. Eine wilde Handlung
Lesung der Reihe "Geschichte Jetzt!":
„Herbst 1524: Während Adlige und Geistliche ein ausschweifendes Leben führten, war der Alltag der Bauern geprägt von wirtschaftlichen Problemen und der Abhängigkeit in der Leibeigenschaft. Befeuert durch die Botschaft der Reformation begann ein Aufstand, der nur wenige Monate später fast den ganzen Süden des Reiches erfasste.
Heute, 500 Jahre später, gilt der Bauernkrieg gilt als größte Erhebung Europas vor der Französischen Revolution.“[1]
»UFFRUR! Utopie und Widerstand im Bauernkrieg 1524/25«
Ausstellung in Bad Schussenried | Kloster Schussenried
26. April - 5. Oktober 2025
In der Ausstellung „UFFRUR! Utopie und Widerstand im Bauernkrieg 1524/25“ wird in einem Teilprojekt der Großen Landesausstellung des Landesmuseums Württemberg von Ereignissen des Bauernkriegs im Südwesten zwischen Juni 1524 und Juni 1525 erzählt:
„Inhalt der Ausstellung sind die historischen Ereignisse im ganzen Südwesten, vom Schwarzwald bis in den Odenwald, vom Allgäu bis in den Kraichgau.
Die Bauern hatten sich gegen die Ausbeutung durch ihre Herren erhoben, forderten Freiheit und Gerechtigkeit und politische Teilhabe.
In den „12 Artikeln” fassten sie diese Forderungen zusammen, die Schrift verbreitete sich wie ein Lauffeuer.
Noch während den Verhandlungen hatten sich die Bauern bewaffnet. Schließlich waren es aber die Adligen, vertreten durch den sogenannten „Schwäbischen Bund”, die sich für ein äußerst gewaltsames Vorgehen entschieden: In mehreren Schlachten, die sich von April bis Juni 1525 erstreckten, fanden mehr als 50.000 Bauern und Bäuerinnen den Tod.“
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[1] Zitat aus dem Newsletter des Historischen Museums Frankfurt vom 17. Januar 2025.
[2] Die Vortragsreihe begleitet die Große Landesausstellung „500 Jahre Bauernkrieg“ des Landesmuseums Württemberg sowie die Ausstellung „Herzog Ulrich von Württemberg und die Bauern im Krieg von 1525“ des Hauptstaatsarchivs Stuttgart.