Karolingische Weihetafel
Klaus A.E. Weber
Inschriftenplatte an der Fassade des Westwerks │ um 885
Inschriftenplatte am Westwerk │ um 885
unterhalb des "Kaiserfensters"
April 2024
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Die äußere 84 cm hohe und 168 cm breite Inschriftentafel am Mittel-Risalit des Westwerks war einst mit eingelegten
-
11 cm breiten Bronzebuchstaben [2]
- vergoldeten Metallbuchstaben [4]
besetzt, wie Löcher für deren Halterung erkennen lassen.
"Himmliche" Inschriftenplatte
Darstellung im Museum.Welterbe Corvey
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Die umrahmte Sandsteintafel mit der in Antiqua gemeißelten karolingischen Weihe-Inschrift [3] in heute verlorenen Goldbuchstaben an der der Außenfassade unterhalb des „Kaiserfensters“ bezieht sich auf das kirchliche Stundengebet, das da lautet:
CIVITATEM ISTAM
TV CIRCVMDA DNE ET
ANGELI TVI CVSTO
DIANT MVROS EIVS
CIVITATEM ISTAM TU CIRCUMDA
DOMINE ET ANGELI TUI CUSTO
DIANT MUROS EIUS [1]
"Herr, umgib diese Stadt und lass deine Engel Wächter ihrer Mauern sein"
"Umhege Du, O Herr, diese Stadt und Deine Engel mögen behüten ihre Mauern" [3]
"O, Herr, behüte diese Stadt und lass die Engel dein die Hüter dieser Mauern sein" [1]
"Umhege Du, o Herr, diese Stadt und laß Deine Engel die Wächter ihrer Mauern sein" [2]
"Herr beschirme diese Stadt und lass Deine Engel Wächter ihrer Mauern sein" [4]
In der ersten Scheitelkapelle (822-870) der Corveyer Abtei konnten vergoldete Buchstaben als Einlagen karolingischer Inschriften der 1. Hälfte des 9. Jahrhunderts nachgewiesen werden, die die Verwendung eingelegter Metallbuchstaben belegen.
Vergoldete Buchstaben
Kupfer oder Kupferlegierung
Einlagen karolingischer Inschriften
1. Hälfte 9. Jahrhundert
Museum Museum.Welterbe Corvey
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
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[1] BRÜNING/HENZE 1991, S. 15.
[2] NORDRHEIN-WESTFALEN 1967b, S. 645 Nr. 378.
[3] ROHLING o. J., S. 7.
[4] TIGGESBÄUMKER 2015, S. 72.