Erst Holz, dann Stein - Zur Klostergeschichte

Klaus A.E. Weber

 

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Der alte Klosterbezirk

Zeichnerische Rekonstruktion von Wolfgang Braun

 

Mönchskloster mittlerer Größe in Grenzlage

Gleichen organischen Prinzipien folgend waren alle Klöster der Zisterzienser nach dem gleichen architektonischen Grundschema errichtet worden.⦋1⦌

Wichtigster Teil der Klosteranlage war die turmlose Klosterkirche, die nach dem basilikalen Bauschema mit flach geschlossenem Chor erbaut wurden.

  • Ω Mönchsgeflüster: Wie baut man ein Kloster? │ Geschichtspodcast

 

LGLN: Klosteranlage Amelungsborn [9]

 

An der alten Heerstraße von Köln nach Braunschweig und an der Grenze des ehemaligen sächsischen Gaues Wikanafeld (Wikanavelde), liegt am Südrand des Odfeldes (Campus Odini) auf dem Auerberg (214 m) das ehemalige spätromanisch-gotische Zisterzienser-Kloster Amelungsborn – die erste Niederlassung von Zisterziensermönchen in Niedersachen.

 

Schriften:

 

Vorbesiedlung und Klostergründung

Das heute an der Bundesstraße 64 am Südrand des Odfeldes liegende Kloster wurde auf dem bereits mit einer Vorbiedlung "Amelungsborn" (Weiler) annährend erschlossenen Hochplateau im Zusammenhang mit einem Quellbrunnen (Born) und Übernahme des alten Platznamens (Amelung) gegründet - in der Grenzlage zwischen zwei herrschaftlichen Einflussbereichen, am äußersten westlichen Rand des homburgischen Herrschaftsbereiches.

 

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Blick vom Kloster in Steinkuhlen des Hooptals │ April 2025

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Legende der Transformation vom Wilden zum Gezähmten und Geordneten

Das Kloster am Südrand des Odfeldes befindet sich oberhalb des südlich gelegenen Hooptals, in dessen Senke der Forstbach verläuft.

Im Spätmittelalter verfügte das Kloster in dem nahe gelegenen Hooptal über Steinbrüche (Steinkuhlen) zum Abbau des typischen dunkelroten Buntsandsteins.

Die Gründung des Klosters erfolgte also nicht gemäß idealisierter zisterzienischer Regeln "in völliger Einöde".

Inzwischen ist hinreichend belegt, dass in der Regel die Gründung von Klöstern nicht in dem Topos „geht in die Wildnis und zähmt sie“ erfolgte, sondern, dass diese Beschreibung vielmehr gerne verwendeten kirchlichen Gründungslegenden entspricht.

 

Umgebung vom "Closter Amelungxborn" mit Mühle am Grundteich 1768

Auszug aus der Karte des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel (1763-1775)

Johann Heinrich Daniel Gerlach [19]

NLA WO, K 3 Blatt 5

 

Hochmittelalterliche Klostergründung durch herrschaftsstrategische Stiftung

Zur Geschichte des Zisterzienserklosters Amelungsborn im „Konzern der weißen Möncheist festzuhalten, dass die Abtei an achter Stelle von 51 europäischen Abteien des Zisterzienser-Ordens 1135 als Filiation Morimond - Kamp gegründet wurde.⦋1⦌ [20][25][36][39][41][42][45][46].

Das Kloster konnte am 20. November 1985 auf den 850. Jahrestag seiner ordensrechtlichen Gründung zurückblicken.⦋6⦌⦋7⦌

Nach GÖHMANN ⦋6⦌ muss die „Errichtung des Klosters auf dem Odfeld und sein frühes Schicksal … in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Emporkommen zweier weltlicher Herrschaften gesehen werden, die etwa 300 Jahre lang mit wechselndem Glück und stets als politische Rivalen den größten Teil des Weserberglandes zwischen Weser und Leine beherrscht haben; die Grafen von Everstein und die Edelherren von Homburg“.

Vor diesem Hintergrund muss die weiträumige Anlage des Zisterzienserklosters am Rande des Hochplateaus "Odfeld" auch als eine Grenzmarkierung an der territorialen Westflanke der Festung der Edelherrschaft Homburg gegenüber der Regionalmacht der Grafen von Everstein angesehen werden.⦋3⦌

Das Kloster pflegte vom ersten bis dritten Jahrhundert seiner Geschichte rege Beziehungen zur Römischen Kurie [53][61]

Heute ist der innere Klosterbezirk Eigentum des Klosters Amelungsborn, verwaltet von Abt und Konvent.

 

Luftbild Klosterkirche um 1970 [50]

 

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⦋1⦌ RÖCKENER 1998, S. 2-6, 12-16.

⦋3⦌ GÖHMANN 1991, S. 21.

[6] OSTERMANN/SCHRADER 1985; S. VII.

⦋7⦌ GÖHMANN 1982, S. 7, 23-28.

[9] LGLN: Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen │ GeobasisdatenViewer Niedersachsen.

[19] ARNOLDT/CASEMIR/OHAINSKI 2006, Blatt 16 (K 3 Blatt 5).

[20] MARX/OSTERMANN 2021, S. 122-123.

[25] LVR-LANDESMUSEUM BONN 2017, S. 305, 328-329.

[26] LVR-LANDESMUSEUM BONN 2017, S. 305.

[39] EGGELING 1936, S. 295-309.

[41] KLOSTERKAMMER HANNOVER 2008, S. 154-161.

[42] RAULS 1974, S. 30-33.

[45] NHB 2020, S. 79.

[46] HEINEMANN 1977, S. 275-277.

[50] Fotografie aus RAULS 1974.

[53] HEUTGER 1968, S. 65-68.

[55] GÖHMANN 1983, S. 27.

[61] EGGELING 1936, S. 295-309.