Der Weg ins karolingische Jahrhundert

Klaus A.E. Weber

 

Knauf, Heft, Parierstange eines vornehmen Saxschwertes │ um 800 [5]

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Die Karolinger zählen zum Herrschergeschlecht der westgermanischen Franken, welches ab 751 im Frankenreich bis 987 die Königswürde inne hatte.

Berühmtester Vertreter der Karolinger ist Karl der Große (Carolus Magnus, 747/748-814), der von 768-814 als König des Frankenreiches regierte und am 25. Dezember 800 unter Pabst Leo III. als erster westeuropäischer Herrscher seit der Antike die Kaiserwürde erlangte.

 

Die Schlacht am Brunsberg von 775

Historiengemälde von Hieronymus Sies (1654-1727)

Öl auf Leinwand 1704 [3]

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Mission: Unterwerfung der Sachsen

Seit Mitte des 6. Jahrhunderts waren die Sachsen gegenüber den Frankenkönigen tributpflichtig.

Als um 700 das Frankenreich durch seine innenpolitischen Konflikte geschwächt ist, greifen Sachsen fränkisches Gebiet an und erobern Teile im heutigen Westfalen.

Diskutiert wird, ob der Stammesname "Sachsen" auf den Sax, ein einschneidiges Hiebschwert, zurückgeht.

 

Zwei Saxe als Waffenbeigaben │ 7./8. Jahrhundert

aus einem Gräberfeld in Paderborn [4]

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Mit dem Reichstag zu Worms im Jahr 772 beschließt Karl der Große, in den Krieg gegen die Sachsen zu ziehen mit dem Ziel, sie dem christlichen Glauben zu unterwerfen.

An mehrere Götter glaubend, waren die meisten Sachsen vor ihrer Unterwerfung durch die Franken keine Christen.

Gleich zu Beginn der langwierigen Sachsenkriege von 772 bis 804 lässt Karl der Große das zentrale Heiligtum der Sachsen zerstören, die Irminsul.

Im Januar 775 zog Karl der Große von der nordfranzösischen Königspfalz Querziy in den Krieg gegen die in ländlichen Siedlungen in Mittel- und Norddeutschland in Teilstämmen - Westfalen, Ostfalen, Engern - ohne gemeinsamen König in heidnischer Tradition lebenden Sachsen.[3]

Die Westfalen werden in den Fränkischen Reichsannalen des 8. und 9. Jahrhunderts, den Annales regni Francorum, im Zusammenhang mit der von Karl erfolgreich geführten Schlacht unter dem Brunsberg im Jahr 775 als im westlichen Teil des Siedlungsgebietes der Sachsen lebender Teilstamm erstmals erwähnt.

Der fränkische Sieg in der „Schlacht am Brunsberg“ [3] war ein strategisch wichtiger Erfolg in dem Missionierungsziel.

Einer Legende zufolge Karl der Große nach dem Sieg am Brunsberg beschlossen haben, in dem Gebiet der Sachsen ein erstes Mönchskloster zu errichten.

An einer strategisch günstigen geografischen Lage errichtet Karl der Große im Jahr 776 mit einer Kirche in Paderborn die erste Pfalz (Herrschaftsstützpunkt) auf dem Boden der unterworfenen Sachsen.

 

Blick auf den Brunsberg bei Godelheim │ Oktober 2025

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Von der Schlacht zur Klostergründung

Die strategische Überlegung, zur Festigung des Frankenreiches und als Zentrum christlicher Glaubenverkündigung ein Mönchskloster als Missionszentrum inmitten des sächsischen Stammesgebietes, das von der Weser durchflossen wird, zu gründen, wird Karl der Große als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches zugeschrieben.

Nach seinem Sieg über die Sachsen um 804 bemühte sich Karl der Große um die Christianisierung des Landes, denn es war ihm und seinen Ratgebern klar, "daß der Bestand des Christentums in Sachsen nur mit friedlichen Mitteln und durch Glaubensboten eigenen Stammes gesichert werden konnte.

Deshalb hatte er in Domstifte und Abteien seines Landes junge Sachsen geschickt, um sie für diese Aufgabe heranbilden zu lassen.

Zu demselben Zweck sollte in Sachsen ein Kloster gegründet werden.“[1]

Der angesehene und literarisch gebildete Adalhard der Ältere (um 751/752-826), der als Vetter und zeitweise enger Vertrauter von Karl dem Großen dem kaiserlichen Hof angehörte und ab 821 Abt der im Jahr 662 gegründeten fränkischen Benediktinerabtei Corbie war, hat mehrfach sein Vorhaben, ein Kloster im Land der Sachsen mit einem Platz an der Weser zu gründen, häufiger mit jungen Sachsen besprochen, die in seinem Kloster an der Somme weilten.

Wie HANEMANN [2] ausführte, habe ein junger Sachse namens Theodradus angeboten, „die Überlassung eines als Grundstück geeigneten Grundbesitzes für die neue Ansiedelung auf seinem, im Sollinger Walde gelegenen, väterlichen Erbe zu erwirken“ – doch zunächst sollen sich die Eltern Theodrads geweigert haben, sich auf das Vermittlungsangebot ihres Sohnes einzugehen.

Die Klostergründung zur Missionierung der Sachsen wurde nach dem Tod von Karl dem Großen im Januar 814 in Aachen zunächst zurückgestellt.

Diese Aufgabe sollte durch seinen Sohn und Nachfolger Ludwig der Fromme (778–840) übernommen werden (reg. 814-840).

Auf dem fränkischgen Reichstag zu Paderborn gab er im Jahr 815 seine Genehmigung zur Klostergründung.

 


Welterbe Corvey │ Karolingisches Westwerk

Juli 2023

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

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[1] STÜWER 1967, S. 6.

[2] HANEMANN 1921, S. 1.

[3] Ausstellung „Schlacht am Brunsberg. Aufbruch in eine neue Zeit“ im Jubiläumsjahr „1250 Jahre Westfalen“, 10. Mai – 19. Oktober 2025 im Historischen Rathaus Höxter.

[4] Leihgaben des LWL-Museums in der Kaiserpfalz in der Ausstellung „Schlacht am Brunsberg. Aufbruch in eine neue Zeit“ im Jubiläumsjahr „1250 Jahre Westfalen“, 10. Mai – 19. Oktober 2025 im Historischen Rathaus Höxter.

[5] Exponat im Danevirke Museum im Kreis Schleswig-Flensburg.