Früher mittelalterlicher Think-Tank am Weserbogen

Klaus A.E. Weber

 

Gründung der Abtei vor rund 1.200 Jahren

Die Reichsabtei Corvey entstand als Benediktinerkloster um 822 mit karolingischer Hauptaufbauphase um 800-856 am Südrand des Sollings an der Weser.[32]

Das fränkische Kloster entwickelte sich zu einer der bedeutendsten karolingischen Klostergründungen des mittelalterlichen sächsischen Stammesherzogtums.

Der Aufstieg der Reichsabtei liegt in seiner Bedeutung als Wallfahrtsort, den die Überführung der Reliquien der Heiligen Stephanus und Vitus begründete.

Mit seinem Scriptorium und vor allem aber mit seiner herausragenden Bibliothek wurde Corvey buch- und bibliotheksgeschichtlich zu einem blühenden monastischen Mittelpunkt - zu einem rinflussreichen uund bedeutenden kulturellen, geistigen und wirtschaftlichen Zentrum seiner frühmittelalterlichen Zeit.

Zur Bibliothek und zum Skriptorium der Corveyer Abtei wird auf die Darlegungen von SCHMALOR [3] verwiesen.

Neben der Wissenschaft und Kunst waren auch wirtschaftliche Vorgänge, wie Grundstückserwerbungen durch Schenkungen, Tausch oder Kauf, seit der Gründungsphase von großer Bedeutung.[33]

Gerne wird in der Literatur die Corveyer Abtei mit der im 8. Jahrhundert entstandenen Klosterinsel Reichenau am Bodensee verglichen.

Vor allem die ersten beiden Jahrhunderte, das 9. und 10. Jahrhundert, sowie die Zeit von Abt Wibald von Stablo (Abbatiat 1146-1158) im 12. Jahrhundert gelten als Blütezeiten der kulturellen Leistungen des Klosters.[1][36]

Die Glanzzeit auf literarischem, wissenschaftlichem und geistlichem Gebiet ist, zumindest zu den Anfangszeiten des Corveyer Klosters, auf seinen engen Austausch mit dem Mutterkloster Corbie zurückzuführen.

Das karolingische Jahrhundert kann als das goldene Zeitalter der Corveyer Geschichte bezeichnet werden.

Es hat Corvey zu einer Bedeutung in Sachsen aufsteigen lassen, die nur mit der Stellung Fuldas in Franken und der Reichenau in Schwaben vergleichbar ist.“[2]

Im Spätmittelalter versank das Kloster Corvey jedoch „in einem Sumpf von Unrecht, Eigennutz und Willkür“ unter der Leitung von „unfähigen und völlig ungeeigneten Äbten“.[1]

Infolge der Säkularisation im Jahr 1803 ist Corvey kein Kloster mehr.

Im Hinblick auf die Baumeister und Bauleute der Corveyer Klostergebäude und ihre Namen wird auf die 1973 erschienene Arbeit von SAGEBIEL verwiesen.[15]

Zwar stellt er eingangs fest, dass von den früh- und hochmittelalterlichen Baumeistern keine Namen überliefert sind, kann aber bei verbesserter Quellenlage für die Zeit der Renaissance und des Barocks namentliche Nachweise führen.

 

֍ Hidden Places der alten Abtei

und dem Westwerk Corvey

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

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[1] SCHMALOR 2000, S. 202.

[2] STÜWER 1967.

[3] SCHMALOR 2000, S. 202-206.

[15] SAGEBIEL 1973.

[19] HAASE 1922, S. 15-40.

[32] HAUCK 1967, S. 106-107.

[33] HONSELMANN 1967, S. 161.

[36] HONSELMANN 1967, S. 227.