kolonial - Rohstoff Kautschuk für Industriewaren

Klaus A.E. Weber

 

Koloniale Materialien, wie der nachwachsende Kolonialrohstoffe Kautschuk, hatten für die technische Entwicklung des globalen Nordens eine besondere Relevanz.

Naturkautschuk ist ein aus dem Milchsaft (Latex) verschiedener tropischer Kautschukpflanzen gewonnener, gummiartiger Rohstoff.

Das Vorkommen des Kautschukbaums (Hevea brasiliensis) war ursprünglich auf das tropische Amazonasbecken beschränkt, wo die indigene Bevölkerung Südamerikas den dickflüssigen Pflanzensaft des „weinenden Holzes“ nutzte – als Erfinder des Gummis aus Latexsaft.

Genannt werden darüber hinaus auch die „Leute aus dem Kautschukland“, die Olmeken-Zivilisation in Mesoamerika.

Im 15. Jahrhundert erkannten portugiesische Eroberer als erste die besonderen physikalischen Eigenschaften des thermoplastischen Naturkautschuks.

Heute wird der Kautschukbaum auf intensiv genutzten Plantagen angebaut, hauptsächlich in Südostasien wie auch in Mittel- und Südamerika.

Zunächst war man die Herstellung von Gummi auf natürlichen Kautschuk angewiesen.

Nachdem aber die Herstellung von Gummi durch Vulkanisation von brauchbarem synthetischen Kautschuk 1829 verfahrenstechnisch gelungen und somit Kautschuk in Form von Gummi zu einem wichtigen Werkstoff geworden war, entwickelte sich ein Kautschukboom, einhergehend mit einem Kampf ums Kautschukmonopol.

So entwickelte sich in den frühen 1800er Jahren die erste groß angelegte Kautschukproduktion zunächst in Brasilien im Amazonas-Regenwald um Manaus und Belém.

Später kam Kautschuk als natürlicher Rohstoff durch An- und Raubbau entweder aus Kautschuk-Plantagen in Südamerika oder aus den europäischen Kolonien in Afrika und Südostasien.

Aus den deutschen Kolonien stammte der Großteil des Kautschuks aus Plantagen in Kamerun, gefolgt von jenen aus Deutsch-Ostafrika.

Nicht nur zur Reifenfertigung wurde Kautschuk erforderlich, sondern auch zur Herstellung von Schläuchen und gummierten Stoffen.

Anfang des 20. Jahrhunderts ging der Kautschukboom zu Ende infolge des synthetischen Kautschuks, der billiger und haltbarer als Naturkautschuk war.

 

Die belgischen Kongogräuel

Ein rücksichtslos ausgebeutetes, weil lukratives Agrargut des Kongos war, neben Kaffee und Palmöl, insbesondere Kautschuk.

Von 1885 bis 1908 befand sich der Kongo im Privateigentum des belgischen Königs Leopold II. (1835-1909), der das Land als Kolonie grausam ausbeutete.

Wie die Kongogräuel belegen, gingen die Kolonialherren bei der Kautschukernte äußerst brutal gegenüber der einheimischen Bevölkerung vor.

Im kolonialistischen Ergebnis wurden die Ausfuhrmengen von Kautschuk aus dem Kongo nach Europa von im Jahr 1891 mit 100 Tonnen auf 6.000 Tonnen im Jahr 1901 gesteigert.

Kautschuk am Kongo, 1940