Kolonialrevisionismus & Kolonialismus 2.0

Klaus A.E. Weber

 

Kolonialrevisionismus in der NS-Zeit

Paul H. Kunze: Das Volksbuch unserer Kolonien. Leipzig 1938

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Kolonialrevisionismus

In der Zeit der Weimarer Republik (1919-1933) forderten in der Weimarer Nationalversammlung vertretene Parteien mit Kolonialbefürwortern, die früheren deutschen Kolonien zurück zu erhalten.

Dabei engaierte sich auch Konrad Adenauer für den Kolonialrevisionismus und forderte 1928, das Deutsche Reich müsse unbedingt den Erwerb von Kolonien anstreben:

Das deutsche Volk braucht Kolonien“ – Konrad Adenauer und der Kolonialrevisionismus

Während der Zeit der Nazi-Gewaltherrschaft (1933-1945) lässt der Deutsche Kolonialismus Bestrebungen des Kolonialrevisionismus erkennen.

Zwar hatte mit Ende des Ersten Weltkrieges auch das Deutsche Kolonialreich 1919 formal sein Ende gefunden, dennoch lebten koloniale Denkweisen und Aktivitäten aber weiterhin fort, wie in der der NS-Zeit, wofür sich vor allem Kolonialverbände engagierten, die die junge Generation als Projektionsfläche für eigene Forderungen nach Kolonialrevision betrachteten.[1]

Hierbei waren im Reichskolonialbund als NS-Sammlungsorganisation alle Kolonialorganisationen (u. a. Deutsche Kolonialgesellschaft) zwischen 1933 und 1943 zusammengefasst.

 

Koloniale Spuren in Bonn

Kolonialbegeisterung an der Kölner Universität

Holocaust, Kolonialismus und NS-Imperialismus

Postkoloniale deutsche Kolonialgeschichte

 

Ein Tropeninstitut gegen die Arbeitslosigkeit [2]

Das Schweizerische Tropeninstitut wurde 1943 aus Befürchtung einer Nachkriegs-Arbeitslosigkeit gegründet.

Es sollte die Auswanderung junger Menschen nach Afrika und in die tropischen Regionen der Welt fördern.

Ein Kurzfilm zeigt die Entstehungsgeschichte des Basler Tropeninstituts.

 

Kolonialismus 2.0

Der Kolonialismus lebt topaktuell im globalen Wettlauf um die begehrten Rohstoffe als moderne Form der Kolonialisierung weiter – als „Grüner Kolonialismus“ in Afrika.

Etwa 45 % der Ressourcen für kritische Rohstoffe zur Gestaltung der „grünen Zukunft“ liegen in Afrika.

Es sind vor allem die Metalle für die Elektromobilität, wie beispielsweise jene für Lithiumbatterien.

 

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[1] "Nur wer die Jugend hat, hat die Zukunft" - Umkämpfte Kolonial(re)visionen in der Weimarer Republik - Vortrag von Dr. des. Susanne Heyn, Historikerin und Gewerkschafterin aus Hannover am 20.01.2017 in Göttingen, veranstaltet vom DGB-Kreisverband Göttingen im Rahmen der Ausstellungsreihe „Schwarze Lebensrealitäten in Deutschland — zwischen kolonialen Kontinuitäten und Widerstand“ und der Veranstaltungsreihe "Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus".

[2] Blog-Artikel des Schweizerischen Nationalmuseums vom 07. Februar 2025 von Gabriel Heim, Buch- und Filmautor sowie Ausstellungsmacher. Er befasst sich vor allem mit Recherchen zu Themen der Neueren Zeitgeschichte und lebt in Basel.