Begleitinformationen zur Kolonialgeschichte

Klaus A.E. Weber

 

Hinhören

Ω «Kann der kolonial geprägte Rassismus unserer Gesellschaft überwunden werden?»

 

kolonial. Globale Verflechtungen der Schweiz

֍ Ausstellung des Landesmuseums Zürich │ 13. September 2024 – 19. Januar 2025:

Ab dem 16. Jahrhundert waren Personen und Unternehmen aus der Eidgenossenschaft mit dem kolonialen System eng verflochten.

Einzelne Schweizer Firmen sowie Privatpersonen beteiligten sich am transatlantischen Sklavenhandel und verdienten am Handel mit Kolonialprodukten und durch die Ausbeutung versklavter Menschen ein Vermögen.

Schweizerinnen und Schweizer waren als Missionare auf der ganzen Welt unterwegs.

Andere dienten, getrieben von Armut oder Abenteuerlust, als Söldner in europäischen Heeren, die koloniale Eroberungen machten und den Widerstand der indigenen Bevölkerungen bekämpften.

Aber auch Fachleute aus der Schweiz stellten ihr Wissen in den Dienst der Kolonialmächte.

An den Universitäten Zürich und Genf wurde zudem rassistisches Denken gelehrt, das international verbreitet wurde und der Legitimation des kolonialen Systems diente.

Basierend auf neusten Forschungsresultaten, anhand von konkreten Beispielen und illustriert mit Objekten, Kunstwerken, Fotografien und Dokumenten bietet die Ausstellung im Landesmuseum Zürich erstmals einen umfassenden Überblick über die koloniale Verflechtungsgeschichte der Schweiz.

Mit Aktualitätsbezügen geht sie außerdem der Frage nach, was das koloniale Erbe für die Schweiz der Gegenwart bedeutet.“

 

„Göttingen kolonial. 1870 – 1945“

Sonderausstellung im städtischen Museum Göttingen von 22. September 2024 bis 26. Januar 2025:

Nicht nur Berlin, Hamburg oder Bremen – auch Göttingen hat eine koloniale Vergangenheit: Göttinger Bürger*innen handelten mit Waren aus den Kolonien, organisierten Kolonialausstellungen und –vorträge; in Göttingen stationiertes Militär kämpfte in Kolonialkriegen und Göttinger Professoren setzten sich bis in die Zeit des Zweiten Weltkriegs für die Wiederetablierung kolonialer Herrschaft ein.

Welche Rolle spielte der Kolonialismus zwischen 1870 und 1945 und welche kolonialen Spuren lassen sich bis heute in unserer Universitätsstadt finden?

Diesen zentralen Fragen widmen sich Studierende der Universität Göttingen unter der Leitung von Dr. Karolin Wetjen und Charlotte Prauß.

In Kooperation mit dem Städtischen Museum und der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Iris Olszok erarbeiteten die Studierenden anhand von historischem Quellenmaterial eine Ausstellung zum Kolonialismus in Göttingen.

Anhand von Biographien Göttinger Bürgerinnen und Bürger, wie Hedwig Rohns, Friederike Fricke oder Curt von François, aber auch den Mitgliedern des Göttinger Kolonialvereins, Kolonialwarenhändler*innen und Sammlern erzählt die Sonderausstellung wie alltäglich Begegnungen mit dem Kolonialen waren.

Die Biografien, darunter Göttinger Professoren wie Percy Ernst Schramm und Hans Plischke, zeigen, wie koloniale Ideen entwickelt und verbreitet wurden.“

 

Schweizer Söldner in der niederländischen Kolonialarmee [1]

In den Jahren zwischen 1815 und 1914 dienten rund 7.600 Schweizer Söldner in der niederländischen Kolonialarmee.

Dabei unterstützten sie auf der Suche nach Arbeit und Abenteuer die gewaltsame Expansion des niederländischen Kolonialreiches im Gebiet des heutigen Indonesiens.

 

Der Dreifachmord von Bärschwil [10]

Die globalen Spuren kolonialer Gewalt gegen Ende des 19. Jahrhunderts offenbart ein blutiger Mord im solothurnischen Bärschwil.

 

Karl Bodmer und die "Indianee" [2]

Der Schweizer Künstler Karl Bodmer (1809–1893) war vor allem durch seine Teilnahme an der Expedition des Prinzen Maximilian zu Wied-Neuwied zum Missouri River (1832–1834) und seine eindrucksvollen Zeichnungen und Porträts der amerikanischen Ureinwohner berühmt wurde.

Die von Bodmer angefertigten Abbildungen sind als völkerkundliche Aufzeichnungen des 19. Jahrhunderts zur Lebensweise und zu den Traditionen nordamerikanischer Ureinwohner vor der Massenbesiedlung von unschätzbarem Wert.

 

Sport und Kolonialismus

Was hat eine Ananas mit dem Tennissport zu tun? [3]

Genug, um auf der weltberühmten Tennistrophäe des Herreneinzels der Wimbledon Championships zu sein.

Die Trophäe wird seit 1887 von Sieger zu Sieger weitergegeben und an der Spitze ziert sie eine kleine Ananas.

Dies hängt mit der kolonialen Geschichte des Sports zusammen.

 

Die erste afrikanische Lehrerin der Basler Mission [4]

Das Leben von Catherine Zimmermann-Mulgrave erzählt eine Geschichte vom Handel mit versklavten Menschen und christlicher Missionierung in Westafrika im 19. Jahrhundert.

Und es zeigt, wie es einer afrikanischen Frau gelang, trotz Verschleppung und Ausgrenzung eigenständig und selbstbestimmt durchs Leben zu gehen.

 

Als «King Cotton» die Welt regierte [5]

Baumwolle war der wichtigste Rohstoff des 19. Jahrhunderts.

Doch die wenigsten Künstler interessierten sich dafür.

Zu ihnen gehörte Edgar Degas.

Sein Gemälde eines Baumwollkontors in New Orleans hat es in sich.

 

Grünes Gold aus Niederländisch-Indien [6]

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts suchte das Binnenland Schweiz nach Wegen, um sich die unermessliche Vielfalt der tropischen Botanik nutzbar zu machen.

 

Das Schweizer Geschäft mit Indien [7]

Die Geschichte der Winterthurer Handelsfirma Volkart zeigt, wie stark die Schweiz bereits im 19. Jahrhundert im europäisch kontrollierten Welthandel aktiv war.

Besonders das Geschäft mit indischer Baumwolle bescherte Schweizer Kaufleuten große Gewinne.

 

Fritz Ramseyer: Schweizer Missionar und kolonialer Agent [8]

Britische Kanonen ebneten der Basler Mission im 19. Jahrhundert den Weg nach Kumase, der Hauptstadt des westafrikanischen Asantereichs.

Der Schweizer Fritz Ramseyer spielte dabei eine wichtige Rolle.

 

"Blitz-Kaffee ohne Kanne [11]

Chemiker Max Morgenthaler hat 1937 den bis heute bekannten Nescafé erfunden.

Damit war es möglich, Kaffee zu konservieren. Vorher war das nicht möglich.

Teilweise wanderte der Rohstoff sogar in die Heizkessel von Lokomotiven.

 

Kakao in Ghana: das Rätsel um den Zuchterfolg [12]

Ghana ist der größte Kakaoproduzent der Welt.

Bis zur Unabhängigkeit des Staates an der Goldküste verdiente die Basler Mission am Kakaohandel mit.

Sie war es, die ab Mitte des 19. Jahrhunderts eine landwirtschaftliche Versuchsstation unterhielt und mit mehr oder weniger Erfolg versuchte, die Kakaopflanze zu kultivieren.

 

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[1] Blog-Artikel des Schweizerischen Nationalmuseums vom 08. Oktober 2021 von Philipp Krauer, Historiker an der ETH Zürich. Zusammen mit Bernhard C. Schär erforscht er im Projekt «Swiss Tools of Empire» die Geschichte von Schweizer Kolonialsöldnern in Indonesien.

[2] Blog-Artikel des Schweizerischen Nationalmuseums vom 31. Dezember 2021 von James Blake Wiener, Autor, PR-Spezialist, Historiker und Mitbegründer der World History Encyclopedia.

[3] Blog-Artikel des Schweizerischen Nationalmuseums vom 30. Dezember 2023 von Manda Beck und Michael Jucker, arbeiten bei Swiss Sports History, dem Portal für Schweizer Sportgeschichte, an der Uni Luzern.

[4] Blog-Artikel des Schweizerischen Nationalmuseums vom 12. Juli 2024 von Noëmi Crain Merz, Historikerin an der Universität Basel.

[5] Blog-Artikel des Schweizerischen Nationalmuseums vom 04. Oktober 2024 von Barbara Basting, ehemals Kulturredaktorin, leitet derzeit das Ressort Bildende Kunst in der Kulturabteilung der Stadt Zürich.

[6] Blog-Artikel des Schweizerischen Nationalmuseums vom 18. Oktober 2024 von Gabriel Heim, Buch- und Filmautor sowie Ausstellungsmacher.

[7] Blog-Artikel des Schweizerischen Nationalmuseums vom 22. Oktober 2024 von Pascale Meyer, Historikerin und Kuratorin am Schweizerischen Nationalmuseum.

[8] Blog-Artikel des Schweizerischen Nationalmuseums vom 01. November 2024 von Peter Haenger, freier Historiker mit Forschungsschwerpunkten in Sozial- und Wirtschaftsgeschichte.

[10] Blog-Artikel des Schweizerischen Nationalmuseums vom 12. März 2024 von Philipp Krauer, Historiker an der ETH Zürich. Zusammen mit Bernhard C. Schär erforscht er im Projekt «Swiss Tools of Empire» die Geschichte von Schweizer Kolonialsöldnern in Indonesien.

[11] Blog-Artikel des Schweizerischen Nationalmuseums vom 24. Oktober 2018 von Gabriel Heim, Buch- und Filmautor sowie Ausstellungsmacher; Recherchen zu Themen der Neueren Zeitgeschichte.

[12] Blog-Artikel des Schweizerischen Nationalmuseums vom 29. November 2024 von Pascale Meyer, Historikerin und Kuratorin am Schweizerischen Nationalmuseum.