Rassismus │ Sklaverei │ Zwangsarbeit
Klaus A.E. Weber
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«Kann der kolonial geprägte Rassismus unserer Gesellschaft überwunden werden?»
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber │ Dezember 2024
Die Kultivierung der Kaffeebohne veränderte die Welt mit nachteiligen ökonomischen, sozialen und ökologischen Auswirkungen.
Rassismus und die Aufklärung
Deutlich ist nach wie vor zu betonen, dass es keine biologischen „Rassen“ gibt.
Rassismus und seine Geschichte ist ein globales Verbrechen, basierend auf neuzeitlichen sozialen Konstrukten und Vorurteilen.
Der Frage, wie rassistisch die Aufklärung war, geht im Rahmen der Ausstellung „Was ist Aufklärung? Fragen an das 18. Jahrhundert“ auch das Gespräch der ZEIT [1] mit der Literatur-und Kulturwissenschaftlerin Liliane Weissberg nach unter dem Verweis, dass der Mensch in der Aufklärung zum Forschungsobjekt wird, wo auch Menschen nach Hautfarben typologisiert werden.
Hierzu führt die Kuratorin Weissberg aus:
„Was für die Aufklärung so markant war, so typisch, ist das Ordnen, Katalogisieren, Einteilen und Tabellenschreiben.
Man wollte die Welt in Ordnung bringen.
Heute kommen wir ohne diese Ordnungssysteme nicht aus, auf ihnen beruht unser Wissen, und sie sind ungeheuer praktisch.
Dinge zu ordnen kann aber auch gefährlich sein.
Wenn ich ordne, kann ich klassifizieren, und wenn ich klassifiziere, kann ich dazu verführt werden, Hierarchien zu errichten.
[…] Doch was passiert, wenn man Menschen klassifiziert?
Wenn man sagt, … also dieser Schädel, der sieht eigentlich mehr wie der eines Affen aus, oder?
Über dies Schädellehre führte ein recht direkter Weg zum Rassenwahn des 19. und 20. Jahrhunderts.“
Symbolisierte Fesseln für den Transport afrikanischer Sklaven
Lagos im März 2011
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Verbrechen der Sklaverei sind nach wie vor ein Tabuthema
Vom 15. bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts anhaltend, kennzeichnete die Sklaverei die koloniale Machtausübung gegenüber unterworfenen außereuropäischen Gesellschaften mit dem Ziel einer möglichst effektiven Ausbeutung.
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Sklavenschiff um 1770
Abbildung: Frankfurter Rundschau vom 19. Juni 2018
Menschenhandel - Ein dunkles Kapitel portugiesischer Geschichte
Die südportugiesische Hafenstadt Lagos an der westlichen Algarveküste entwickelte sich aufgrund ihrer strategischen Lage an den wichtigsten Seewegen im ausgehenden Mittelalter zu einem großen maritimen Zentrum, das mit der Westküste Afrikas handelte.
Der Hafen wurde zum Ausgangspunkt zahlreicher Expeditionen portugiesischer Schiffe für Entdeckungen, Kolonisierung und Menschenhandel, initiiert von Heinrich der Seefahrer (1394-1460).
Bronzestatue Infante Dom Henrique von 1960 │ Lagos
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Einhergehend mit ersten afrikanischen Sklavenüberfällen wurde der Hafen im 15. Jahrhundert ein zentraler Anlaufpunkt für Sklavenschiffe aus Afrika und zu einem der Hauptumschlagplätze für die Be- und Entladung der in Afrika gefangenen oder gekauften Sklaven.
Die ersten Sklaven aus Subsahara-Afrika, 235 Sklaven aus Guinea und dem Senegal, wurden in Karavellen 1444 nach Lagos gebracht und noch auf dem Rossio da Trindade am Stadttor von Lagos versteigert, bevor sie in Portugal und in sndere Teile Europas weiter verteilt wurden.
Versklavte Afrikaner aus Westafrika waren die ersten, die in Europa verkauft wurden.
Als sich der Menschenhandel mit afrikanischen Sklaven mit großem Gewinn für die portugiesische Monarchie und die Händler von Lagos entwickelte, wurde auf Befehl von Heinrich dem Seefahrer in Lagos 1444 der erste Sklavenmarkt (Mercado de Escravos) im neuzeitlichen Europa gegründet.
Es war der Beginn der europäischen Beteiligung am atlantischen Sklavenhandel, die mehr als vier Jahrhunderte andauern sollte.
Erst um 1820 sollte der Menschenhandel verboten werden.
Ausgangshafen der Sklaventransporte für den Sklavenmarkt in Lagos/Portugal war die afrikanische Stadt Lagos an der Küste des Golfs von Guinea.
Die afrikanischen Sklaven von Lagos
Beim Bau eines unterirdischen Parkhauses in Valle da Gafaria wurden bei einer Notgrabung im Jahr 2009 zahlreiche Menschen-Skelette entdeckt.
Hierbei handelt es sich um Überreste von 158 zentralafrikanischen versklavten Personen aus Valle da Gafaria.
Exhumiert von einer städtischen Mülldeponie aus dem 15.-17. Jahrhundert vor der mittelalterlichen Stadtmauer von Lagos werden sie in der Universität Coimbra anthropologisch untersucht.
֍ Die Sklaven von Lagos (Forschungsprojekt)
Rekonstruierter Sklavenmarkt in Lagos │ März 2011
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Zeugnis menschlichen Leids
Der Mercado de Escravos befindet sich an der Praça Infante Dom Henrique in Lagos.
Es ist ein historischer Ort, an dem zahllose Menschen in der dunklen Zeit der Sklaverei ihr Leben verloren haben.
Das heute auf dem Gelände des ersten Sklavenmarkt Europas stehende weiße Gebäude hat im Laufe der Geschichte viele Veränderungen erfahren, da es im Laufe der Zeit verschiedenen Zwecken diente.
Der heutige, erst 1691 nach einem Erdbeben, das einen Großteil der Altstadt von Lagos zerstörte, wieder aufgebaute Arkadenbau geht also nicht unmittelbar auf die Ankunft der Sklaven in Lagos zurück, da von 1512 an Sklaven in Lissabon angelandet werden konnten.
Gleichwohl verweist das symbolträchtige Bauwerk mit zwei Etagen auf das grausame wie profitable Geschäft der portugiesischen Monarchie und der Sklavenhändler.
Arkadenbau der rekonstruierten Sklavenhalle in Lagos │ März 2011
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Der untere Gebäudeteil wird als 400 Jahre alt beschrieben, gebaut für den Sklavenmarkt.
Der erste Stock diente militärischen Verwaltungszwecken und ab 1755 als Zollhaus für Lagos.
Seit 2016 ist das historische Gebäude ein Denkmal und ein Museum, das sich der Geschichte der Sklaverei und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft widmet.
Tabuthema Zwangsarbeit im NS-Staat
Der allgegenwärtige, nie wirklich aufgearbeitete Einsatz von Zwangsarbeiter*innen im Deutschen Reich und in besetzten Gebieten eröffnete die „moderne“ Geschichte des Verbrechens der Sklaverei in der Zeit des nationalsozialistischen Faschismus.
Die Zwangsarbeit mit ihrem tödlichen Rassismus wurde zum Motor des NS-Staates, vor allem aber seiner Kriege in West und Ost.
Dabei gab es Profiteure der rassistisch organisierten Hierarchie der Sklaverei, wie
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der NS-Staat
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die Kirche
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die Industrie
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die Landwirtschaft
- die Staatsforsten.
Ausstellungsbaracke │ Juli 2015
Zwangsarbeiterlager "Lenner Lager" 1944-1945
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Zwangsarbeit für die Rüstung im Zweiten Weltkrieg im Raum Eschershausen:
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Holzen am Hils │ Außenlager des KZ Buchenwald
- NS-Rüstungskomplex "Lenner Lager" 1943-1945
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[1] ZEIT 2024, S. 49.