Europäische Länder erlangen Kolonialmacht

Klaus A.E. Weber

 

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Dominanz Europas - Zeit der Gewalt

Die durch europäische Kolonialmächte vorgenommene Kolonialisierung außereuropäischer Gesellschaften reicht mehr als 500 Jahre zurück, einhergehend mit Sklaverei.

Am Ende stellte sich aber europaweit eine weltliche wie kirchlich-katholische koloniale Aphasie ein.

Das 1960 am Fluss Tejo durch das autoritäre Salazar-Regime errichtete Padrão dos Descobrimentos (Denkmal der Entdeckungen) im Stadtteil Belém in Lissabon zeigt in westlicher Ansicht Heinrich den Seefahrer (1394-1460) mit einer Karavelle auf den Armen als Anführer der portugiesischen Entdecker.

Ein weiteres Denkmal befindet sich in der nordportugiesischen Hafenstadt Porto, wo Heinrich der Seefahrer - Infante Dom Henrique de Avis - Ende des 14. Jahrhunderrts als Sohn des portugiesischen Königs Johann I. und seiner Frau Philippa of Lancaster geboren wurde

 

Padrão dos Descobrimentos in Lissabon März 2011

Sockel des Denkmals in Porto │ Oktober 2005

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Im Zeitalter der Entdeckungen während des 15.-16. Jahrhunderts erlangte das katholische Portugal imperialistische Größe als Kolonialmacht durch dem Import von Gewürzen und seiner Dominanz über den europäischen Gewürzhandel, zugleich aber auch als europäisches Zentrum des Sklavenhandels.

Portugal erwarb bis in das 17. Jahrhundert hinein Kolonien in Amerika, Afrika, Arabien, Indien, Südostasien und China.

 

Brasilien war eine portugiesische Kolonie.

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Imperialismus │ koloniale Machtausübung und Ausbeutung │ Genozid

Nach EVANS [3] war das 19. Jahrhundert „die Epoche der europäischen Herrschaft über die Welt“ mit der Supermacht Großbritannien (UK), die „die Herrschaft über die Ozeane hatte“.

Die Zeit Mitte der 1880er Jahre bis zur Jahrhundertwende war eine Phase der Eroberungen.“

Teilweise bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts anhaltend, war die koloniale Machtausübung gegenüber unterworfenen außereuropäischen Gesellschaften gekennzeichnet von Armut, Gewalt, Unterdrückung, wirtschaftlicher Ausbeutung und Rassismus gegen indigene Völker/First Nations, aber auch von deren Widerstand.

Das wird als Kolonialismus bezeichnet - ein nicht nur politisches oder ökonomisches Herrschafts- und Ausbeutungssystem.

Während des Kolonialismus entstand ein bis heute anhaltendes eurozentrisches Weltbild, das Europa als „Nabel der Welt“ darstellte.[1]

Dass der von „weißer Dominanz“ geprägte Kolonialismus vergangener Jahrhunderte bis heute fortwirkt [2], zeigen Themenräume der alltagskulturellen Dauerausstellung.

 

⊚ Zum Anklicken

Schaukasten Kolonialwaren: Erzeugnisse deutscher Kolonien

Sonderausstellung „100% Baumwolle“ 2022-2023

Übersee-Museum Bremen

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◼ Keramikbecher „Guaraní“

nachempfundener südamerikanischer Becher zum rituellen Trinken von Mate-Tee indigener ländlicher Gemeinschaften der Guaraní, die als eines der ersten Völker von Europäern kontaktiert wurden

Das ursprünglich spirituelle Aufgussgetränk wird aus grünen Blätter einer aus Südamerika stammende Stechpalmenart (Ilex paraguariensis) gewonnen.

Die indigenen ländliche Bevölkerungsgruppen Gemeinschaften der Guaraní, für die Land der Ursprung allen Lebens ist, besiedeln in Südamerika weite Gebiete von Paraguay, den Süden von Brasilien und Bolivien sowie das nördliche Argentinien.

Frühneuzeitlich von spanischen und portugiesischen Konquistadoren kolonisiert und unterdrückt, werden ländliche Gemeinschaften der Guaraní heute von Landraub und Abholzung für Sojaanbau mit Unrecht, Rassismus und Gewalt bedroht und ausgebeutet.

So wurde in den letzten 500 Jahren den Guaraní nahezu ihr gesamtes Land im braslianisschen Bundesstaat Mato Grosso do Sul genommen.

 

Baumwolle im Alltag

Zur Kulturgeschichte der Baumwolle, die als globales Handelsgut die Sklaverei auf den Plantagen beschleunigte – nicht zuletzt mit Folgen bis in unsere Zeit:

  • Sonderausstellung “100% Baumwolle” im Übersee-Museum Bremen │ 2022-2023
  • Kleine Sonderausstellung "Schicksalsfaser Baumwolle - Baumwollboom und Leinenkrise" im Historischen Museum Hellental │ 2023

 

Gesetzlich erlaubte Sklaverei in den USA um 1860

Sonderausstellung “100% Baumwolle

Übersee-Museum Bremen │ 2022

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[1] ZEIT 2024, S. 49.

[2] WIEDEMANN 2019.

[3] EVANS in HESSE 2023d.