Das Sammlungskonzept

Museumsleitung

 

Die Sammlungen und die Sammelstrategie des Historischen Museums Hellental (hmh) werden als dynamisch betrachtet, sind also stets neu zu sichten und zu bewerten, müssen sich anpassen und an den ökologischen, sozialen und ökonomischen Ressourcen nachhaltig orientieren.

Die Sammlung ist das Herzstück des [hmh als Gedächtnisinstitution mit den Leitthemen WALD.GLAS.DORF.

Wie alle Museen mit Zeugnissen lokaler und regionaler Vergangenheit unterliegt das im Jahr 2019 konzeptionierte und neugestaltete Regionale LandMuseum einem ständigen Wandel, auf den es jeweils zu reagieren gilt. Hierzu zählt auch die politisch-historische Bildung.

Daher betrachtet das [hmh seine Sammlung und die Sammelstrategie als dynamisch. Sie ist stets neu zu sichten, zu bewerten und muss sich an die sachlichen, personellen, räumlichen und finanziellen Ressourcen anpassen.

Aus konservatorischer Sicht stellt die Sammlung einen heterogenen Objektfundus dar, bei dem fast alle vorstellbaren Werkstoffe vertreten sind.

Was wir heute sammeln, können wir bewahren, morgen erforschen, übermorgen vermitteln und zum lebendigen regionalen kulturgeschichtlichen Gedächtnis entwickeln.

Bei ihrem Eingang in die Sammlung wird der Zustand von Objekten erfasst. In einem weiteren musealen Verwaltungsprozess werden neu erworbene Objekte oder Objektgruppen gemäß der Struktur des Gesamtbestands einer Teilsammlung inhaltlich, kategorial oder gattungsspezifisch zugeordnet.

Dadurch wird das Medium Ausstellung zur sichtbaren und erlebbaren Seite des Museums, die von den drei Leitthemen bestimmt wird.

Hierzu werden Objekte

  • erworben

  • inventarisiert

  • dokumentiert

  • erforscht

  • restauriert

  • konserviert

  • magaziniert

  • ausgestellt

  • vermittelt

  • publiziert

Aufbau und Pflege der Sammlung dienen vorrangig der Öffentlichkeit, weshalb sie öffentlich und der Forschung nach Maßgabe der Museumsleitung zugänglich ist.

Dies setzt prinzipiell voraus,

  • das volle Verständnis für die Bedeutung des Sammlungsgegenstandes, seines Charakters und seiner rechtlichen Stellung (Provenienz)

  • die uneingeschränkte Einhaltung gesetzlicher und anderer Vorschriften und Verfahren (Bedingungen des Erwerbs).

Mit der Bereitschaft zur Sammlungsveränderung umfasst die Analyse der Sammlung

  • das Sammlungsprofil

  • die Sammlungsstrategie

  • die Sammlungspflege

  • die Sammlungsdokumentation.

Der Sammlungsbestand in Verbindung mit der Sammlungsstrategie wird regelmäßig von der Museumsleitung überprüft und aktualisiert, gegebenenfalls auch an die veränderten Ziele des [hmh angepasst.

 

Systematisch und nachhaltig sammeln

Zum aktiven und systematischen Sammlungsaufbau bezieht sich das [hmh auf museumsfachliche Veröffentlichungen.

Dem [hmh obliegt kontinuierlich die Aufgabe, gezielt, verantwortungsvoll und nachhaltig zu Bildungs-, Studien- und Erlebniszwecken zu sammeln mit dem Ziel, die Sammlungen langfristig zu qualifizieren und aktiv weiterzuentwickeln.

Hierzu besteht auf regionaler Ebene eine enge fachliche Zusammenarbeit mit der Archäologischen Denkmalpflege im Landkreis Holzminden (Kreisarchäologie) und dem Kreisarchiv des Landkreises Holzminden.

Die Sammlungen sind stets auch ein Spiegel allgemeiner gesellschaftlicher Wandlungsprozesse.

Für das verantwortungsvolle Sammlungsmanagement ergibt sich daraus, dass in dem Maße, in dem sich die Ziele verändern, sich auch die Sammelstrategie anpassen muss.

Für das [hmh ist das Sammlungsgut

  • eine einzigartige, analog-reale und unwiederbringliche kulturhistorische Ressource

  • eingebettet in ein komplexes und kontrovers diskutiertes Problemfeld

  • kein Wirtschaftsgut, das nach Marktwerten bilanziert und verwertet werden kann

  • dem Markt entzogen, um es für die Öffentlichkeit und folgende Generationen zugänglich zu machen

  • für eine kommerzielle Nutzung ausgeschlossen

  • für einen Verkauf zum Ausgleich von finanziellen Defiziten aus dem Museumsbetrieb ausgeschlossen.

Die Schärfung des Sammlungsprofils kann auch nach sich ziehen

  • eine Reduzierung von Objekten

  • den Ersatz durch qualitativ bessere Stücke

  • die Vermeidung ungenügender inhaltlicher oder ästhetischer Qualität im Vergleich zu anderen Objekten der Sammlungen.

 

Der inhaltliche Wert

Der inhaltliche Wert eines Objekts steht im Mittelpunkt der Sammlung, nicht aber sein monetärer Wert.

Daher wird eine Werterfassung der Sammlung als Ausdruck einer Ökonomisierung von historischen Sammlungsbeständen konsequent abgelehnt.

Die Sammlung von Kulturgütern entzieht sich ihrem Charakter nach als bedeutsame Überlieferung im kollektiven Gedächtnis grundsätzlich dem Prinzip der Wertabschreibung.

 

Sammlungsstrategie

Ausgangspunkt der Forschungs-, Bildungs- und Vermittlungsarbeit des [hmh ist das Vorhandensein einer Kernsammlung originaler Objekte als Zeugnisse der regionalen Kultur – wenn auch oftmals bestimmt vom „Überlieferungszufall“ einer Vergangenheit.

Um vor Ort im Umfeld des Hellentals entdeckte archäologische Fundstücke nicht in dem nicht öffentlich zugänglichen Magazin der kommunalen Denkmalpflege des Landkreises Holzminden „verschwinden“ zu lassen, wird das dokumentierte Lesefundmaterial zumeist in Vitrinen des [hmh öffentlich zugänglich ausgestellt oder im Depot gelagert.

Mit diesem Ansatz werden die archäologischen Objekte am originalen Fundort im Hellental gehalten und können für kulturtouristische Zwecke in der Dauerausstellung öffentlich in Wert gesetzt werden, ebenso aber auch für die eigene dörfliche und regionale Identität in der Sollingregion.

Ergänzend zur archäologischen Sammlung ermöglicht es die private Sammlung von Nachbildungen, im [hmh Exponate zusammenzuführen und zu zeigen, welche als Originale in anderen Museen weit verteilt präsentiert werden.

Dadurch ergeben sich vor Ort zusätzliche Erkenntnismöglichkeiten.

 

Kriterien für Sammlungswürdigkeit

Sammlungsstrategisch erfolgt eine Prüfung, ob sich ein Objekt oder eine Objektgruppe (Originale, Nachbildungen) als Neuaufnahme in die Sammlung mit den Leitthemen WALD.GLAS.DORF eignet.

Für die Bewertung werden die folgenden Kriterien herangezogen. Heraus lassen sich auch Kriterien für eine Nichtaufnahm herleiten.

Das Objekt als Original oder Nachbildung

  • passt ins Sammlungskonzept

  • ist unverzichtbar für das Museumsprofil

  • stärkt die Sammlungsschwerpunkte

  • reduziert eine Schwäche in der Sammlung

  • schließt eine Lücke in der Sammlung

  • ist wichtig, um das Profil des [hmh zu schärfen

  • ist keine Fälschung

  • verfügt über eine Objektgeschichte und ist nach aktuellem Kenntnisstand unproblematisch und die Herkunft nachweisbar (Provenienz)

  • verfügt über klare Eigentumsverhältnisse

  • ist mit den vorhandenen Mitteln transportierbar

  • hat kein unkalkulierbares Gefahrenpotential

  • ist wichtig, ohne jedoch das Museumsprofil zu schärfen

  • ist ohne Bedeutung für das [hmh oder ohne Bezug zur weiteren Sammlung.

Hieraus lässt sich für einzelne Sammlungsbereiche ableiten, dass sie weiter ausgebaut werden, weitgehend abgeschlossen sind oder abgebaut werden.

Die Einführung gänzlich neuer Sammlungsbereiche im Rahmen der Dauerausstellung ist nicht vorgesehen.

In vorhandenen Sammlungsteilbereichen kann es aber zu neuen Fokussierungen kommen.

 

Sammlungsschwerpunkte

Der Sammlungszweck des [hmh ist es, für die Öffentlichkeit

  • eine dauerhafte sachkulturelle Sammlung anzulegen, orientiert an dem Sammlungskonzept mit den Leitthemen WALD.GLAS.DORF

  • Schausammlungen zu erstellen (Schauraum, Schauvitrine)

  • eine Verbrauchssammlung mit Objekten zur Nutzung für museumspädagogische Zwecke, zu Vorführzwecken, zur Nutzung als „Requisite“ verfügbar zu haben

  • wissenschaftliche Forschungssammlung mit archäologischem Fundmaterial zu unterhalten.

 

Sammlungshorizont

Unter Beachtung des Lokal- und Regionalbezugs gründen sich die Sammlungsgebiete des [hmh auf den drei Leitthemen WALD.GLAS.DORF.

Bei der inhaltlichen Ausrichtung gelten folgende lokale und regionale Sammlungsschwerpunkte:

  • Archäologie im Umfeld des Hellentals

  • Glasgeschichte

  • Dorfgeschichte und Alltagskultur in Verbindung mit Forst- und Landwirtschaft.

Bei der Etablierung des [hmh im Oktober 2019 war in beiden Museumshäusern bereits ein gewisser Ausgangsbestand für Teilsammlungsbereiche und Bestandsgruppen vorhanden.

Es waren vornehmlich archäologische, historische und alltagskulturelle Gegenstände aus dem jeweiligen Museumshaus.

 

Objektgruppen der Sammlung und Vermittlung

Das [hmh sammelt glas- und dorfgeschichtlich sowie alltagskulturell regional bedeutsame Gegenstände, Bilder und Dokumente, die der Erforschung, Ausstellung und Vermittlung der lokalen und regionalen Kulturgeschichte, insbesondere der Wirtschafts- und Sozialgeschichte, dienlich sind:

lokal

  • Objekte und Objektgruppen aus dem Hellental als bewirtschaftetes Sollingtal

  • Objekte und Objektgruppen aus dem Migrations- und Arbeiterdorf Hellental

regional

  • Objekte und Objektgruppen aus dem Umfeld des Hellentals und der nördlichen Sollingregion

zeitlich

  • Objekte und Objektgruppen aus der Steinzeit bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts.

Dabei sind Sammlungsobjekte

- im [hmh

  • originale, authentische Artefakte

  • Nachbildungen

  • Modelle

  • Bilder: Gemälde, Grafiken, Fotografien, Druckgrafiken, Postkarten etc.

  • Druckerzeugnisse, wie autoren- und regionalspezifische Bücher.

- im Archiv

  • Archivalien: Dorfgeschichte, persönliche Dokumente und Erinnerungsstücke etc.

  • Bilder: Grafiken, Fotografien, Druckgrafiken, Postkarten etc.

  • Druckerzeugnisse, wie Bücher, Kataloge, Prospekte.

Zu der persönlichen Sammlung zählen im Wesentlichen privat erworbene Sammlungsobjekte

  • aus Keramik (Irdenware) und Nachbildungen historischer Keramiken

  • aus Manufakturporzellan, insbesondere der Porzellanmanufaktur Fürstenberg

  • von Nachbildungen historischer Hohlgläser - vom Orient zum Okzident, vom antiken Luxusgut bis zum Allgemeingut im 18. Jahrhundert.

 

Regionales Kulturgut

Bei den lokalen und regionalen Fundstellen mit ihren archäologischen Hinterlassenschaften im Umfeld des Hellentals handelt es sich um Kulturdenkmale und Geschichtsquellen.

Hierbei dient die Sammlung der archäologischen Bodenfunde als Quelle von Wissen und Identität. Es handelt sich nicht um »nationales Kulturgut« im Sinne des Kulturgutschutzgesetzes vom 6. August 2016.

 

Sammlungsgattungen und Sammlungsbereiche

Sammlungsbereiche I – IV mit Bestandsgruppen und Teilbereichen

Untergliederung der Sammlung:

  • Sammlungsbereich

    • Bestandsgruppe

      • Teilbereich

Die archäologischen, historischen, bibliografischen und alltagskulturellen Sammlungsbereiche mit ihren Bestandsgruppen und Teilbereichen bilden den Kern der regionalbezogenen Sammlung.

Darin spiegeln sich zugleich auch die drei Leitthemen WALD.GLAS.DORF wider.

 

Sammlungsbereich I

Bestandsgruppe Ur- und Frühgeschichte

Sammlung archäologischer Bodenfunde zur Ur- und Frühgeschichte im Umfeld des Hellentals

Bedeutung:

Ur- und frühgeschichtliche Hinterlassenschaften sind im Boden konservierte Artefakte, die als originales Fundmaterial für die archäologische Forschung herangezogen werden können.

Bei den im Verlauf des Hellentals entdeckten Steinartefakten aus nordischem Silex handelt es sich um die bislang ältesten materiell fassbaren Aktivitätsspuren von Jäger-Sammler-Fischergemeinschaften in dem langgestreckten Sollingtal.

Hierzu liegen früh- bis spätmesolithische Steinartefakte als Sammlungskonvolute vor, die aufgrund ihrer Zugangsart „Fundkomplexe aus Feldbegehungen und Ausgrabungen“ als Ganzes betrachtet und zusammengehalten werden.

Das archäologische Fundmaterial wurde 2021/2022 von der Archäologin Nadja Lüdemann vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege in Hannover im Rahmen ihres Dissertationsprojektes an der Georg-August-Universität Göttingen untersucht, das sich mit der regionalen und überregionalen Mesolithikumsforschung in Südniedersachsen befasst.

 

Sammlungsbereich II

Bestandsgruppe Hohl- und Flachglas

Hohlglas

  • Becher

  • Keulen- und Stangengläser

  • Becher auf Stiel

  • Kelchgläser

  • Schalen

  • Schenkgefäße

  • Scherzgefäße

  • Glasvasen

  • Flaschen

  • Fläschchen

  • Alchemie-Gefäße

  • Varia

  • Glättgläser

Flachglas

  • Fensterglas

  • Butzenscheiben

 

Altes Glas │ Waldglas

Sammlung lokaler und regionaler Bodenfunde im Umfeld des Hellentals als materiell fassbare Spuren des Glasmacherhandwerks vom Mittelalter bis zur Neuzeit

Bedeutung:

Fassbare Hinterlassenschaften historischer Zeiten sind im Boden konservierte Fragmente von Glas, Keramik und Metall, die als originales Fundmaterial für die archäologisch-historische Glasforschung herangezogen werden können.

Wie im Gelände lokalisierte Hüttenplätze als Waldglas-Werkstätten belegen, war das Hellental mit seinem Umfeld bereits im späten 12. Jahrhundert, wie auch später während des ersten Drittels des 17. Jahrhunderts und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein für die Waldglaserzeugung wichtiger Raum im früheren braunschweigisch-wolfenbüttelschen Waldgebiet Solling.

Bei allen durch Geländeprospektionen mit archäologischen Lesefunden und Detektorbegehungen greifbaren Standorten handelt es sich ausschließlich um nicht ausgegrabene Oberflächenfundplätze dreier Produktionsphasen temporärer Waldglashütten im Umfeld des Hellentals.

Hier liegen Überreste mittelalterlicher, frühneuzeitlicher Waldglashütten und der letzten Glashütte im Hellental vorindustrieller Zeit als Sammlungskonvolute vor, die aufgrund ihrer Zugangsart „Fundkomplexe aus Feldbegehungen und Ausgrabungen“ als Ganzes betrachtet und zusammengehalten werden. Sie sind auf der Museumswebsite unter FUNDORTSPEICHER online veröffentlicht.

 

Sammlungsbereich III

Bestandsgruppe Alltagskultur

Der Sammlungsbestand umfasst die lebensweltlichen Schwerpunktthemen

  • dörfliche Alltagsgeschichte

  • dörfliche Arbeitskultur

  • Wald- und kleinbäuerliche Landwirtschaft.

Bedeutung:

Die authentischen Objekte handwerklichen, wirtschaftlichen und häuslichen Arbeitens im Waldarbeiter-und Landhandwerkerdorf samt des dörflichen Lebensalltags bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts im Umfeld des Hellentals dienen als originales Sammlungsmaterial auch zur historisch-volkskundlichen Forschung.

Die Sammlung zur Alltagskultur im Hellental widmet sich den regional- und ortsgeschichtlich fassbaren Spuren des landesherrlichen Wirkens von Herzog Carl I. (reg. 1735-1780) im Braunschweiger Land des 18. Jahrhunderts.

Das Dorf Hellental verdankt seine Entstehung im Rahmen des "Fürstlichen Landesausbaus" im 18. Jahrhundert Herzog Carl I. im Zusammenwirken mit seinem Oberjägermeister Johann Georg von Langen (1699-1776) -

Im Zentrum der Sammlung vornehmlich zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Hellentals steht, dass das Sollingtal vom Mittelalter bis zur Gegenwart maßgeblich von der verschiedenartigen Wald- und Holznutzung geprägt wurde und harte Arbeit ein wesentlicher Teil des Hellentaler Alltagslebens im rauen Solling war.

 

Sammlungsbereich IV

Bestandsgruppe Lokale und regionale Literatur

Mit Zugänglichkeit für Dritte besteht eine zweigliedrige Bibliothek mit Spezialbeständen in zwei Teilsammlungen.

 

Teilbereich 1

Schriftsteller mit Dorf- und Regionalbezug

Literaturbestand mit den Autoren

  • Wilhelm Raabe (1831-1910)

  • Heinrich Sohnrey (1859-1848)

  • Hermann Löns (1866-1914)

Bedeutung:

Die drei Schriftsteller haben in ihren Werken die Region und insbesondere „Hellenthal im Solling" als „düsteren Forst", als „Tal der Lieder” und als "fast tirolerisch anmutendes Holzhauerdorf" beschrieben.

Es besteht eine kleine Buchsammlung von Werken des Dichters, Zeichners und Malers Wilhelm Busch (1823-1908), der auch im benachbarten Lüthorst (heute Stadtteil von Dassel) weilte.

 

Teilbereich 2

Altes Wissen - für Forschung und Vermittlung

  • Literatur zur Glasgeschichte

    • Überlassene Privatsammlung von Hans-Dieter Kreft (1951-2021), ehemals Leiter des Besucherbergwerks Osterwald

  • Gesetzblätter │ historische Gesetze und Verordnungen │ 19./20. Jahrhundert │ 51 Bände

    • Bundes=Gesetzblatt des Norddeutschen Bundes (Berlin) 1868, Übersicht

    • Reichs=Gesetzblatt (Berlin) 1871 - 1927

  • Literatur zur Zeitgeschichte

  • Medizinliteratur und Literatur zum Medizinalwesen

  • alte Lexika.

 

Erwerb von Sammlungsobjekten

Die Akquisition eines Objektes oder einer Gruppe von Objekten (Originale, Nachbildungen) für die Sammlung des [hmh und der Umgang mit Bedingungen und Restriktionen obliegen immer im Einzelfall der Museumsleitung.

Hierbei ist der Bezug zu den bereits vorhandenen Sammlungsbeständen immer ein mitentscheidender Gesichtspunkt.

 

Eingangsarten

Eingangsarten für die Sammlung sind

  • Ankauf (Einzel-/Sammelkauf)

  • Schenkung

  • Stiftung

  • Tausch

  • Fund

  • Sonderform: Leihgabe von Museum zu Museum.

Das betreffende Objekt bzw. die betreffende Gruppe von Objekten geht mit dem uneingeschränkten Erwerb in den Besitz des [hmh oder beim privaten Ankauf in den Privatbesitz der Museumsleitung über.

Hierdurch wird das [hmh bzw. die Museumsleitung rechtmäßiger Eigentümer des Objekts bzw. der Gruppe von Objekten.

Sofern in die Sammlung des [hmh aufgenommen, stellen private dörfliche und regionale Schenkungen einen hohen Anteil im Sammlungsbereich III/Bestandsgruppe Alltagskultur dar.

 

Schenkung

Die Schenkung ist ein unentgeltliches zweiseitiges Rechtsgeschäft nach den Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuches (§ 516 Abs. 1 BGB), bei dem die schenkende Person der beschenkten Person einen Vermögenswert unentgeltlich zuwendet.

Das [hmh als Beschenkter muss zustimmen, damit die Schenkung wirksam wird.

Schenkungen und Legate werden dann nicht angenommen, wenn sie mit Auflagen verbunden sind, die das [hmh längerfristig binden, wie beispielsweise eine Ausstellungsverpflichtung.

 

Bedingungen und Restriktionen für den Erwerb

Bei allen Erwerbungen beachtet das [hmh einschlägige Gesetze und Vorschriften und die Ethischen Grundsätze für Museen.

Dabei gelten für das [hmh Bedingungen und Restriktionen, wonach

  • der Erwerb eines Objektes stets im Einklang mit dem Sammlungskonzept stehen muss

  • nur jene Objekte erworben werden, die eine klare und unbedenkliche Provenienz aufweisen

  • Gegenstände zweifelhafter Herkunft nicht angenommen werden

  • keine Verletzung nationaler oder internationaler Gesetze, Abkommen und Konventionen vorliegen darf

  • keine Verletzung von Denkmal-, Natur- und Artenschutz bestehen darf

  • keine Verletzung von Traditionen oder Gefühlen ethnischer oder religiöser Gruppen und Minderheiten vorliegen darf

  • nur jene Objekte erworben werden, die auch in angemessener Weise dokumentiert, konserviert, gelagert oder ausgestellt werden können

  • keine Objekte erworben werden, die nicht frei verfügbar sind, weil an deren Annahme oder Erwerb Auflagen, Bedingungen und Einschränkungen geknüpft sind, die außerhalb des Sammlungs- und Ausstellungskonzeptes des [hmh liegen

  • die Entscheidung für den Erwerb des Objekts auf dem Laufzettel│Zugangsprotokoll für den Eingang schriftlich begründet

Zudem werden die Sammlungsinteressen anderer regionaler Museen und sammelnder Institutionen stets berücksichtigt.

Die klare Abgrenzung zu anderen regionalen Museen und sammelnden Institutionen im Bereich der Sammlung stärkt die Corporate Identity des [hmh.

 

Auswahlkriterien

Die Auswahl eines Objekts ist im Einzelfall mit folgenden Fragen verbunden:

  • Steht das Objekt im Einklang mit der Sammlung und ihren Zielen?

  • Kann das Objekt adäquat behandelt und gelagert werden?

  • Welche Bedeutung hat das Objekt für die Sammlung?

  • Sind die ethischen Grundsätze (Ethische Richtlinien für Museen von ICOM 2010, Washingtoner Erklärung von 1998, Erste Eckpunkte zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten von 2019[1]) eingehalten?

Es gelten folgende Regeln zur Aufnahme von Gegenständen in die Kernsammlungen unter einem oder mehreren der nachfolgend genannten Kriterien.

Damit ist verbunden, dass die Aufnahme eines angebotenen Gegenstandes oder einer Gruppe von Gegenständen von der Museumsleitung auch abgelehnt werden kann, wenn ein Objekt nicht einem oder mehreren Auswahlkriterien entspricht.

 

Zuordenbarkeit und Aussagewert

Es müssen eine Zuordnung und ein Aussagewert im Hinblick auf eine sinnvolle Ergänzung der Sammlungsbereiche in Verbindung mit den Leitthemen WALD.GLAS.DORF bestehen.

 

Provenienz │ Herkunft und Regionalbezug

Bei der Auswahl von Objekten stehen die Herkunft aus dem geografischen Einzugsbereich des nördlichen Sollings und der regionale, soziale und biografische Bezug zur Wald-, Glas- und Dorfgeschichte des Hellentals und seiner Umgebung an erster Stelle.

 

Historische Bedeutung │ Wissenschaftliche Bedeutung

Eng verknüpft mit dem Regionalbezug ist die zugehörige historische Bedeutung und die biografische Information eines Objektes, insbesondere im Zusammenhang mit Menschen oder Anlässen einer bestimmten Zeit im Kontext der Leitthemen WALD.GLAS.DORF.

Erst die umfassende Dokumentation der Provenienz und Objektgeschichte ermöglicht es dem [hmh, einen Alltagsgegenstand als ein kulturhistorisch bedeutsames Sammlungsobjekt zu interpretieren.

 

Ästhetische Bedeutung

Einem Objekt kann aufgrund seiner Gestaltung eine bestimmte ästhetische Bedeutung  zugeschrieben werden, die sich aus verschiedenen Kriterien ergeben kann, wie u. a.

  • handwerkliches Geschick

  • Kunstfertigkeit

  • Originalität von Idee und Ausführung

  • Innovativität

  • Stilrichtung

  • stilistische Reinheit

  • Schönheit (Anmut, Grazie, Pracht, Ausdruck etc.)

  • Qualität des Designs.

Sowohl Gegenstände der Kunst, des Handwerks oder des Gebrauchsdesigns können für das [hmh ästhetisch bedeutsame Objekte sein, ungeachtet dessen, ob sie industriell gefertigt, massenhaft produziert, handgemacht, einmalig oder materiell kostbar sind.

 

Repräsentativität und Seltenheitswert

Die Bedeutung eines Objektes kann in seiner Beispielhaftigkeit gesehen werden, die sich auf verschiedene Ebenen beziehen lässt.

Zugleich kann ein Objekt für das [hmh als selten und repräsentativ bewertet werden auf den Ebenen

  • zeitlich

  • räumlich: lokal, regional, national

  • stilistisch, ästhetisch

  • technisch: Material, Farbe, Form; Herstellung, Funktionsweise, Nutzung etc.

  • sozial: Milieu, Geschlechtsspezifika etc.

In der Repräsentativität eines Objektes kann für das [hmh ein besonderer Schauwert begründet sein, da anhand des betreffenden Objektes oder der Objektgruppe bestimmte Aspekte der Leitthemen WALD.GLAS.DORF besonders gut (im Sinne von idealtypisch) verdeutlicht werden können.

Auch kann ein Gegenstand einen Seltenheitswert haben, so beispielsweise

  • ein Unikat sein

  • ein Prototyp sein

  • besonders ungewöhnlich oder kurios gestaltet sein

  • durch seine außergewöhnliche Schönheit oder handwerklich vollendete Qualität bestechen

  • außergewöhnlich gut bzw. vollständig erhalten sein.

 

Erhaltungszustand

Ein zentrales Beurteilungskriterium ist der Erhaltungszustand (komplett, vollständig, funktionsfähig etc.) und die Verhältnismäßigkeit des konservatorischen Aufwandes bei Erhaltung des Objekts.

Gefahren, die von einem Objekt ausgehen könnten (Kontamination mit Chemikalien, Altöl, Schimmel, Insektenbefall etc.), gilt es zu vermeiden.

Je nach Fragestellung kann die Vollständigkeit, Unversehrtheit, Originalsubstanz oder Funktionsfähigkeit als ebenso wichtig erachtet werden wie der Nachweis von Gebrauchsspuren, Reparaturen und Ausbesserungen bzw. Restaurierungen.

 

Soziale Bedeutung │ Erinnerungs- und Symbolwert

Wenn es in der Wahrnehmung und Deutung innerhalb einer bestimmten Bevölkerungsgruppe oder auch einer Einzelperson eine „höhere“ Bedeutung aufweist und damit identitätsstiftend wirkt, hat das Objekt für das [hmh eine bestimmte soziale, spirituelle oder individuelle bzw. emotionale und sentimentale Bedeutung.

 

Ausstellungsrelevanz │ Attraktivität für Besucher*innen

Die Entscheidung des [hmh für den Erwerb eines Objekts kann aufgrund seiner besonderen Eignung gefällt werden, wenn es zur Präsentation in der Dauerausstellung einen besonderen Schauwert für die Besucher*innen hat.

 

Lagerungs- und Transportfähigkeit

Für das [hmh sind die Lagerungs- und Transportfähigkeit zu überprüfen sowie die Folgekosten für Lagerung, konservatorischer Betreuung und Ausstellung.

 

Vorgehen bei Nicht-Annahme eines Objektes

Als Alternativen zur Annahme durch das [hmh sind in Betracht zu ziehen[3]

  • die Rückgabe an die Anbieterin oder den Anbieter

  • die Weitervermittlung an ein anderes Museum

  • die Einlagerung als „Requisite“ ohne Inventarnummer (z. B. als Objekt zum Anfassen in der Bildungsarbeit oder als Material zur Reparatur ähnlicher Objekte), gelistet in einem gesonderten Inventar.

 

Rückgabe

Eine Rückgabe an die Anbieterin oder den Anbieter erfolgt dann, wenn

  • das Objekt nicht dem Sammlungskonzept oder den Leitthemen WALD.GLAS.DORF entspricht

  • das Objekt dort besser aufgehoben ist und in seinem Kontext verbleibt

  • der konservatorische und/oder restauratorische Aufwand dem dokumentarischen Wert nicht (mehr) entspricht

  • das Objekt in dieser oder sehr ähnlichen Art bereits in der Sammlung vorhanden ist

  • kein anderes Museum für eine Aufnahme in Frage kommt

  • der Erwerb den genannten Auswahlkriterien des [hmh widerspricht.

 

Weitervermittlung

Mit Zustimmung der Anbieterin oder des Anbieters wird ein Objekt vom [hmh an ein anderes Museum vermittelt, wenn

  • es ein Orts- oder Regionalmuseum gibt, zu dessen Schwerpunkten oder regionalem Bezug das Objekt besser passt

  • es ein Spezialmuseum gibt, in dessen Sammlungsgut sich das Objekt besser einfügt

  • das Objekt von nationaler Bedeutung ist und daher für die Sammlung eines überregionalen oder staatlichen Museums in Frage kommt

  • das Objekt in dieser oder sehr ähnlicher Art bereits vorhanden ist

  • für das Objekt kein geeigneter Lagerplatz vorhanden und keine adäquate konservatorische Betreuung gewährleistet ist, die den dauerhaften Erhalt sichern.

Einschränkend ist hierzu darauf hinzuweisen, dass regionstypisch bislang keine Sammlungsabsprachen mit anderen Museen oder Archiven entwickelt werden konnten.

 

Einlagerung

Eine Einlagerung als Verbrauchsmaterial bzw. „Requisite“ oder eine Aufnahme in den Bestand der Reservesammlung des [hmh ist dann möglich, wenn:

  • das Objekt robust und widerstandsfähig ist und sich für die Vermittlungsarbeit eignet

  • in den Sammlungen bereits Objekte dieses Typs inventarisiert sind

  • genügend Platz zur Lagerung vorhanden ist

  • das Objekt als Anschauungsmaterial weiterverwendet werden kann.