Öffentliche Sonderführung
Klaus A.E. Weber
20mal Wasser
Öffentliche Sonderführung - nur mit Anmeldung:
- Sonntag, 20. Oktober 2024, 15:00 Uhr
Treffpunkt: Sollinghaus Weber
Die Führung im Museum der Alltagskultur des Historischen Museums Hellental geht vor Ort der Bedeutung des täglichen Wassergebrauchs nach, denn am Sonntag, den 18. Oktober 2009, war nachmittags unvermittelt ein außergewöhnlicher Notfall in der Trinkwasserversorgung des Sollingdorfes Hellental mit damals rund 300 Einwohner*innen aufgetreten, einem abgelegenen Ortsteil der Gemeinde Heinade:
„Nur noch für drei Tage Trinkwasser“
Die Wasserreserve des Hellentaler Hochbehälters konnte nur noch 4 – 5 Tage Trinkwasser bereitstellen.
Zur Sicherstellung einer einwandfreien Trinkwasserversorgung der Hellentaler Dorfbevölkerung erfolgte vom 20. – 30. Oktober 2009 erstmalig in Deutschland ein aufwändiger Echteinsatz einer mobilen modularen Trinkwasser-Aufbereitungspilotanlage (TWAA 15) des THW-Ortsverbandes Wolfenbüttel.
Die Ultrafiltrationsmodule vom Typ Berkefeld mit UV-Anlage, Chlor- Dosierungsanlage und Flockungsfiltration mit/ohne Aktivkohlestufe hatten eine Leistung von ca. 5 – 10 - 15 m³/h.
Wasserholen an einem Hellentaler Brunnenpfosten
um 1950
© Historisches Museum Hellental
Unser aller Leben wird maßgeblich vom Wasser beeinflusst, teils grundlegend, teils dramatisch.
Ausreichend Trink- und Brauchwasser verfügbar zu haben, wird in den kommenden Jahren zu einer der größten Herausforderungen – in Stadt und Land.
Das Bergdorf Hellental wird erst seit Ende der 1960er Jahre gesichert mit genügend sauberem Wasser versorgt.
Zuvor war es nicht unüblich, auch das Wasser aus dem Hellebach zu nutzen.
Aus dem zentralen Gemeindebrunnen oder von einem Brunnenpfosten wurde Wasser geschöpft und nach Hause getragen.
Diese beschwerliche Aufgabe oblag zumeist Frauen. Nach dem Wasserholen erhitzten sie zuhause das Wasser über dem Feuer des Küchenherdes. Heute wird ganz bequem ein Wasserhahn aufgedreht, denn Wasser als Alltagsressource ist anscheinend grenzenlos verfügbar, zumindest bei uns.
Die Führung im Museum Sollinghaus, ein Zeitzeuge der Geschichte, geht vor Ort der Bedeutung des täglichen Wassergebrauchs nach.
Dabei können Sie die vielfältigen Zwecke von Wasser durch seine frühere Nutzung zur Trinkwasserversorgung von Mensch und Tier und zur Hygiene in dem agrarisch-handwerklichen Gebäudeensemble aus dem späten 19. Jahrhundert entdecken – mindestens an 20 überraschenden Stellen im Haus.
Im „Alten Tal der Glasmacher“ belegen archäologische Zeugnisse den Betrieb von Waldglashütten im Umfeld des Hellentals vom späten 12. Jahrhundert bis zum frühen 18. Jahrhundert.
Dabei kam einst dem Wasser als Betriebsressource eine entscheidende Bedeutung bei der Glasherstellung zu.
Die dominierende Sicht einer scheinbar grenzenlosen Verfügbarkeit des Wassers für die Landwirtschaft, Handwerk und Industrie, aber auch für den Gebrauch im privaten Bereich ist etwa seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zunehmend in Frage gestellt worden.
Zudem haben in den vergangenen Jahren von Menschen verursachte oder beschleunigte Extremwetterereignisse, wie Starkregen, Überschwemmungen, Hitze, Wasserknappheit, Grundwasserrückgang und Trockenheit, aber auch zunehmende Trinkwasserbelastungen durch Schadstoffeinträge, zu Sorgen und einem stärkeren Bewusstsein beim Umgang mit dem Gemeingut Wasser und seinem Kreislauf geführt.