Mit Glas in den Mikrokosmos blicken

Klaus A.E. Weber

 

Glaslinsen als optische Hilfsmittel

Einfache Lichtmikroskope werden um 1600 entwickelt.

Meilensteine:

  • Joseph Fraunhofer (1787–1826) versucht in Benediktbeuern, die Glasschmelze unter wissenschaftliche Kontrolle zu bringen und verbesserte Mikroskope, Fernrohre und Vermessungsgeräte.

  • In Jena gründet Carl Zeiss (1816-1888) 1846 eine optische Werkstätte und stellt ab 1866 gemeinsam mit Ernst Abbe (1840-1905) den Bau von optischen Instrumenten auf eine wissenschaftliche Grundlage.

  • Friedrich Otto Schott (1851-1935) beginnt 1879 die Zusammensetzung optischer Gläser zu erforschen.

  • 1884 wird das Glastechnische Laboratorium gegründet, der späteren Jenaer Glaswerke & Gen., durch Otto Schott, Ernst Abbe, Carl Zeiss und Roderich Zeiss in Jena.

  • 1886 wird das zehntausendste Mikroskop hergestellt, das Robert Koch (1843-1910) zum Geschenk gemacht wird.

 

Um 1900 von Wilhelm Schattenberg

im Schaubezirk Merxhausen

verwendetes Trichinen-Mikroskop

© Historisches Museum Hellental, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Trichinen-Mikroskop │ um 1900

Das 17,5 cm hohe Reise-Lichtmikroskop mit kleinem Objekttisch wurde von dem als Trichinenschauer bestellten Schuhmacher Wilhelm Schattenberg (1873-1956) im ehemaligen Schaubezirk Merxhausen verwendet.

Die Innenseite des mit blauer Stempelfarbe befleckten oberen Kastendeckels weist Inschriften auf, aus denen hervorgeht, dass das Mikroskop von H. Schulze in Stadtoldendorf bezogen und am 05. November 1899 vom Kreistierarzt Dr. Fischer der Herzoglichen Kreisdirektion Holzminden für „gut“ befunden und damit zugelassen wurde.[1]

Zur Trichinenuntersuchung waren standardisiert weitere „Hülfsinstrumente“ vorgegeben, wie beispielsweise als Objektträger zwei „Kompressorien“ aus durch Schrauben gegeneinander zusammendrückbaren Glasplatten.

 

STEINDORFF & Co – seit 1879

  • 1879 gründet der Mechaniker Emil Steindorff in Berlin eine Fabrik für wissenschaftliche Instrumente.

  • 1920 steigt Julius Mandelbaum in die Firma ein.

  • Hieraus entstand aus der Fabrik für wissenschaftliche Instrumente die optisch-mechanische Fabrik Steindorff & Co.

  • 1933 wechselt Julius Mandelbaum seinen Namen in Julius Kaiser und führt seit 1934 das Unternehmen allein.

  • 1939-1945: Nach Angaben von Heinz Kaiser sollen es auch SS-Truppen gewesen sein, die die nach einem Bombenangriff verbleibende Infrastruktur zerstören wollten und somit auch den Betrieb.

  • 1951 wird in den USA eine Firma namens „Steindorff of Amerika Inc.“ gegründet, die die Mikroskope in den USA vertreiben soll.

  • Anfang der 1950er Jahre entwickelt Julius Kaiser in den USA den „Microbe Hunter“, der sich als Mikroskop allerdings nicht etablieren konnte.

  • 1956 stirbt Julius Kaiser.

  

∎ Labormikroskop │ STEINDORFF & Co Berlin │ um 1927

Messing

[hmh Inv.-Nr. 4203

im Jahr 1927 angeschafftes „Familienmikroskop“ der Familie Becker aus Worms [2]

 

∎ Polarimeter │ STEINDORFF & Co Berlin │ Nr. 60275

Messing

[hmh Inv.-Nr. 4204

zur Eiweiß-Zucker-Bestimmung [2]

 

∎ Labormikroskop │ Ernst Leitz Wetzlar│ um 1970

monokular [3]

[hmh Inv.-Nr. 4205

 

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[1] Exponat im Sammlungsbestand des HISTORISCHEN MUSEUMS HELLENTAL │ Mikroskop und Schrifttum dem Heimat- und Geschichtsverein für Heinade-Hellental-Merxhausen e. V. dankenswerterweise von Herrn Günther Schattenberg (Merxhausen) übereignet.

[2] Im März 2024 dem Museum übergeben von Dr. med. Klaus Becker, Internist in Holzminden.

[3] 1975 in der Ludolf-Krehl-Klinik der Universität Heidelberg als Student erworben von Dr. med. Klaus A.E. Weber.