Klostergebäude │ Ost- und Nordtrakt

Klaus A.E. Weber

 

Im Osten und Norden der Klosterkirche bestanden zwei Klosterbauwerke, die kein vollständiges Quadrum bildeten.

Die vorhandenen Klostergebäude wurden vermutlich in einer Kombination aus Stein- und Fachwerkbau errichtet:

  • ein mit 36×9,50 m langgestreckter Osttrakt - als Wohn- und Versammlungsort der Mönche

  • ein schwach gegründeter Nordtrakt - als Wirtschaftsgebäude mit sanitären Anlagen.

Ein Westflügel konnte nicht nachgewiesen werden.

Die freigelegten Klostergebäude „weisen ein einheitliches Material und eine einheitliche Mauertechnik auf“, wobei der Sollingsandstein und Kalkstein aus der gegenüberliegenden Weserregion bezogen wurde.[2]

 

Der Osttrakt

Von dem östlichen Flügel der Klostergebäude ließ sich das genaueste Bild gewinnen, das auch von den verschiedenlich vorgenommenen baulichen Veränderungen bestimmt wurde.

Vier fast gleichgroße Räume, „von denen ein jeder beheizbar war, und zwar jeweils auf eine andere Art“, bildeten ursprünglich den Osttrakt.[1]

Bei dem mehrgeschossigen und in verschiedene Räume unterteilten Ostflügel waren drei Räume mit einer Herdstelle ausgestattet.

Die Räume mit ihren Heizmöglichkeiten könnten dem Konvent als Wohn- und Versammlungsbereich gedient haben, ein Raum für die Krankenversorgung.

Wie ISENBERG [2] hierzu detailliert darlegt, war im südlichsten der Räume unmittelbar nördlich der Herdstelle ein mit einem Bruchsteingewölbe überdeckter Kanal angelegt worden.

Da jeder Raum östlich des Durchflusses jedoch mit einer Heizmöglichkeit ausgestattet war, ist zu vermuten, dass der Ostflügel in erster Linie dem Konvent des Klosters als Wohn- und Versammlungsbereich (Kapitelsaal, Parlatorium, Bibliothek, Sakristei) gedient hat.

Die solide Gründung des Gebäudes lässt überdies nicht ausschließen, daß ein Obergeschoß vorhanden war, in dem der Schlafraum der Mönche (dormitorium) und die Kleiderkammer (vestiarium) untergebracht gewesen sein könnten.“

Trotz aller späteren Veränderungen blieb der Grudriss des Osttrakts weitgehend erhalten.

 

Der Nordtrakt

Wie ISENBERG [5] ausführte, „ergaben die Überreste des Nordtrakts ein weniger vollständiges Bild“ als der Grundriss des Osttraktes, da die Fundamentierung der Grundmauern „von vornherein weitaus schwächer und weniger sorgfältig als im Osttrakt angelegt war“.

Die Nutzung eines flachen, teils unterkellerten Fachwerkbaus des Nordflügels bestand vermutlich vorrangige als Wirtschaftsgebäude.

Es ist naheliegend davon auszugehen, dass hier Nahrungsmittel gelagert und verarbeitet wurden; es sich um ein Vorrats-, Speise- und Küchengebäude handelte.

Ein großer Keller im westlichen Gebäudebereich betrug 7,50 x 7,00 m und nahm etwa ¼ des Nordtrakts ein, ausgestattet mit einer etwa 2,50 x 2,00 m großen Ofenanlage.[5]

Später wurde der Kellerraum auf die Maße 5 x 5 m reduziert und die Eingänge im Richtungsverlauf verlegt.[6]

Der Umbau im Areal des klösterlichen Wirtschaftsgebäudes könnte nach ISENBERG [6] „eher in ursächlichem Zusammenhang mit den reduzierten Bedürfnissen der Mönche von „tom Roden“ in einer Zeit eines allgemeinen Niedergangs des Klösterlichen Lebens stehen und nicht die Folgeerscheinung einer kriegerischen Aktion sein“.

Wie ISENBERG [2] nahe legt, lässt sich aufgrund der Befunde zur Inneneinrichtung „eine Einteilung des Flügels von Westen nach Osten in den Vorratsbereich (cellarium), den Speisesaal (refectorium) und die Küche (cocina) vertreten".

 

Die Warmluftheizung

Im Ost- und Nordtrakt des Klostergebäudes konnten Feuerstellen freigelegt und aufwändige Warmluftheizungsanlagen festgestellt werden, welche "die erwärmte Luft unmittelbar in den zu beheizenden Raum leiteten".[7]

Dabei wies der Ostflügel verschieden aufwändige Heizungssysteme auf.[3]

Unter dem zweiten südlichen Raum des Osttraktes (calefactorium) war nach ISENBERG [2] eine Warmluftheizung eingebaut, die „nicht nur diesen, sondern auch das lediglich durch eine Balkendecke getrennte Obergeschoß beheizt haben“ könnte.

Ein bei den Grabungen freigelegter Grundriss zeigte, dass der nördlichste der vier Räume des Osttrakts durch einen Wandkamin beheizbar war.[4]

 

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[1] ISENBERG 1981, S. 16-25.

[2] ISENBERG 1980 / Gabriele Isenberg: Die Ausgrabung des mittelalterlichen Klosters tom Roden. I & II │ https://www.hvv-hoexter.de/wp-content/uploads/2010/07/Die-Ausgrabungen-des-mittelalterlichen-Klosters-tom-Roden-I-u.-II.pdf.

[3] ISENBERG 1981, S. 16-17, Abb. Rekonstruktionsversuch der Warnluftheizungsanlage des Klosters „tom Roden“, S. 33-34 Abb. Rahmen und Deckel der Öffnung der Warmluftheizungsanlage.

[4] ISENBERG 1981, S. 18.

[5] ISENBERG 1981, S. 21-25.

[6] ISENBERG 1981, S. 25.

[7] ISENBERG 1981, S. 35.