Die St.-Maria-Magdalena-Kirche

Klaus A.E. Weber

 

Blick nach Osten in die einst dreischiffige Basilika

April 2024

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Wie in der Abtei Corvey lag die in rotem Sollingsandstein längsrechteckige erbaute Kirche im Süden der Klosteranlage.

Bei den Grabungsbefunden konnte nach ISENBERG [1][2][4] der Grundriss der Kirche in groben Zügen herausgearbeitet werden, der nicht dem komplizierten Grundriss der karolingischen Klosterkirche von Corvey wiederholte:

  • Das querschiffslose Kirchengebäude war eine flachgedeckte dreischiffige Basilika von 34,80 m Länge (37 m ohne Turm) und 13,20 m (15 m) Breite - entsprechend einem weit verbreiteten Bautypus des 12. Jahrhunderts.

  • Die flache Holzdecke war wahrscheinlich kassettiert oder bemalt.

  • Das 6,80 m breite Mittelschiff schloss im Osten mit einer Halbkreis-Chorapsis ab.

  • Die beiden Seitenschiffe mit einer Fundamentbreite von 1,90 m besaßen vermutlich Konchen, aufgemauert über einem Fundament mit geradem Ostabschluss; vermutlich Apsiden tragend.

  • Die Arkadenbögen wiesen eine Spannweite von 2,30 m auf.

Im Kirchenschiff konnte durch noch zusammenhängende Mauerabschnitte ein Obergaden rekonstruiert werden, für die Mittelschiffsarkaden je zehn Bogenöffnungen.[1][5]

Das Fundament einer Chorschranke fast in der Kirchenmitte zeigt, dass die Klosterkirche in einen 17 m langen Mönchschor und einen ca. 19 m lange Gemeinderaum unterteilt war.

Vor dem Lettner zum Laienraum hin befand sich ein Altar, „von dem noch der nördliche Teil seines Fundaments ergraben werden konnte“. [1]

Die Gemeindekirche wies in den Seitenschiffen entlang der Außenwände steinerne Bankette auf, welche den Gottesdienstbesuchenden als Sitzgelegenheit gedient haben dürften.[1][4]

Nach ISENBERG [4] wurde unmittelbar westlich des Lettners „der Altar für den Gemeinderaum freigelegt, ein rechteckiger, fast quadratischer, nach den liturgischen Vorgaben in den gewachsenen  Boden gegründete Mauerklotz, der dem allgemeinen Fußbodenniveau des westlichen Kirchabschnitt gegenüber um eine flache Stufe erhöht war“.

Das Kirchenschiff wies an der Südseite des Chors zwei Anbauten von jeweils etwa 20 m² Grundfläche auf.

Für den weiter östlich gelegenen Anbau „ließ sich innen in seiner Nordwestecke eine Teilunterkellerung und außen an seiner Südwestecke ein rechteckiger Brunnenschacht nachweisen … Doch deutet die Existenz eines Kellers auf Vorratshaltung hin, was entweder für eine Wohnbehausung oder aber für eine sakristeiartige Nutzung spricht“.[2]

Zur Stellung des Hauptaltars im Osten der Kirche gab es keine Befunde, ebenso keine zum Fußboden, der aus einem Plattenboden bestanden haben dürfte, "der einen älteren Estrich auf Bruchsteinpacklage ersetzte".[5]

 

Aufgemauerte Fundamentreste der Klosterkirche

Altar mit Chorschranke

Mönchschor mit Halbkreisapsis

April 2024

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Westturm der Klosterkirche

Der Klosterkirche war im Westen ein aus rotem Sollingsandstein tief fundamentiertrt, massiv gemauerter, in den Grundmauern fast quadratischer Turm (6,80 x 6,80 m / 11 x 10 m Breite des Mittelschiffs) vorgesetzt, welcher sich zum Kirchenschiff hin durch eine Doppelarkade öffnete.[1][2]

Noch zur gleichen Bauperiode zählend, war der Westturm etwas später errichtet worden.[4]

 

Aufgemauerte Fundamentreste

des massiven Westturms der Klosterkirche

April 2024

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Nebengebäude der Kirche

An der Südseite des Kirchenschiffs konnten im Osten und Westen des Langhauses zwei, offenbar selbständige Anbauten von jeweils etwa 20 m² Grundfläche freigelegt werden.[6]

Für den östlich unmittelbar am Mönchschor gelegenen Annex mit einem 4 x 6 m großen Raum mit einem Plattenboden aus Sollingsandstein „ließ sich innen in seiner Nordwestecke eine Teilunterkellerung und außen an seiner Südwestecke ein rechteckiger Brunnenschacht nachweisen … Doch deutet die Existenz eines Kellers auf Vorratshaltung hin, was entweder für eine Wohnbehausung oder aber für eine sakristeiartige Nutzung spricht“.[2]

Der westlich gelegene, etwa gleich große, nicht unterkellerte Annex mit einem Plattenboden aus Sollingsandstein könnte als Eingang für Gottesdienstbesuchende des Gemeinderaumes gedient haben.

 

_____________________________________________________

[1] ISENBERG 1977 / Gabriele Isenberg: Bedeutende Grabungsergebnisse │ https://www.hvv-hoexter.de/wp-content/uploads/2011/07/Grabungsergebnisse-tom-Roden.pdf.

[2] ISENBERG 1980 / Gabriele Isenberg: Die Ausgrabung des mittelalterlichen Klosters tom Roden. I & II │ https://www.hvv-hoexter.de/wp-content/uploads/2010/07/Die-Ausgrabungen-des-mittelalterlichen-Klosters-tom-Roden-I-u.-II.pdf.

[4] ISENBERG 1981, S. 8.

[5] ISENBERG 1981, S. 11.

[6] ISENBERG 1981, S. 11-13.