Die Kanalanlage

Klaus A.E. Weber

 

Das Wasser der Schelpe entspringt südöstlich von Hohehaus, durchfließt Brenkhausen, um dann einst aus westlicher Richtung in einen aus Buntsandstein errichteten Kanal umgeleitet zu werden [4], welcher entlang des nördlichen Klostertraktes mit Küchen- und Sanitärbereich verlief, um dann in einen Altarm der Weser zu münden.

Nach KOCH [2] orientierte sich am Schelpelauf ein Weg von der Altstadt von Höxter zum Kloster „tom Roden“, „der die Schelpebrücke (pontem dictum scylpruge) querte und auch als Schelpebrückenweg bezeichnet wurde“.

 

Aufgemauerte Fundamentreste

Kanalabschnitt entlang des Nordtraktes

April 2024

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

An den nördlichsten Raum des 45 m langen, knapp 8 m breiten Osttrakts der Klostergebäude schloss mit einem schmalen Vorraum eine zweistromige Kanalanlage in Ost-West-Richtung an, welche in zwei gleichbreiten, ausgemauerten, kellertiefen Kanälen durch das Gebäude führte.[1]

Wie ISENBERG [3] hierzu näher ausführte, bestand die Kanalanlage „aus zwei 7,50 x 1,40 m großen kellerartig eingetieften Räumen, die an ihren Schmalseiten jeweils einen auf die Sohle des Raums hinuntergezogenen Bogen hatten, durch die der von Westen kommende Fluß in das Gebäude eintrat und im Osten wieder austrat.

Ein Strompfeiler, der außen an der Westseite der Kanalanlage zwischen den beiden Bögen errichtet worden war, verteilte das Wasser in beide Keller.“

Wie ISENBERG [1] weiter ausführte, trennte der Durchfluss „den nördlichsten Raum des Gebäudes von allen anderen ab, so da er nur von jenseits des Baches, nicht aber von Osten her durch das Gebäudeinnere zu erreichen war.“

Im südlichsten Raum des Ostflügels „hatte man unmittelbar nördlich der Herdstelle einen Kanal angelegt, der mit einem Bruchsteingewölbe überdeckt war.

Dieser Kanal führte ca. 6 m in den Raum hinein, wobei seine Sohle leicht anstieg, endete dort aber.

Das Wasser, das er in den Raum leitete, musste demnach auf gleichem Wege wieder durch die bogenartige Öffnung in der Ostwand austreten.

Wahrscheinlich lief es in einen umgeleiteten Schelpearm.

Von diesem Schelpearm ist sicher, da er den Osttrakt im äußersten Norden durchflossen hat.“[1]

Die doppelte Kanalanlage erfuhr mehrfach bauliche Veränderungen, wobei der nördliche Teil der Kanalanlage als offener Kanal bestehen blieb, ohne obere Abdeckung.[3]

 

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Kloakenfunktion

ISENBERG [1] deutet die Kanalanlage im nördlichen Teil des Ostflügels als Latrine (necessarium), „da sie in der Regel bei Klöstern am Ende des Osttraktes liegen.

Der nördliche Teil der Latrine konnte offenbar nur von dem abgesonderten nördlichen Raum her benutzt werden.

Wegen dieser Eigenständigkeit lässt der Raum eine Deutung seiner Nutzung als Siechen- (infirmarium) oder Gästehaus (hospitium) am ehesten zu.“

Im Verlauf des Kanalabschnitts entlang des Nordtraktes der Klostergebäude fanden sich zahlreiche Fragmente von Knochen und Keramik.

 

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[1] ISENBERG 1980 / Gabriele Isenberg: Die Ausgrabung des mittelalterlichen Klosters tom Roden. I & II │ https://www.hvv-hoexter.de/wp-content/uploads/2010/07/Die-Ausgrabungen-des-mittelalterlichen-Klosters-tom-Roden-I-u.-II.pdf.

[2] KOCH 2015c, S. 245.

[3] ISENBERG 1981, S. 18.

[4] ISENBERG 1981, S. 24.