HAUSSCHLACHTUNG
Klaus A.E. Weber
© Historisches Museum Hellental, Foto: Mechthild Ziemer
Von der Sau zur Wurst
Zu früheren Zeiten gehörte das Schlachten von Schweinen in den Wintermonaten zum Landleben mit Eigenversorgung dazu.
So war bei der saisonalen Vorratshaltung in privaten Haushaltungen die Hausschlachtung von hervorgehobener Bedeutung, so dass der jährliche Schlachttag einen festen Termin im Jahreskalender einnahm – und stets mit einer ausgelassenen Feierstimmung und nachbarlicher Teilhabe einherging.[1]
Hierbei fiel den Männern eine besondere Aufgabe zu.
© Historisches Museum Hellental, Foto: Mechthild Ziemer
Die jährliche Hausschlachtung im "Sollinghaus" erfolgte im vorderen Bereich der Tenne.
Bei offenem Scheunentor wurde das Schlachten und Abbrühen des Schlachttieres auf dem Innenhof vollzogen.
Hingegen erfolgte die Weiterverarbeitung in den sich anschließenden Räumen des "Sollinghauses".
Hier geht es um die Wurst
Hausschlachtung in Hellental │ 1940er-1950er Jahre
In Hellental nahm früher die jährliche Hausschlachtung einen sehr hohen Stellenwert ein.
Die Hausschlachtung diente dem familiären Eigenbedarf – einzig und allein durch selbst aufgezogene Schweine.
Die Hausschlachtung in Hellental war zumeist eine Schlachtung von Schweinen - außerhalb einer gewerblichen Schlachtstätte.
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Hausschlachtung unter freiem Himmel in Hellental
1940er Jahre
© Historisches Museum Hellental
Die Hausschlachtung erfolgte durch einen Metzger (Schlachter) - in der Regel im Hause des Schweinebesitzers.
Die Schweine waren dann schlachtreif, wenn sie etwa acht Monate alt waren und gute 100 Kilogramm wogen.
∎ Windenbaum
Oberhalb des Toreingangs zur Tenne mit einer Halterung befestigt, diente der Fichtenstamm mit Löchern zum Einstrecken von Pflöcken als Windenbaum bei der Hausschlachtung zum Hochziehen eines bis zu vier Zentner (200 kg) schweren, geschabten Schweins mit Seilen für das folgende Ausnehmen.
Der runde Fichtenstamm weist eine Länge von 3,26 m auf.
[hmh Inv.-Nr. 1238
Fleisch und Würste
Das erschlachtete Fleisch und die hergestellten Würste wurden ausschließlich im eigenen Haushalt verwendet.
Es galten beim Hausschlachten in Hellental strikt einzuhaltende Grundregeln:
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Sowie das Schwein am Haken hängt, wird erst einmal eingeschenkt.
- Frauen haben sich aus der Sichtweite zu entfernen, aber in Rufweite aufzuhalten!
Der Schlachter legte sein Messer zur Seite, wenn er keinen Schnaps bekam.
Die Schweinsblase wurde umgedreht, aufgeblasen und am Kessel ins Wasser gehängt.
Nachmittags wurde dann Wurst und andere Dauerware gemacht.
Hausschlachtung
Schlachter August Timmermann
1940er Jahre
© Historisches Museum Hellental
Arbeitsgeräte und Werkzeuge beim Schlachten
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Eimer und Schüsseln
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Fleischhaken
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Schabglocke
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Schlachtbank
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Schlachtmesser
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Stech- und Schlachtmollen
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Schneidebretter
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Spalter
∎ Schlachtmollen (Mengmulden)
1930er Jahre
Hellental
Blut-/Stechmolle
Lindenholz
Herstellung: Otto Gehrmann
∎ Schöpflöffel und Heber/Schleif
1930er Jahre
Hellental
Schöpf- & Eintauchwerkzeug
Lindenholz
Willi Lessmann und Theo Mengler
beim "Durchdrehen" mit dem Fleischwolf
1950er Jahre
© Historisches Museum Hellental
∎ Schlachtbank
1950er Jahre
Hellental, Haus Hempel
Wie Schnittspuren auf der Schlachtbank aus Buchenholz zeigen, wurden auf dem Holztisch Fleischstücke beim Schlachten eines Hausschweines zerteilt.
∎ Schlachtmesser
1950er Jahre
Hellental, Haus Hempel
Holz, Eisen
gekennzeichnet mit dem eingeritzten Buchstaben "H" (Hempel)
∎ Kleine „Gröppen“ und Emaile-Sieb zur Blutverarbeitung
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[1] MUSEUMSVERBUND SÜDNIEDERSACHSEN 1991, S. 73-77.