1. Jahrhundert v. Chr. – 5. Jahrhundert n. Chr.
Klaus A.E. Weber
Schöpferische Glaskunst im Römischen Reich
Als eine der schöpferischsten Perioden der Glasgeschichte und als absolutes Vorbild für alle folgenden Blütezeiten gilt die römische Epoche - mit ihrer Formenvielfalt und ihrem Verzierungsreichtum an frei geblasenem und geformtem Glas.
Den Aufstieg Roms zur führenden Macht der antiken Welt begleitete ein ungeahnter Aufschwung der Glasherstellung im Mittelmeerraum.
Dabei war die Glaskunst der frühen römischen Kaiserzeit noch von der vielgestaltigen Luxusglasherstellung im ägyptischen Alexandria bestimmt.
Für gläsernes römisches Tafelgeschirr war die intensive Farbigkeit der Gefäße in der frühen Kaiserzeit charakteristisch, entsprechend der hellenistischen Tradition.
Glasgefäße wurden zur attraktiven Handelsware und zum Zeugnis der Überlegenheit der römischen gegenüber der barbarischen Kultur, insbesondere in Grenzregionen.
∎ Römisches Bronzegefäß
Nachbildung
∎ Römische Bronze-Fibel
Nachbildung
Gewandschließe
1./2. Jahrhundert
∎ Römische Pfeilspitzen, vierkantig
Nachbildung
3. Jahrhundert
Vom zerbrechlichen Luxus mit Prunk- und Ziergefäßen
zur Massenware des täglichen Gebrauchs im Haushalt
Soda-Kalk-Glas war im Imperium Romanum einerseits ein „zerbrechlicher Luxus“ mit Prunkstücken, andererseits aber auch eine Massenware für den täglichen Gebrauch in römischen Haushalten.
Glasimporte aus der Zeit um Christi Geburt - als kostbares mediterranes Handelsgut aus Syrien in das Römische Reich bis in die niedergermanische Provinz importiert.
Blüte der Glaserzeugung in römischen Provinzen - wie in den Glaswerkstätten der Koloniestadt "Colonia Claudia Ara Agrippinensium" (CCAA, Köln) - infolge der glastechnischen Revolution durch die Glasmacher Pfeife
Glas formen mit der Glasmacherpfeife:
Folgenreiche technische Neuerung um 50 v. Chr. in der römischen Provinz Syrien - Beginn der manuellen Herstellung von Hohlglas im engeren Sinne – mit Übergang von dickwandigen zu feinen, dünnwandigen Glasgefäßen.
Die aus einem längeren, hohlen Metallrohr bestehende Glasmacherpfeife ermöglichte durch das Mundblasverfahren gläserne Kugelhohlformen zu erzeugen.
Erstmals war dadurch eine große Gefäßvariabilität für unterschiedliche Verwendungszwecke möglich.
Die Glaskunst der Römer blieb für alle folgenden Blütezeiten das absolute Vorbild.[1]
CCAA (Colonia Claudia Ara Agrippinensium)
Das römische Köln, ein Zentrum antiker Glaskunst
Querschnitt durch tausend Jahre antiker Kunst der Herstellung des zerbrechlichen wie kostbaren Gutes
Das Römisch-Germanische Museum Köln besitzt weltweit die größte Sammlung an
-
römischem Glas des 1.-4. Jahrhunderts
- fränkischem Glas
darunter eine große Zahl römischer Luxusgläser, wie in Form geblasene Figurengefäße, Schlangenfadengläser, Schliffgläser und Diatrete.
Römische Glasgefäße ⎸ Nachbildungen
© [hmh, Foto: Christel Schulz-Weber
Römische Glasgefäße
∎ Kugelige römische Doppelhenkelvase/-kanne
Nachbildung
tiefblaues Glas
umgelegter Glasfaden am Hals
RGM 222/2582
3.-4. Jahrhundert n. Chr.
CCAA Köln
∎ Doppelkonisches römisches Glasgefäß
Nachbildung
blaugrünes Glas
betonter Knick in der Gefäßmitte
Mitte bis 2. H. 1. Jahrhundert n. Chr.
Trier, Maar
∎ Zierliches, linsenförmiges römisches Gießkännchen
Nachbildung
Schnabelausguss
Spiralfäden um Hals und Schnaupe
RGM 159/268
um 200 n. Chr.
CCAA Köln
∎ Halbkugeliger römischer Becher
Nachbildung
milchig weißes Glas
senkrecht gestelltes Schliffband
4. Jahrhundert n. Chr.
CCAA Köln
∎ Römisches Tintenfass
Nachbildung
3 Ösen zur Aufhängung
3. Jahrhundert n. Chr.
∎ Römischer Kantharos Lyon
Nachbildung
blaues Glas
1.-3. Jahrhundert n. Chr.
Lyon
Becher
∎ Römischer Trinkbecher
Nachbildung
mit rautenförmigem Fadendekor
2. Hälfte 2. Jahrhundert - Mitte 3. Jahrhundert
westlich des Limes
∎ Römischer Trinkbecher
Nachbildung
Grünglas
1. Jahrhundert
∎ Konischer römischer Becher
Nachbildung
mit 4 Schliffrillen
blau-grünes Glas
wahrscheinlich 3. Jahrhundert n. Chr.
CCAA Köln
∎ Römischer Sturzbecher
Nachbildung
mit Emaille-Fadenauflage
∎ Spätantiker römischer Traubenbecher
Nachbildung
kobaltlaues Glas
vermutlich CCAA Köln
Flaschen und Kannen
∎ Römische Vierkantflasche mit Henkel
Nachbildung
Grünglas
Mainz
∎ Römische zweihenkelige Amphoriske
Nachbildung
Grünglas
2. H. 1. Jahrhundert
Mainz
∎ Römische Henkelkanne ⎸Nachbildung
bauchiger Flaschenkörper, rippenoptisch gedreht
gerippter Bandhenkel mit doppelter Schlaufe am Hals
leicht umgelegter Rand
Hals unterhalb der der Mündung mit weißem Glasfaden umsponnen
leicht eingedrückter Boden mit sichtbarem Nabel
opal-hellgrünes Glas
1. H. 4. Jh. (römische Kaiserzeit)
Köln
∎ Gallo-römische Kanne
achbildung
elegantes Luxusglas für Wein
hellgrünes Glas
Mitte 3. Jahrhundert n. Chr.
Paris
Balsamarien
Zum Aufbewahren von Salben, Ölen und Parfum zur Körperpflege
∎ Römische Parfümflasche
Nachbildung
Grünglas
3./4. Jahrhundert
Trier
∎ Römische Kugelfläschchen
Nachbildungen
Farbglas
9 n. Chr.
Haltern am See
Miniaturporträt des römischen Kaisers Augustus [2][3]
Knapp 5 cm großes, gegossenes "Augustusköpfchen"
Frühes 1. Jahrhundert n. Chr. (27 v. Chr.)
Nachbildung
Römisch-Germanisches Museum Köln
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
„Augustusköpfchen“
Nachbildung
∎ Portraitköpfchen des Kaisers Augustus
63 v. Chr. – 14 n. Chr.
massiver dunkler Kern aus kristallisierter Fritte mit opak türkisgrün überfangenem Glas, wohl ursprünglich in eine Statuette eingesetzt
frühes 1. Jahrhundert n. Chr.
wohl Italien
∎ Hebräischer Trinkbecher
dunkelgrünes Glas
1. Jahrhundert – 2. Jahrhundert n. Chr.
arabisches Replikat
1971
Römische Keramik
∎ Kleine römische Terra Sigilata-Schale
Nachbildung
frühkaiserzeitliches Tafelgeschirr
glatt, ohne Verzierung
1.-2. Jahrhundert n. Chr.
∎ Römischer Terra Sigilata-Napf
Nachbildung
frühkaiserzeitliches Tafelgeschirr
glatt, ohne Verzierung
1.-2. Jahrhundert n. Chr.
∎ Römische Terra Sigilata-Scherbe
Original
Tafelgeschirr
glatt, ohne Verzierung
2./3. Jahrhundert n. Chr.
Trier
∎ Römischer Terra Nigra-Trinkbecher
Nachbildung
irdenes Tafelgeschirr
1.-2. Jahrhundert
Mainz
∎ Römische Terra Sigilata-Öllampe
Nachbildung
Muschel, Hörnchen, Medus
2. Jahrhundert n. Chr.
Köln
∎ Fragment eines römischen Formelements
Original
Ton
2./3. Jahrhundert n. Chr.
Trier
∎ Römische Statuette „Liebespaar“
Nachbildung
Terrakotta
2. Jahrhundert n. Chr.
Köln/Mainz
Therme: Wellness zur Zeit der Römer
Im Schutze des Limes bestand bei Hummetroth im vorderen Odenwald die römische Villa Rustica „Haselburg“ um 130 – vor 260 n. Chr.
Es ist ein repräsentativer Gutshof (3,5 ha) eines Mitglieds der provinzialen Oberschicht - mit Herrenhaus, Portikus, Wirtschaftsgebäuden, großzügigem Badetrakt & Jupitergigantensäule.
Zudem wurden auch Bruchstücke von Glasscheiben und Glasgefäßen gefunden.
Warmluft-Fußbodenheizung des Laubaderaums (Tepidarium) im Hauptgebäude der Römischen Villa Haselburg auf einer Hochfläche im vorderen Odenwald │ Limes
∎ Runde römische Ziegelplatte eines Hypokaustpfeilers
Original
um 130-260 n. Chr.
Höchst/Odenwald
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[1] nach: Museum Kunstpalast – Spot on 07 Düsseldorf 2011.
[2] TRIER/NAUMANN-STECKNER 2016, S. 70-71.
[3] THOMAS 2014.