Die mitteleuropäische Altsteinzeit │ Paläolithikum

Klaus A.E. Weber

 

1,8 Mio.–2200 v. Chr.│BCE

Die Eiszeitkunstwerke des Paläolithikums sind als eine Verbindung von naturalistischer Gestaltung und symbolischem Ausdruck zu interpretieren.

Aus den Höhlen auf der Schwäbischen Alb stammen die mit rund 40.000 Jahren ältesten bislang bekannten figürlichen Kunstwerke der Menschheitsgeschichte.

Vor allem bilden die Urformen die eiszeitliche Tierwelt kunstvoll und detailgetreu ab, so wie das Löwenköpfchen und die Eiszeitfiguren aus dem Vogelherd.[1]

Die Originale der im HISTORISCHEN MUSEUM HELLENTAL gezeigten Nachbildungen des MUT stammen aus Höhlenfundstellen (Grabungen und Nachgrabungen) am Südrand der Schwäbischen Alb (Baden-Württemberg).

Die Figuren wurden vor etwa 35.000-40.000 Jahren - im Aurignacien (Kultur im Jungpaläolithikum) - aus Mammutelfenbein geschnitzt und sind nach heutigem Forschungsstand die ältesten figürlichen Kunstwerke der Welt.

 

Mammut vom Vogelherd

Urform │ Nachbildung

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Mammut vom Vogelherd

~ 35.000 Jahre alt

Mammutelfenbein

Nachbildung

[hmh Inv.-Nr. 2022

Die nicht ganz vollständig erhaltene, durch eindrucksvolle Details gekennzeichnete Mammut-Figur mit seitlichen Ritzmustern wurde in der Vogelherdhöhle im Lonetal 2006 entdeckt.

 

Anthropomorphes Halbrelief

Urform Nachbildung

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Anthropomorphes Halbrelief │“Adorant

~ 40.000 Jahre alt

Mammutelfenbein

Nachbildung

[hmh Inv.-Nr. 2023

Das Elfenbeinplättchen mit der Darstellung eines Mischwesens aus Mensch und Tier wurde 1979 in der Geißenklösterle-Höhle entdeckt.

Auf der Vorderseite ist eine menschliche Figur im Halbrelief zu erkennen.

Wegen der neben dem Kopf erhobenen Armen - eine Anbetungs- oder Abwehrhaltung - wird die Figur als „Adorant“ bezeichnet.

 

Frauenfigur "Venus vom Hohle Fels" [3]

Nachbildung

aus Mammut-Elfenbein geschnitzte Figurine

ca. 43.000 Jahre alt

Original: urmu - Urgeschichtliches Museum Blaubeuren

[hmh Inv.-Nr. 2019

Die nahezu vollständig erhaltene vollplastische Frauenfigur wurde 2008 in der Höhle „Hohle Fels bei Schelklingen“ gefunden.

An Stelle des Kopfes besteht eine quer durchlochte Öse.

Die mit sorgfältig ausgeführten anatomischen Details imponierende paläolithische Figurine gilt als die älteste bekannte Menschendarstellung der Welt ("Venusfigurine").

 

Frauenfigur "Venus vom Hohle Fels"

Nachbildung [3]

älteste bekannte Menschendarstellung der Welt

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Frauenstatuette "Venus von Willendorf" [3]

Nachbildung│ Original-Abguss

ca. 29.500 Jahre alt

oolithischer Kalkstein

Original: Naturhistorisches Museum Wien

[hmh Inv.-Nr. 9019

Bei der im August 1908 bei Bauarbeiten zur Donauuferbahn in Willendorf in der Wachau gefundenen, aus oolithischem Kalkstein symmetrisch geschnitzten, nackten Figurine handelt es sich um eine vollständig erhaltene Skulptur aus der Zeit um 35.000-27.000 v. Chr

Jene Epoche der jüngeren Altsteinzeit (Gravettien) fällt klimageschichtlich in die Abkühlungsphase vor dem zweiten Kältemaximum der Weichsel-/Würm-Kaltzeit - etwa 115.000-10.000 Jahre v. Chr.

 

Irritierend und provozierend bis heute

In jener glazialen Umwelt entstand die einst dick mit der Mineralfarbe Rötel, einem natürlichen roten Farbstoff, bedeckte Statuette in halbsitzender Haltung, mit Gesichtslosigkeit und stark betonten weiblichen Proportionen – ein vollendetes Meisterwerk altsteinzeitlicher Plastik ("Venusfigurine").

 

Frauenstatuette "Venus von Willendorf" [3]

ca. 29.000 Jahre alte Figur

oolithischer Kalkstein

Naturhistorisches Museum Wien

Original-Abguss [2]

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

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[1] Blog-Artikel des Landesmuseums Württemberg vom 21. September 2021 von Fabian Haack.

[2] Abguss der "Venus von Willendorf" aus der exklusiv für die Anthropologische Gesellschaft in Wien vom Original abgenommenen Form, angefertigt unter Kontrolle der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien.

[3] Der Name „Venus“ ist ein sexuell konnotiertes Klischee, eine irreführende Beschreibung aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert.

[4] RUTHE 2023, S. 32-33.