1777 - Protest und Tumult

Klaus A.E. Weber

 

"Schorborn Glas Hütte" um 1745

NLA WO, 4 Alt 10 XIV Nr. 2 │ Ausschnitt 3 Karte Bl. 2 Teil 2

 

Nicht ohne argwöhnischer Beobachtung von Bewohner*innen angrenzender Dörfer soll bereits in der Gründungszeit der Schorborner Glasmanufaktur von der absolutistischen Regierung von Herzog Carl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel (reg. 1735-1780) den angeworbenen Arbeiterfamilien insgesamt eine Fläche von 63 Morgen für Gärten im Solling zur Verfügung gestellt worden sein.[1]

Die zunehmende Brisanz dieser wirtschafts- und sozialpolitischen Staatsintervention des absolutistischen Braunschweiger Hofes und der daraufhin einsetzende Tumult - nur 12 Jahre vor der Französischen Revolution - ist der folgenden Ausführung von RAULS [1] zu entnehmen:

"Als 1774/76 nochmals an zwei Einwohner in Schorborn und an einen in Arholzen je ein bis eineinhalb Morgen im Solling vom Amt Allersheim gegen Erbensinns abgegeben wurden, kam es zu Protestkundgebungen von Deenser und Arholzer Einwohnern, an denen anscheinend der Kaufmann Friedrich heinrich Campe in Deensen (Nr. 15<), ein Bruder von Joachim Heinrich Campe, führend beteiligt war.

Die Eingesessenen befürchteten, daß ihre Weideflächen im Solling eingeschränkt würden.

Am 6. Juni 1777 nachmittags zwischen zwei und drei Uhr zog eine erregte Menge nach Schorborn, riß die Einfriedungen der neuen Gärten nieder und zertrat die Früchte.

Sie Angelegenheit kam vor den Herzog, der ohne Verzug eingriff.

Die Täter mußten die Einfriedungen wieder herstellen und den angerichteten Schaden ersetzen."

 

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[1] RAULS 1983, S. 318-319.