Ein Ereignis, das Weltgeschichte schrieb

Diana Wetzestein │ Klaus A.E. Weber

 

Was hat die Wanfrieder Schlagd mit den ersten Siedlern Amerikas zu tun?

 

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Am 14. Mai 1607 kam Johannes Fleischer als erster Deutscher mit weiteren 104 Männern in Jamestown/Virginia an.

Unter dem Kommando von Captain John Smith (1580-1631) gründeten sie die erste englische Siedlung.

 

Wanfried

Was hat dieses Ereignis, das Weltgeschichte schrieb, mit dem nordhessischen Wanfried zu tun?

Diese Frage beantwortete die Archäologin Beverly A. Straube, als sie im Jahr 2008 der Kleinstadt am Werraufer einen Besuch abstattete.

Bei Ausgrabungen der Überreste des berühmten James Fort, fand sie besondere farbige Bruchstücke.

Die Expertin erkannte darin die Wanfrieder Irdenware, die in Amerika „Werra-Ware“ genannt wird.

Die Herkunft des Fundes ist damit belegt, die Bruchstücke konnten sogar ihrem einstigen Besitzer, dem deutschen Arzt und Botaniker Johannes Fleischer, zugeordnet werden.

Fleischer war der erste Deutsche unter den Siedlern, der 1607 Amerika von Deutschland aus erreicht hatte.

 

Ein Deutscher Arzt im Neuen England

Der in Breslau geborene Sohn eines Pfarrers war 25 Jahre alt, als er von den Verantwortlichen und Geldgebern der „Virginia Company“ für die Expedition ins Neue England angeheuert worden war.

Er sollte vor allem die exotische Pflanzen- und Tierwelt studieren und nach neuen Arzneien suchen.

 

Die Häuptlingstochter Pocahontas

Die Siedler befanden sich auf Indianerland.

Es war das Land Tsenacomoco, wo Powhatan Indianer zu Hunderten in kleinen Dörfern lebten.

Ihr Häuptling war Wahunsonacock, sein Dorf hieß Werowocomoco und seine Tochter war die noch heute sagenumwobene Matoaka, bekannt unter dem Namen Pocahontas.

Sie wurde zur Mittlerin zwischen ihrem Stamm und den Siedlern, da war sie gerade einmal elf Jahre alt.

Bekannt ist eine ihr zugeschrieben Liebesgeschichte mit Captain John Smith.

 

Vom Wanfrieder Hafen in alle Welt

Die Schifffahrt war ein wichtiges Transportmittel dieser Zeit.

Bereits im 16. Jahrhundert legten Schuten auch an der Wanfrieder Schlagd an.

Flussaufwärts wurden sie getreidelt und brachten Fisch, Gewürze und Kaffee mit zum Endhafen der Weser-Werra-Schifffahrt.

Flussabwärts hatten sie Waren aus Thüringen, Sachsen und Hessen geladen, darunter auch die berühmte Werra-Keramik.

Über Bremen gelangte die beliebte Zierkeramik in die Niederlande, nach England und Amerika.

Der Handel mit der Keramik erfolgte lediglich stromabwärts.

Sie wurde in Hessen, Nordwestthüringen, küstennahen Orten der Nordsee und dem holländisch-englischen Seehandelsraum veräußert.

Die Werra-Keramik, die auch in Treffurt, Eschwege, Hann. Münden, Witzenhausen oder Bad Sooden-Allendorf gefertigt wurde, ging als Exportartikel direkt an Bremer und holländische Kaufleute.

 

Töpferhandwerk als Nebenerwerb

An der Werra, von Treffurt bis nach Hann. Münden, hatte die Töpferei eine lange Tradition.

Günstige Tonvorkommen, Wasser- und Holzreichtum bildeten auch in Wanfried das Fundament für die Errichtung von Töpfereien.  

 

Die Sammlung der Helene Brück

Die Wanfrieder Irdenware wird im Museum ausgestellt.

Dort ist die Sammlung der Helene Brück, über 100 gut erhaltene Stücke, einzigartig.

Ein ganzer Raum mit Vitrinen und der kreativen Ausstellung über die gesamte Geschichte.

Darunter die Ausgrabungsstätte, eine Töpferscheibe und ein Magazin „Der Teller der Pocahontas“, das die gesamte Geschichte erzählt.

 

Eine wunderbare Geschichte

In „Der Teller der Pocahontas“, erzählt die Journalistin Diana Wetzestein die Lebensgeschichten der Häuptlingstochter Matoaka, die Pocahontas genannt wurde, und die des Wanfrieder Töpfers Hans Möller.

Die Geschichte fasziniert.

Auch Petra Fesch und Peter Lutz hat das Irdenwaren-Fieber gepackt.

Mit der Kanutour auf der Werra von Heldra bis in die Weser hinein nach Holzminden, lassen sie die Geschichte dieser Reise neu aufleben.

Am 21. Juli 2018 landen sie mit ihrem 5-Meter-Kanu als Captain John Smith und Pocahontas auch am Wanfrieder Hafen an.

Dort werden sie die Irdenwaren in Empfang nehmen, die sie am 04. August 2018 im Museum im Backhaus ⎸Hellental abgeben wollen.

Zuvor legten sie am 03. August 2018 am Bootsanleger des Kanuklubs Holzminden an.

Dr. Klaus Weber wird die Nachbildung der bedeutendsten Keramik der Renaissance am 04. August 2018 am Museum im Backhaus ⎸Hellental in Empfang nehmen, wo sie an einem Glashüttenstandort ebenfalls gefunden wurde.

 

Texte, Fotografien und Plakate:

© Diana Wetzestein

Freie Journalistin

District Managerin

QWAPP-Treffurt

FachwerkAgentur

Schreibwerkstatt Wanfried

 

Die ganze Geschichte lesen Sie im Magazin „Der Teller der Pocahontas – über eine Reise der Werra-Keramik“.