Graslandpfad im Hellental │ Themenweg

Klaus A.E. Weber

 

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Der im Juni 2011 eröffnete »Graslandpfad im Hellental« [1] ist als Themenweg zu jeder Jahreszeit für alle Altersgruppen ein ungewöhnliches Natur- und Kulturerlebnis im Solling.

 

Stationspunkt "Wasser" │ März 2020

© [hmh, Fotos: Klaus A.E. Weber

 

Das Hellental im Herzen des Weserberglandes

Das abwechslungsreiche und faszinierende, lang gestreckte, sanft ansteigende Hellental liegt inmitten des nördlichen Sollings.

Das Grünland zählt zu den schönsten offenen Wiesentälern des Weser-Leineberglandes mit abwechslungsreichem Einblick in die Vielfalt unterschiedlicher Wiesen - gelegen im Landschaftsschutzgebiet Naturpark Solling-Vogler.

Die ästhetisch ansprechende Landschaft des offenen Sollingtals in der historischen Kulturlandschaft "Solling, Bram- und Kaufunger Wald" [2] ist ein reizvolles, von harter menschlicher Arbeit geprägtes Grünlandtal.

In ihm konnte eine beachtliche, kartierte Biodiversität von

  • Gefäßpflanzen

  • Moosen

  • Flechten

  • Pilzen

nachgewiesen werden.

Besonders seltene oder lokal interessante Arten unterstreichen die hervorgehobene Bedeutung des Hellentals für den Pflanzen- und Tierartenschutz.

  • Markante Schattbäume

  • Sträucher

  • Hecken

  • Streuobstwiesen

  • erhaltene Ackerterassen

  • Relikte alter Flachsrotten

runden das typische kulturhistorische Landschaftsbild eines extensiv bewirtschafteten Dauergrünlandes harmonisch ab.

Die vielfach in und um den Glasmacherort Hellental vorhandenen Trockenmauern sind eines der besonderen Elemente der historischen Kulturlandschaft des nördlichen Sollings.

Die an den östlichen Wiesenhängen erkennbaren Spuren linienförmiger Zuleitungsgräben ("Fleuegräben") eines früheren Wiesenbewässerungssystems – zum regulären „Fleuen” wasser- und nährstoffarmer Hangwiesen – sind ein gewässerhistorisch wie kulturlandschaftlich bedeutsames Flächenrelikt in Südniedersachsen.

Auch haben im Hellental einst zahlreiche Kohlenmeiler mit Köhlerhütten gestanden.

Ehemalige Standorte des Holzkohle produzierenden Köhlergewerbes können auf eingeebneten Wiesenflächen im gesamten Talverlauf ausgemacht werden.

Das die Landschaft des Hellentals prägende Fließgewässer ist die teilweise noch naturraumtypische Helle.

Einem Quellgebiet im Hochmoor Mecklenbruch entspringend, durchfließt sie als klarer, schnell fließender Mittelgebirgsbach das lang gestreckte Muldental, teils oberirdisch, teils über Bachschwinden unsichtbar in unterirdischen Karstwasserleitern.

Abhängig vom Niederschlag wird die Helle zudem von zahlreichen Hangquellen gespeist („Tal der 200 Quellen“).

An die geradlinig imponierende Achse des Hellentals legt sich die den Solling querende Grenze des alten braunschweigischen Landes exakt an.

Somit ist der Naturraum des „Hellentaler Grabens” auch beispielhaft dafür, wie seit dem frühen Mittelalter im südniedersächsischen mittelgebirgigen Bergland ausgeprägte natürliche, landschaftliche Kammerungen die Linienführung von politischen Grenzverläufen beeinflussten.

Im späten Mittelalter folgten dem „Hellentaler Graben“ Territorialgrenzen zwischen dem

  • Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel

  • Hochstift Hildesheim

  • Fürstentum Calenberg

  • später Kurfürstentum/Königreich Hannover.

Durch den natürlich vorgegebenen Tiefenverlauf des Helle-Baches hat sich seit historischer Zeit ein beachtenswerter Grenzverlauf manifestieren können.

Gau-, Diözesen- und wechselnde Landesgrenzen haben sich an die topographischen Gegebenheiten der Landschaft des Hellentals gehalten.

Noch heute sind zahlreiche der um 1901 gesetzten steinernen Herrschaftszeichen (Grenzsteine) des historischen Grenzverlaufes im Talgrund entlang der Helle – im Dorf noch heute „Die Grenze“ genannt - bis zu ihren südlichen Quellgebieten vorhanden:

  • Diözesangrenzen

  • Forstgrenzen

  • Amtsgrenzen

Bis zum 31. Dezember 2005 verlief entlang dieser Linie die Grenze zwischen den beiden Regierungsbezirken Hannover und Braunschweig; noch heute werden durch sie die Landkreise Holzminden und Northeim voneinander getrennt.

 

Natur- und Kulturerlebnis im offenen Grünland

Geologisch betrachtet ist das Hellental ein Highlight des Naturparks Solling-Vogler in der Solling-Vogler-Region (SVR) im Weserbergland.

Im Verbund mit dem HISTORISCHEN MUSEUM HELLENTAL vermittelt der einzigartige Natur- und Kulturerlebnispfad die natürlichen und kulturhistorischen Besonderheiten des Hellentals im Solling/Weserbergland.

 

Themenweg

Strecke: ca. 2,6 km │ Höhe: 285-375 m │ Dauer: ca. 1,5 Stunden

֍ 3D-Flug SVR

 

Der im Juni 2010 als Naturerlebnispfad konzipierte »Graslandpfad« macht die natürlichen und kulturhistorischen Besonderheiten des Hellentals als Lernort im Nordostsolling für Besucher und Wanderer erfahrbar - in Kombination mit einem Besuch im Historischen Museum Hellental.

Das große "Eingangsportal" zum Hellentaler »Graslandpfad« befindet sich in unmittelbarer Nähe zum LandHotel Lönskrug, wo ein Wanderer-Parkplatz ausgewiesen ist.

Besonders Familien und Kinder ansprechend führt der Naturerlebnispfad durch das malerische Sollingtal.

Über 12 (Mitmach-)Stationen vermitteln nicht nur Wissen über die Entstehung, Nutzung und die Artenvielfalt des idyllisch gelegenen Grünlandes und der besonderen Kulturlandschaft, sondern laden auch zur sinnlichen Wahrnehmung und zur Bewegung in der Natur ein.

Entlang des Rundweges können Besucher*innen und Wanderer anhand von Informationstafeln und aktiver Informationsvermittlung die verschiedenen Grünlandtypen und deren Bewohner kennenlernen.

Zudem erfolgen Hinweise zu den vielfältigen kulturhistorischen Landschaftselementen in dem abgelegenen Sollingtal.

 

Stationspunkt 12 │ April 2020

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Am Wegesrand laden attraktive Ruheplätze zum Verweilen ein, sodass der etwa einstündige Rundweg mit genussvollen Ruhepausen zum kurzweiligen Natur- und Kulturvergnügen wird.

 

Stationspunkt "Durch den Rahmen geblickt" │ April 2020

Sitzgelegenheit mit Fernblick

© [hmh, Fotos: Klaus A.E. Weber

 

Literatur

Wandern mit Löns - Das romantische Tal der Helle. In: BLIESCHIES 2013: Im schönsten Wiesengrunde. Quellen, Bäche und Täler im Solling. Holzminden 2013, S. 8-17.

 

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[1] Im 17. Juni 2011 wurde in Hellental vom damaligen niedersächsischen Umweltminister Hans-Heinrich Sander und dem ehemaligen Landrat Walter Waske der in Niedersachsen bislang einmalige "Graslandpfad im Hellental" feierlich eröffnet - im Beisein von Gerhard Ross, stellvertr. Gemeindebürgermeister Heinade, Bernd Wengel, Leiter KVHS Holzminden, Dr. Klaus A.E. Weber, Ortsheimatpfleger Hellental und Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins für Heinade-Hellental-Merxhausen e.V. und Thomas Meyer, Vorsitzender des Solling- und Verkehrsvereins Hellental. Der Graslandpfad wurde 2010 vom Landkreis Holzminden/Naturschutz in Zusammenarbeit mit der Kreisvolkshochschule Holzminden, dem Naturpark Solling-Vogler in Zusammenarbeit mit dem ehrenamtlichen Hellentaler Ortsheimatpfleger Dr. Klaus A.E. Weber konzipiert und eingerichtet.

[2] NHB 2020, S. 82-83.