Älteste, noch im Originalzustand erhaltene Porzellanbrennöfen Mitteleuropas

Klaus A.E. Weber

 

Wiederentdeckung│Freilegung│Untersuchung│Dokumentation│Rekonstruktion

Fürstenberg besitzt aus der Zeit des Herzogs Carl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel die ältesten, noch im Originalzustand erhaltenen Porzellanbrennöfen Europas mit den Versuchsöfen ab 1747-1752.

Im archäologischen Befund wird der Erhaltungszustand der Brennofenanlage um 1748 abgebildet, bevor die Porzellanmanufaktur aus der Alten Mühle und dem Alten Brennhaus in das alte Jagdschloss von Fürstenberg verlegt wurde, wo die vorhandenen Bauwerke bereits als Wohn- und Arbeitsräume der Manufaktur genutzt wurden.[1]

 

Abschlußarbeiten

Juli 2011

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

2006 - Wiederentdeckung

Bei Abrissarbeiten eines alten Stallgebäudes am Alten Brennhaus war man im Jahr 2006 auf im Erdreich verborgen gebliebene bauliche Relikte gestoßen.

Vor den geplanten Umbau- und Sanierungsvorhaben wurde im Sommer 2006 der Archäologe Herbert B. Gardner-McTaggart mit den erforderlich gewordenen bauhistorischen und archäologischen Untersuchungen beauftragt.

Bei vorgegebenem, engem Zeitrahmen konnte hierbei von dem gesamten Gebäude-Ensemble allerdings nur der vordere Gebäudeteil des Brennhauses untersucht werden.

Die verschütteten Bauabschnitte des unterteilten alten Brennhauses wurden bei Baggerarbeiten zur Vorbereitung der Errichtung eines vorgesehenen Supermarktes freigelegt und entpuppten sich als bedeutendes archäologisches Bodendenkmal, das ursprünglich vereinfachend in einen alten Steinbruch gesetzt worden war.[1]

 

Freilegung │ archäologische und bauhistorische Untersuchung

Nach Grabungsarbeiten in den Jahren 2009-2012 konnten in dem Alten Brennhaus dank des ehrenamtlichen Einsatzes von Sonja König und Stefan Krabath die ältesten, noch im Originalzustand erhaltenen Porzellanbrennöfen mit erhaltenen Zug- und Feuerungskonstruktionen in Mitteleuropa freigelegt und archäologisch erforschten werden (Brennofen I-III).[1][2]

 

Zwei Räume - drei Brennöfen

in fast unberührtem Erhaltungszustand von 1747/1748

Wie bis zum Ende des 18 Jahrhunderts für den Porzellanbrand mit mehrstufigem Brennprozess üblicherweise gebaut, handelt es sich bei den freigelegten Reststrukturen des Brennhauses mit drei Brennöfen um den liegenden, „Wiener“ oder „Deutschen“ Ofentyp.

 

Ost-westlich

ausgerichteter

Hauptofen

Ofen III

Gebäude A [1]

Glattbrandofen,

südliche gegen

ehemalige

Steinbruchwand

gefügt

Juni 2008

© [hmh, Fotos: Klaus A.E. Weber

 

Bandeisen

Stabilisierung der

Ofenkammer

Museum Schloss Fürstenberg

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Eingebrochener

Feuerungskanal [1]

Juni 2008

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Brnnofen I

Brennofen II

abgeteilter Raum

Gebäude A [1]

lose aufgelegte

Backsteinreste

zur Flammenführung

Juni 2008

© [hmh, Fotos: Klaus A.E. Weber

 

Dokumentation Rekonstruktion

Der Berliner Spezialdienstleister TrigonArt Ingenieurbüro Thomas Bauer hat im Auftrag des Freundeskreis Fürstenberger Porzellan e.V. die vergleichsweise gut erhaltenen Porzellanbrennöfen vollständig mit einem hochpräzisen Laserscanner 3D-vermessen und fachwissenschaftlich dokumentiert.

Nach der Erstellung einer virtuellen Rekonstruktion des Brennhauses wurde ein physisches Modell der Versuchsanlage im Maßstab 1:20 in der Sonderausstellung “Luxus in Scherben - Fürstenberg und Meißen archäologisch betrachtet” vom 31. März 2012 bis zum 12. August 2012 im Museum der Porzellanmanufaktur erstmals vorgestellt.[4][5]

 

⊚ Zum Anklicken

Detailausschnitte

3D-Modell der

Langofenanlage

um 1748-1752

rekonstruiert nach

archäologischen

Grabungsergebnissen

und historischen

Aufzeichnungen

Feuerung an der

vorderen Schmalseite

Übereinander

gestapelte

Brennkapseln

mit Brenngut

Museum Schloss Fürstenberg

© [hmh, Fotos: Klaus A.E. Weber

 

Keramische Brennkapsel

Ausstellung 2012 [5]

Museum Schloss Fürstenberg

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

_________________________________________________________________

[1] KÖNIG/KRABATH 2010, S. 135-138.

[2] KÖNIG/KRABATH 2017.

[3] Internet-Präsentation des Freundeskreises Fürstenberger Porzellan e.V.

[4] KRABATH 2021.

[5] TAH vom 30. März 2012.