Selbstversorgung

Klaus A.E. Weber

 

Die Betriebsgemeinschaft der Hüttenbewohner*innen versorgte sich in der Regel selbst.

Zu ihrer Ernährung betrieben sie nahe ihrer Glashütte eine „kleine Landwirtschaft“ mit Viehhaltung (Schweine, Ziegen) und Gartenbau,

Auch wurden in der Nähe der Glashütte kleine Ackerflächen angelegt.

Im näheren Umfeld des Betriebsgeländes im Hellental wurden wahrscheinlich schlichte Wohngebäude des Glasmachermeisters und der Hüttenbelegschaften angeordnet; Wirtschaftsgebäude und Stallungen kamen hinzu.

Die Unterkünfte für die Glasmacher und für das von ihnen gehaltene, wenige Vieh dürften eher dürftig gewesen sein.

Am Beispiel der um 1200 betriebenen Waldglashütte „Bremer Wiese“ lassen sich Überlegungen zur Selbstversorgung mittelalterlicher Glasmacherfamilien im Umfeld des Hellentals herleiten.

Zeittypisch wurde auf einer ebenerdigen Feuerstelle gekocht.

Das einfache Koch- und Tafelgeschirr bestand wahrscheinlich aus Ton (Gebrauchskeramik) oder Holz.

Die eher spärliche Alltagsküche der Glasmacherfamilien dürfte zeittypisch bestimmt und die Kochstelle mit Kugeltöpfen und Grapen (Dreibeintöpfe) zum Zubereiten von Speisen am offenen Feuer ausgestattet gewesen sein.

Getreide war als Grundnahrungsmittel - als Grundstoff für Brot und Brei - für das Überleben unverzichtbar.

Winterfester Roggen war das wichtigste Brotgetreide (Schwarzbrot), Hafer das wichtigste Breigetreide ("Haberbrey" als Morgenspeise).

Die Küche dürfte sich als fleischarm (Frischfleisch) bei geringer Variationsbreite erwiesen haben, wobei es spekulativ bleiben muss, ob es gelegentlich frischen Fisch aus dem Helle-Bach gab. Für „muos“ wurden vermutlich Erbsen, Linsen und Bohnen verwandt.[63]

Der Fund zweier stufig abgedrehter Spinnwirtel aus dem »Bodenarchiv« der Glashütte „Bremer Wiese“ belegt, dass hier von Glasmacherfamilien textiles Handwerk ausgeübt wurde.

Die Spinnwirtel gewähren somit einen alltagsgeschichtlichen Einblick in die soziale Gruppe von Glasmachern im mittelalterlichen Solling.

Es ist anzunehmen, dass in der glasgewerblichen Kleinsiedlung von Glasmacherfrauen und/oder Kindern Handspindeln zum Garnspinnen eingesetzt wurden, um Textilien des täglichen Gebrauchs auf der abgelegenen Waldglashütte selbst herzustellen.