Vielseitige handwerkliche Aktivitäten

Klaus A.E. Weber

 

Innovative Metallverarbeitung und wachsender Wohlstand

Neben Steinmetzarbeiten und dem Holzvorkommen aus den ausgedehnten Wälder bestimmten reiche Erzvorkommen hauptsächlich in Nordetrurien die wirtschaftliche und kultuerelle Entwicklung im etruskischen Kerngebiet, denn es gab beträchtliche Lagerstätten von Kupfer, Eisen, Blei und Silber, in geringerem Maß von Zinn.⦋17⦌

In der Umgebung von Vetulonia, Populonia und Volterra bestand ein Erzbergbau.⦋17⦌

Hier konnte Kupfer, Eisen, Zinn und Silber abgebaut und ein geschätztes Metallhandwerk betrieben werden - mit Populonia als Zentrum der Verarbeitung.

 

Versilberte etruskische

Bronzeflasche

ornamentale Verzierung

4.-3. Jahrhundert v. Chr.

Römisch-Germanische

Zentralmuseum Mainz

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Etruskische Amphora

mit Ständer

Aphrodite auf Schwan

Grab in Vulci

4. Jahrhundert v. Chr.

Römisch-Germanische

Zentralmuseum Mainz

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Vielerorts entstanden Bronzewerkstätten, in denen Kupfer mit Zinn zu Bronze legiert und Bronzegegenstände gegossen oder getrieben wurden.⦋17⦌

Aus Bronze wurden Schmuck, Waffen, Gefäße, Geräte, Statuetten und Statuen gearbeitet, wobei die Werkstätten im 8. Jahrhundert v. Chr. eine erste Blütezeit erreichten.

Unter dem Einfluss orientalischer und griechischer Importe kam es dann im 7. Jahrhundert v. Ch. zu einer Vielzahl neuartiger Formen und Verzierungen.

Wie das Einzelwerk einer Statuette aus Bronze einer kleinen etruskischen Tänzerin der Zeit um 520 v. Chr. vor deutlich Augen führt, waren es vor allem die Goldschmiedekunst und die Bronzegießtechnik, die hochentwickelt waren und hervorragende Schmuck- und Kunstgegenstände hervorbrachten.

Als versierte Metallbearbeiter und "Herren des Eisens" beherrschten die Etrusker mit ihren Verhüttungsanlagen und Metallwerkstätten schon früh die Metalltechnologien (Legieren, Schmieden, Gießen), insbesondere die Eisenverhüttung und -verarbeitung.

Dies ermöglichte ihnen in den Wirtschaftskreislauf der Antik einzutreten.

Der antike Handel mit Metallen (Bronze, Eisen), teils als Rohstoffe, teils als hochgeschätzte Fertigprodukte in Form von Metallgeräten, machte die Etrusker wohlhabend, wobei mit Metallexporten insbesondere Handel mit Griechen und Phönikern bzw. um 600-500 v. Chr. mit den Punier in Nordafrika (Karthago) und in der Levante betrieben wurde - mit einem Höhepunkt erst im 5. Jahrhundert v. Chr.

 

Etruskischer Bronzehelm

Antikenmuseum Basel

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Goldarbeiten und Meisterleistung in der Technik der Granulation

Mit der Goldschmiedekunst und der Herstellung filigraner Schmuckstücke begann das "goldene Zeitalter" der Etrusker, wobei orientalische Motive und Techniken übernommen wurden.

Da es keine natürliches Goldvorkommen in Etrurien gab, gelangte das Edelmtall erst mit dem Schiffshandel im östlichen Mittelmeergebiet nach Italien.

Als weltberühmt und einzigartig gilt dabei die etruskische Goldschmiedekunst mit ihrer antiken Technik der Granulation und höchst filigranen, detaillreichen Ausarbeitung.

Bei dem aus dem vorderen Orient erlernten Handwerk der Granulation werden zur Verzierung kleinste Goldkügelchen bis Staubkorngröße aufgebracht.

 

Etruskischer Goldschmuck - Filigran- und Granulationstechnik

 

7 → Körbchenohrring

zwei Sphingen als Bekrönung

6. Jahrhundert v. Chr.

8 → Körbchenohrring

6. Jahrhundert v. Chr.

Badisches Landesmuseum

Schloss Karlsruhe

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Fingerringe

Kunsthistorisches Museum

Wien

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Kopfschmuck: Totenkranz

Goldfolie, geprägt

auf Goldblechstreifen montiert

3. Jahrhundert v. Chr.

Kunsthistorisches Museum

Wien

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Schlangenfibel

1. Hälfte 7. Jahrhundert v. Chr.

Kunsthistorisches Museum

Wien

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

In Tongefäßen reisten Kulturprodukte - wie Wein und Öl

Die fruchtbaren Böden Etruriens erlaubten in Verbindung mit der künstlichen Bewässerung eine intensive landwirtschaftliche Nutzung, die eine der Quellen des etruskischen Reichtums darstellt.

Seit der Etruskerzeit ist die Toscana ein Rebenland (prominente Weinsorte: Sangiovese ⦋70⦌).

Aus dem Osten wurde die Sitte übernommen, bei Tisch auf einem Sofa zu liegen ⦋57⦌ und dabei als genussfrohe Feinschmecker mit Ziegenkäse aromatisierten Wein zu trinken.

Überhaupt war der etruskische Käse begehrt; Fleisch konnte sich wohl nur die Oberschicht leisten.

Die breite Palette etruskischer Ernährung wurde zudem bestimmt von

  • Getreide (Emmer),

  • Gemüse (Bohnen, Erbsen, Linsen)

  • Obst (Granatäpfel für Reiche).

 

Auf der Kultivierungsgrundlage von aus Griechenland und aus dem östlichen Mittelmeerraum (Phönikern) eingeführten Kulturpflanzen (Olivenbäume, Weinstöcke), konnte landwirtschaftlich ab dem 7. Jahrhundert v. Chr. Olivenanbau und Weinbau betrieben werden; vom ausgehenden 7. bis ins frühe 5. Jahrhundert v. Chr. wurde Wein und auch aus Öl hergestellte parmümierte Salben exportiert, Wein wurde auch bis nach Südfrankreich verschifft.⦋18⦌⦋26⦌

 

Etruskischer Doppelseiher

Weinsieb

6.-5. Jahrhundert v. Chr.

Kunsthistorisches Museum

Wien

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Damit einhergehend wurde in der Folge eigens zur Aufbewahrung, zum Transport und zum Verzehr von Öl und Wein in verschiedenen Töpferwerkstätten teils hochwertige Tonware hergestellt und verhandelt (exportiert) - unterschiedliche Tongefäße, wie Vorratsbehälter, Küchenware und Tafelgeschirr.⦋18⦌⦋27⦌⦋67⦌

 

Buccerokeramik

Bandhenkelamphora

mit Riefendekor

Caere/Cervteri

Mitte 7. Jahrhundert v. Chr.

Kunsthistorisches Museum

Wien

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Buccheroware

Um etwa 675/650 v. Chr. trat eine typische, spezifisch etruskische Keramikgattung in Erscheinung.⦋67⦌⦋68⦌

 

Schale│Bucchero

Kunsthistorisches Museum

Wien

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Das markante Zeugnis der schwarzen etruskischen Keramik wird als “Bucchero” ⦋65⦌ bezeichnet.

Die Bucchero-Ware zeichnet sich durch ihre Eleganz in den Formen, eine tiefschwarze, glänzende Oberflächenfärbung (Metallcharakter imitierend) und den besonderen Dekor in Form figürlicher Stempel oder in Form von eingeritztem oder reliefartigem Dekor aus.⦋36⦌⦋63⦌

Diese Keramik war in der Blütezeit der etruskischen Stadtstaaten im 7. und 6. Jahrhundert v. Chr. weit verbreitet und als Exportware begehrt - im 7. Jahrhundert v. Chr. schwerpunktmäßig hergestellt zunächst in Cerveteri, dann in Vulce im 6. Jahrhundert v. Chr. sowie im Landesinneren (Chiusi, Cortona, Orvieto).

Der aus früher Herstellung stammende Bucchero fine war durch seine metallische Härte, die Dünnwandigkeit des Tonmaterials und die Schwärze im Inneren charakterisiert.

Etwa ab 630 v. Chr. erfolgte in Südetrurien eine rege Herstellung etruskischer Amphoren als Transportbehälter für Wein.⦋27⦌

Bereits im späten 8. und in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts v. Chr. waren bedeutende Keramikwerkstätten in den aufblühenden, handelsaktiven südetruskischen Küstenstädten entstanden (Vulci, Tarquinia, Cerveteri).⦋35⦌

 

"Schwarze" Kunst

spezifische Etruskerkeramik

mit Metallcharakter

Eleganter, dünnwandiger Kantharos

Bucchero fine

Vulci

Letztes Viertel 7. Jahrhundert

bis erstes Viertel 6. Jahrhnudert v. Chr.

Antikenmuseum Basel

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

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⦋17⦌ BUBENHEIMER-ERHARDT 2017, S. 32.

⦋18⦌ BUBENHEIMER-ERHARDT 2017, S. 33-35.

⦋26⦌ PRAYON 2015, PRAYON 2017, S. 30-34.

⦋27⦌ PRAYON 2015, PRAYON 2017, S. 17-24.

⦋35⦌ PRAYON 2015, PRAYON 2017, S. 84-110.

⦋36⦌ PRAYON 2015, PRAYON 2017, S. 103-104.

⦋57⦌ siehe hierzu: Terrakottafiguren als Schmuck von Urnen und Sarkophagen.

⦋63⦌ CAMPBELL 2018, S. 18-135.

⦋63⦌ BADISCHES LANDESMUSEUM KARLSRUHE 2017.

⦋65⦌ port./span. für "wohlriechende Töpfererde".

⦋67⦌ BADISCHES LANDESMUSEUM KARLSRUHE 2017, S. 90-94.

⦋68⦌ BADISCHES LANDESMUSEUM KARLSRUHE 2017, S. 156-157 Abb. 60, 61.

⦋70⦌ Sangiovese ist die wichtigste und häufigste Rotweinrebe aus Italien (auch Brunello oder Brunello di Montalcino genannt).