Oskar Luther (1850-1922)

Klaus A.E. Weber

 

© Historisches Museum Hellental, Foto: Mechthild Ziemer

 

»Luther-Schenke«│ »Lutherhaus«

19./20. Jahrhundert in Holzminden

 

Gastwirt Oskar Luther (1850-1922)

  • Geboren am 25. August 1850

  • Junger Kellner in der Pariser Gastronomie

  • 1870er Jahre wieder in Holzminden

  • 1878 Heirat mit Auguste Siemon (geb. Weddig), Witwe von Eduard Siemon (Betreiber der Schankwirtschaft „Bierhaus“ in Holzminden) │ Übernahme der Gaststätte in der Mittleren Straße 3

  • 1880er Jahre: Gaststätte „Lutherschenke“ │ 1920er Jahre: Gaststätte „Lutherschänke“

  • 1892 zunächst Verpachtung, dann 1899 Verkauf an Wilhelm Lehnhoff, Oberkellner bei Oskar Luther

  • 1894 wird unter Wilhelm Lehnhoff die „Lutherschenke“ als gastliche Stätte „in der Mitte der Stadt gelegen“ beworben

  • 1900 Eröffnung der Gaststätte „Lutherhaus“ in der Fürstenberger Straße 64, Holzminden

  • 1902 Verpachtung an den Stiefsohn Christian Siemon

  • 1904 empfiehlt Christian Siemon „sein gut eingerichtetes Restaurant nebst schönem Garten dem reisenden Publikum bestens“

  • 1922 versterben Oskar Luther und Auguste Luther │ Übernahme des „Lutherhauses“ durch Sohn Fritz Siemon (*1886)

  • 1963 gibt es die „Luther-Schenke“ nicht mehr │ Übernahme der Schankwirtschaft „Lutherhaus“ durch Alfred Winkler für etwa 10 Jahre


In Ermangelung eines Stadtmuseums in Holzminden wurden folgende Objekte für die sachkulturelle Austellung das Historischen Museums Hellental erworben,

 

Hohlboden-Seidel „O. Luther“ │ „0,5 L“ │ ~ 1880

Biergläser, der Glasfabrik Georgshütte Boffzen

 

Gastronomieporzellan │ Tischgeschirr „O. Luther“

  • Tischgeschirr „Lutherhaus“ │ Bodenmarke BAUSCHER WEIDEN (B│W) │ 1881 Gründung der "Gebrüder Bauscher Porzellan - Fabrik am Bahnhof Weiden (Bayern)“ │ mit zusätzlichen Bodenmarken:

Heinrich Rehn Holzminden

Diedr. Lindemann Hildesheim (Großhandel mit Glas, Porzellan, Hausgerät)

F.m.W. 15 │ 1938 │ Fabrikdekor

F.m.W. 24 │ ½ stark │ 1938 │ Fabrikdekor │ Prägestempel „F 24“

 

Bittbrief von Robert Jordan

vom 05. Juli 1885 an Oskar Luther

© Historisches Museum Hellental, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Bittbrief von Robert Jordan an Oskar Luther [3]

 

Robert Jordan                                                                          Holzminden, den 5 Juli 1885

Holzminden

Geehrter Herr Luther,

seit langer Zeit habe ich nicht die Ehre gehabt, für Sie zu arbeiten und möchte daher heute die ergebene Bitte an Sie richten, sich doch vorkommendenfalls meiner gütigst erinnern zu wollen.

Ich nehme zu dieser Bitte Veranlassung, da nach dem stattgefundenen Halbjahreswechsel doch jedenfalls sich wieder etwas Material für mich gesammelt hat und würde auch fernere Arbeiten sowie die sonderen, welche hoffentlich zu Ihrer Zufriedenheit ausgefallen sind, prompt erledigen, umso mehr da ich noch in Ihrer Schuld stehe.

Es ist für mich sehr schwer, hier meine Familie bei so sehr geringem Verdienste der Agenturen durchzubringen, weshalb ich, da wie Sie wissen, auch viel freie Zeit dabei übrig ist, mich mit schriftlichen Arbeiten befassen muß.

Es wäre mir sehr lieb, wenn Sie recht bald  Veranlassung nehmen würden, mich wieder zu beschäftigen und sehe darum diesbezüglichen Nachrichten mit Vergnügen entgegen.

Inzwischen zeichne ich

Mit besonderer Hochachtung

Rob. Jordan

 

In der Familie des Kaufmanns Robert Jordan und Auguste Breustedt kam am 11. September 1885 im Mühlgraben 6 in Holzminden Carl Benedikt Arnold Robert Jordan zur Welt – der spätere Lehrer, Journalist und Schriftsteller.[1][2]

Carl Benedikt Arnold Robert Jordan (kurz: Robert Jordan) wuchs in Braunschweig auf.

Nach dem Besuch des Lehrerseminars war er 1909–1918 in Mühlenberg im Solling als Lehrer tätig, ab 1919 in Braunschweig.

1918 war Robert Jordan nach Braunschweig zurückgekehrt.

Er wurde Journalist und 1919–1920 Redakteur (Feuilleton) der „Braunschweigischen Morgenzeitung“.

Beim „Braunschweigischen Kurier“ war er 1920–1921 Hauptschriftleiter.

1929-1934 war Robert Jordan Dramaturg am Staatstheater Braunschweig.

Seit 1923 fungierte er als Theater-, Musik- und Kunstkritiker der „Braunschweigischen Staatszeitung“.

Er lieferte nicht nur Kritiken, sondern auch treffsichere Porträts der Bühnenkünstler.

Dem Theater zugewandt, gab Robert Jordan 1931–1933 die „Bühnenblätter“ heraus und wurde Komödiendichter.

1930–1933 war er der Herausgeber der Jahrbücher des Landestheaters Braunschweig.

Robert Jordan verfasste eine große Anzahl von Romanen und Novellen und Jugendschriften über historische Themen.

So gab er die Jugendbücherei „Der Appelhans“ heraus.

1947 erhielt Robert Jordan die Raabe-Plakette und 1955 Zu seinem 70. Geburtstagdie Goldene Ehrenplakette der Stadt Braunschweig.

Zu seinem 65. Geburtstag war ihm bereits 1950 die Festschrift der Literarischen Vereinigung Braunschweig gewidmet worden.

In der Zeppelinstraße 2, seinem Braunschweiger Wohnhaus, erinnert heute eine Bronzetafel an ihn, die zu seinem 100. Geburtstag angebracht wurde.

Die Gedenkplakette trägt neben seinem Porträtrelief die Inschrift: „Hier lebte von 1923 bis zu seinem Tode 1970 der Schriftsteller und Dichter Robert Jordan".

Robert Jordan war am 04. Juli 1970 in Braunschweig verstorben.

 

Marmor-Gedenktafel │ 1922

längsoval auf ehemals stehendem Grabstein

Holzminden

Hier

ruhen in Gott

Auguste Luther

geb. Weddig

* 22. April 1848

† 29. Jan. 1922.

Oskar Luther

* 25. Aug. 1850

† 11. Nov. 1922.

 

Porträt

unbekannte junge Dame │ 1895

© Historisches Museum Hellental, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Porträtstudie einer jungen Dame │ 1895

gerahmte Kreidezeichnung auf Papier

handsigniert: Gustav Luther

datiert: 03. April 1895

 

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[1] https://www.braunschweig.de/leben/stadtportraet/stadtteile/oestl_ringgebiet/R_Jordan.php.

[2] CREYDT 1988b, S. 43-45.

[3] Transkription: Christel Schulz-Weber, Hellental.