Spätmittelalterliches und neuzeitliches Brotbacken

Klaus A.E. Weber

 

Backofen im 16. Jahrhundert [4]

 

Backhäuser und Backstuben mit Einschuss-Backöfen

 

Backofeninszenierung im Schloss Stirling Castle

Schottland │   ⃒  Juli 2018

© [hmh, Foto: Wolfram Grohs

 

Handschrotmühle │ 17./18. Jahrhundert

Europäisches Brotmuseum │ Ebergötzen │ April 2017

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Mittelalterlicher Lehmbackofen

mit direkter Innenraumbefeuerung

Im frühen und hohen Mittelalter bestanden zumeist kleinere, eher kugelförmige Lehmbacköfen mit geringer Haltbarkeit.

 

Mittelalterlicher Lehmkuppelofen mit Verschluss durch ein Holzbrett

Lehmbackofen mit rückwärtig angefügtem Backgewölbe

Rekonstruktion eines Mittelalterhauses │ 1. Hälfte 13. Jahrhundert

Stadtwüstung Nienover │ Mai 2010

© [hmh, Fotos: Klaus A.E. Weber

 

Freistehende Backöfen

Innenbefeuerung │ kleinere Hofstellen │ Feldbacköfen

Auf spätmittelalterlichen Hofanlagen (um 1250-1500) wurden Backöfen/Backhäuser als Nebengebäude errichtet - wegen der hohen Brandgefahr abseits des Hofes.

 

Nachbau eines freistehenden Backofens mit Ziegelsteinkuppe │ 17.-20. Jahrhundert

Kreismuseum Syke │ Oktober 2019

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Dorfbackofen mit Zweiseitenfeuerung in der Serra de Monchique

Nordrand der Algarve │ März 2013

© [hmh, Fotos: Klaus A.E. Weber

 

Backhaus/Backstube

mit rückwärtig angefügtem Backgewölbe │ Backofen im Hausanbau

Wegen der großen Brandgefahr wurden Bauern seit dem 17. Jahrhundert dazu angehalten, ihre Backöfen nach draußen abseits der Hofgebäude zu platzieren.

Im 18. Jahrhundert wurde die Errichtung von separaten Backhäusern gesetzlich vorgegeben.

Ein Backhaus bestand in der Regel aus einem

  • Vorraum zur Vorbereitung des zu backenden Brotes wie auch für Backgerätschaften

  • Backofengewölbe im hinteren (äußeren) Bereich, aus Ziegelsteinen gemauert und mit einer dicken Lehmschicht ummantelt

  • Schornstein zur Rauchableitung

 

Kuchenbacken und Obstdörren

Museum Uslar │ Mai 2010

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Brot wurde etwa alle drei bis vier Wochen an einem Backtag in Backhäusern gebacken.

In der Nachhitze wurden

  • Kuchen gebacken

  • Obst gedörrt

  • Flachs getrocknet.

 

Backhaus des Lür-Kropp-Hofes │ mit Schornstein

Bremen-Oberneuland │ Februar 2015

© [hmh, Fotos: Klaus A.E. Weber

 

Backhaus (K5) mit rückwärtig angebautem Backgewölbe

Backsteine mit dicker Lehmhülle │ ohne Schornstein

1695 / Zustand um 1800

© [hmh, Fotos: Klaus A.E. Weber

 

Backhaus (Q5) vom Typ Backstube

angefügtes Backgewölbe (Lehmofen) │ ohne Schornstein │ 1614

© [hmh, Fotos: Klaus A.E. Weber

 

Backhaus (T5) mit Backofen und Schornstein │ 1790

LWL-Freilichtmuseum Detmold  ⃒  Juli 2008

© [hmh, Fotos: Klaus A.E. Weber

 

Backhaus (38) │ erbaut 1742 │ Zustand um 1900 [2]

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Backhaus (5) einer holsteinischen Hofanlage │ um 1850 [3]

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Feuerstelle mit Backofen

Freilichtmuseum Molfsee │ August 2016

© [hmh, Fotos: Klaus A.E. Weber

 

Ausschnitte aus Bauantragszeichnungen zur Errichtung eines Backofens mit Schornstein

"Erbauung eines Backofens" in Reileifzen │ Oktober 1876

© HISTORISCHES MUSEUM HELLENTAL

 

Planung zur Errichtung eines einfachen Zweideck-Einschieß-Backofens mit Schornstein

Familie Georg Weber in Kirch-Brombach/Odenwald │ Juni 1937

© HISTORISCHES MUSEUM HELLENTAL

 

Gemeindebackhaus und Armenwohnhaus

 

Mittelhessisches Gemeindebackhaus und Armenwohnhaus │ erbaut 1730-1780

rechter Hausteil: Backraum - Nutzung bis in die 1950er Jahre

linker Hausteil: einräumige Armenwohnung

idealtypisch für die 1940er Jahre eingerichtet

Freilichtmuseum Hessenpark │ Oktober 2018

© [hmh, Fotos: Klaus A.E. Weber

 

Lohnbäckerei

Während des 10. Jahrhunderts hatte sich der Beruf des Bäckers ("Beck") als freier Berufsstand entwickelt, der aus Kostengründen in der Regel städtische Backöfen nutzte.

Im 18. Jahrhundert erlangte auch das Brot als Hauptbestandteil der sich wandelnden Nahrungsgewohnheit eine zentrale Bedeutung in der Ernährung.

Die im 19. Jahrhundert anwachsende ländliche Bevölkerung musste ihr Brot in gesonderten, fremden Backöfen backen lassen, wenn kein Brotkauf möglich war.

Den steigenden Brotbedarf konnten Lohnbäckereien als Gewerbebetriebe abdecken, indem der Brotteig zuhause zubereitet und gegen Entgelt in der Lohnbäckerei gebacken wurde.

 

Backstube einer Lohnbäckerei (A23)

erbaut 1808 │ Zustand: spätes 19. Jahrhundert

LWL-Freilichtmuseum Detmold  ⃒  Juli 2008

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Gemauerter, innenliegender Steinbackofen

Königswinterer Ofen

 

Größter "Königswinterer Ofen" Ostwestfalens

als Ofen-Typ geeignet für das Backen des westfälischen Pumpernickels

mit Eifeler Tuffstein von dem Backofenbauer Gerd Zepp aus Bell errichtet

Westfälisches Brotmuseum Nieheim  ⃒  Mai 2013

© [hmh, Fotos: Klaus A.E. Weber

 

Museumsbackstube │ gemauerter "Königswinterer Ofen" von 1901

LWL-Freilichtmuseum Detmold  ⃒  Juli 2008

© [hmh, Fotos: Klaus A.E. Weber

 

Herrschaftliches Brotbacken

 

Küche mit Backofenanlage im Palacio Nactional de Sintra

Portugal │ März 2011

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

________________________________________________

[1] MOHS 2004, S. 79-90.

[2] HEIDRICH 2007, S. 85.

[3] HEIDRICH 2007, S. 20.

[4] ZIMMERMANN 2006, S. 37 Abb. 11.