Glasmacher - Ein exklusiver Verband

Klaus A.E. Weber

 

Glasmacher und ihr Handwerk

abseits │ geregelt │ geheimnisvoll

Vorindustrielle Glashütten „handwerklichen Stils“ waren vornehmlich kleinere siedlungsferne Anlagen auf Zeit zur manuellen Herstellung von Hohlglas und Flachglas.

 

Im Glashüttenteam bestand eine hoch entwickelte Arbeitsteilung

Die traditionelle Glasherstellung erforderte eine hoch entwickelte Spezialisierung und handwerklich-technisch außerordentlic anspruchsvolle Fertigkeiten im Team des Glashüttenbetriebs.

Wie hierzu STEPHAN [5] ausführt, lag die Kunst der Glasherstellung "in den Händen von relativ wenigen, durch ihre Geburt und die Weitergabe von Spezialwissen innerhalb von untereinander verbundenen, nach außen hin auf ihre Exklusivität bedachten Sippenverbänden von gut ausgebildeten, relativ kleinen Menschgruppen."

  • Schmelzer (Wirker)

  • Schürer (Heizer)

  • Vorbläser (Külbelmacher)

  • Hohlglasbläser

  • Strecker für Flachglas

  • Hafenmac

  • her etc.

Zudem verlangte der Bau und Betrieb eines Schmelzofens vom Hüttenmeister hohe finanzielle Investitionen.

 

Ansetzen des Hefteisens

am Boden eines Hohlglasgefäßes

LWL-Glashütte Gernheim

© [hmh, Fotos: Klaus A.E. Weber

 

Glasmacher als kunstvolle Handwerker

Alte Urkunden bezeichnen die "Glaser" als Handwerker als im frühen Mittelalter Klöster die Glaserzeugung ("Glashufner") wie die Glasbearbeitung ("Glasmaler") inne hatten.[3]

Die traditionelle Glasherstellung stellte einen aufwändigen und komplizierten betrieblichen chemo-thermischen Prozess dar, der von den Glasmachern ein hohes Maß an Fachwissen erforderte und eine Reihe manueller Arbeitsschritte umfasste.[2]

Typische Stationen waren hierbei

  • die Vorbereitung

  • das Glasblasen

  • die Glasveredelung

  • die Verpackung

  • der Transport

  • der Glashandel.

Die Standortwahl und damit der Bau und Betrieb früherer Glashütten war abhängig von Standortfaktoren - Vorkommen von Roh- und Brennstoffen, Verfügbarkeit feuerfester Gesteine und von (Fließ-)Gewässern - sowie von den topografischen Rahmenbedingungen.

Zudem verlangte der Bau und Betrieb eines Schmelzofens vom Hüttenmeister hohe finanzielle Investitionen.

Bis heute haben sich bei den meisten technischen Arbeitsgängen der manuellen Glasherstellung die wesentlichen Handgriffe und Werkzeuge kaum verändert.

Der Glasmacher formt die zähflüssige Glasmasse freihändig oder durch Einblasen in eine Form zu dem beabsichtigten Glasobjekt.

Durch Werkzeuge, wie Zangen, Scheren und Stempel, wird das endgültige Aussehen des Glasproduktes erzielt sowie das Anbringen von Verzierungen, wie beispielsweise von Nuppen.

Im Ofeninneren befanden sich mehrere, aus feuerfestem Ton gefertigte Schmelztiegel (technische Keramik), „Hafen“ oder „Glashafen“ genannt.

Wie die heutigen großen industriellen Schmelzwannen, so waren auch die vergleichsweise kleinen Glashäfen sensible Konstrukte, die stetig auf Temperatur gehalten werden mussten.

 

Die geheimnisvolle Kunst, Glas zu machen, zu färben, zu entfärben

Von Generation zu Generation streng gehütetes Geheimnis der Glasmacher [4]

Einst waren Glasmacher (Glasmachermeister) über eine Zunftordnung zusammengeschlossen zur Wahrung gemeinsamer Interessen.

Die harte und geheinisvolle Arbeit lies die Glasmacher mit ihren Familien zu einer stolzen und verschworenen Gemeinschaft werden.

Die Rezeptur der Glasmacher für die

  • Zusammensetzung des Schmelzgemenges, des "Satzes"

  • Glasschmelze

  • Glasarbeit

war über Generationen hinweg ein streng gehütetes Hüttengeheimnis - wohl auch geprägt vom Zeitgeist der Alchemie.

Daher wurden nur mündlich innerhalb von Glasmacherfamilien weitergeben - und nur Söhne von Glasmachern durften als Auszubildende angenommen werden.

So entstanden Glasmacherhierarchien und über Generationen hinweg stabilisierte sich in den Glasmacherfamilien die besondere technische und manuelle Handwerk, Glas herstellen. formen und gestalten zu können.

Nach Erfahrungswissen und Augenmaß wurde das Gemenge für die Glasschmelze meist vom Glasmachermeister selbst oder von einem seiner Gemengemacher gemischt.

Dabei konnte das gezielte Färben oder Entfärben der Glasmasse durch den Zusatz von Metalloxiden in der Glasschmelze erreicht werden.

 

Gesundheitsgefährdende Arbeit

Die Glasherstellung war ehemals eine schweißtreibende Arbeit.

Vor allem durch die große Hitze der Arbeitsöfen und die hohe körperliche Kraftanstrengung bestand für die schlichte Arbeitskleidung tragenden Glasmacher eine enorme, teilweise sogar eine ihre Gesundheit gefährdende Arbeitsbelastung.

Nicht wenige Glasmacher entwickelten arbeitsspezifische Gewerbekrankheiten.

 

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[2] RICKE 1995, S. 361-374.

[3] MOSEL 1979.

[4] SÜSSMUTH (1950), S. 12-14.

[5] STEPHAN 2021, S. 199.