Hellentaler Präparator Otto Sievers

Klaus A.E. Weber

 

Der "Drahtesel" von Otto Sievers

Hellental │ um 1920

© Historisches Museum Hellental, Foto: Mechthild Ziemer

 

Bei dem ausgestellten Gebrauchsfahrrad handelt sich um das Herrenrad des 1897 in Hellental geborenen Otto Karl Erich Sievers.

In den 1920er Jahren ist Otto Sievers mit seinem „Velo“ arbeitstäglich von Hellental nach Dassel gefahren.

Hier war er ein Mitarbeiter der "Geweihhandlung Gebrüder Gattermann" des Präparators Willi Gattermann.[1][2]][3]

Später sollte sich Otto Sievers als Präparator zunächst in Hellental und dann in Holzmiden in der Wilhelmstraße 24 mit einer eigenen Firma selbständig machen.

 

© Historisches Museum Hellental

 

Die umgangssprachlich in Dassel "Geweih-Gattermann" genannte Firma ist später das "Jagdhaus Gebrüder Gattermann Dassel A.S."

Eine 1940 an Otto Sievers gerichtete Rechnung über zwei Schilder weist zwei Abteilungen aus:

  • Abt. Hirschhornwarenfabrik - Geweihschilder, Schädel, Geweihe, Geweihgegenstände, präparierte Tiere

  • Abt. Waffen - Waffen für Jagd und Sport, Munition, Jagdarteikel, Vertretung erster Suhler Firmen, Büchsenmacherei und Reparaturwerkstattg

 

Hellentaler Präparatorium und Geweih-Handlung Otto Sievers

 

© Historisches Museum Hellental

 

Die in den Museumsräumen gezeigten Geweihe können dem "Präparatorium und Geweih-Handlung Otto Sievers" in Hellental zugeschreiben werden.

 

Rechnung vom 02. April 1924

Präparation eines Grünspechtes

© Historisches Museum Hellental

 

Otto Sievers und der „letzte Auerhahn“

Über den angeblich letzten Auerhahn (Auerhuhn) im Solling wurde von CREYDT [4] folgende Geschichte aufgeschrieben, die sich 1924 zugetragen haben soll:

"Der Hahn kam vom Hülsebruch und setzte sich in die Friedenseiche, um dort zu balzen.

Die Kinder des Dorfes benachrichtigten einen bestimmten Einwohner, der sofort sein Gewehr holte und den Hahn vom Baum schoss.

Das war in den Osterferien 1924.

Die Wilderei wurde ruchbar und der Landjäger wollte den Hahn requirieren.

Der aus Hellental stammende und in Dassel bei Gattermann arbeitende Präparator Otto Siebers hielt ihn aber immer wieder hin und erzählte ihm, der Hahn müsse erst trocknen, bevor er ihn präparieren könne.

Nachdem der Landjäger mehrmals ohne Ergebnis bei Siebers war, um den Hahn abzuholen und anschließend der Hellentaler Schule zukommen zu lassen, verlor er die Geduld und gab auf.

Nach zwei Jahren dachte keiner mehr an den Hahn, den der Erleger dann bekam.

Ende der 60-er Jahre hat dessen Sohn den Hahn weggeworfen.

Der Wilderer musste seinerzeit 5,- Mark Strafe für den Abschuß bezahlen."

Es bleibt die Frage offen, ob der ausgestopfte „Auerhahn“ jemals aus dem Zimmer entfernt wurde, in dessen Ecke ihn der Präparator aufgehängt hatte.

Somit ist der Verbleib des Auer- oder Birkenhahns heute nicht mehr eindeutig zu klären.

 

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[1] CREYDT 1996, S76-78.

[2] CREYDT 2020, S.109.

[3] PLÜMER 1965, S. 83.

[4] CREYDT 1985 - Nach Angaben von Detlef Creydt soll am 29. April 1859 der Jäger Ernst Schünemann (1833-1879) im Hülsebruch einen Auerhahn erlegt haben.