Hellentaler "Glastropfen-Schatz" des Mittelalters

Klaus A.E. Weber

 

Mittelalterliche Glastropfen - häufiger hüttenspezifischer Fundtyp

Auf zahlreichen, insbesondere den frühen ins 12. bis 14. Jahrhundert zu datierenden Waldglashütten einschließlich der Haupthütten stellen Glastropfen nicht allein bei Oberflächensondierungen, sondern selbst bei Ausgrabungen oft die alleinigen oder doch fast die einzigen nicht völlig korrodierten und damit nach konventioneller Auffassung für Analysen geeigneten Gläser dar.“[3]

 

Mittelalterliche Waldglashütten im Hellental

∎ Vielzahl tropfenförmig, oval oder unregelmäßig ausgebildeter Glastropfen

mit unterschiedlicher, aber grün dominierender Färbung

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Mittelalterliche Waldglashütte "Bremer Wiese" │ um 1170

∎ Glastropfen als archäologische Zeugnisse der Glashütte

erste Lesefunde im März 2007

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Glastropfen mit unterschiedlicher Farbschattierung

Repräsentative Reste des erzeugten Rohglases[2]

Bei vielfachen Oberflächenbegehungen oder Mikroschürfungen an Standorten mittelalterlicher Waldglashütten im Umfeld des Hellentals waren an einigen Standorten als typische gläserne Begleitprodukte bei langen Betriebszeiten und Hochtemperaturvorgängen entstandene, nicht oder nicht völlig korrodierte

  • tropfenförmig, oval oder unregelmäßig ausgebildete Glastropfen [3]

  • Glaskügelchen

  • Glasfäden

in unterschiedlicher Anzahl, Gestaltung, Größe und mit unterschiedlicher Färbung anzutreffen:

  • hell- bis dunkelgrün gefärbtes Glas

  • hell- bis dunkelblau gefärbtes Glas

  • rot-opakes Glas.

Tropfen aus klarem, farblosem Glas waren hingegen nicht vertreten.

Einzelne Glastropfen weisen makroskopisch Lochkorrosionen auf.

Die teils sehr gut erhaltenen gläsernen Einzelobjekte sollen aus Kalium-reichem Glas (Holzascheglas) bestehen [1] - mit vermutlich zugesetztem Blei.

Am Standort der mittelalterlichen Waldglashütte „Bremer Wiese“ konnten bislang über 410 überwiegend gut erhaltene tropfenförmige, ovale oder unregelmäßig ausgebildete Glastropfen, Glasfäden und Glaskügelchen in unterschiedlicher Anzahl, Gestaltung, Größe und mit unterschiedlicher Färbung erfasst werden - als alleinige, nicht völlig korrodierte mittelalterlichen Glasfunde.

 

Probenentnahme zur Überprüfung des Glasgemenges?

Keine  verlässlichen Relikte der Glasherstellung [4]

Bei den vorgefundenen Glastropfen handelt es sich nicht um eine bei hohen Betriebstemperaturen fertig aufgeschmolzene Glasmasse und somit nicht um Produktionsabfälle von fertigen Gläser, also möglicherweise nicht um Glasmasse für Endprodukte, sondern um aus dem Glasansatz eines Vorproduktes gezogene Proben“.[2]

Nach STEPHAN ist „von Probenentnahmen zur Überprüfung des Gemenges in zu hoch erhitzten Ofenbereichen auszugehen, welche in die Glasphase übergingen, oder um an besonders heißen Stellen zufällig ausgeschmolzenes abgetropftes Glasgemenge“.

 

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[1] Vorläufige Expertise von Dr. Detlef Wilke, Wennigsen, persönliche Mitteilung vom 17. Juli 2019.

[2] DBU 2018, S. 57-58, 115.

[3] DBU 2018, S. 116.

[4] STEPHAN 2022b, S. 62.