Spuren früher Menschen im Hellental
Klaus A.E. Weber
Fundstellen (Fst. 1-6) mesolithischer Silex-Artefakte
Umfeld des Sollingbaches Helle
Forschungsstand Oktober 2024
Mittelsteinzeitliche Steinartefakte
Bei den im Hellental erstmals im Oktober 2004 und in den Folgejahren entdeckten mesolithischen Steinartefakten handelt es sich um die bislang ältesten anthropogenen Fundobjekte dieses nordwestlichen Sollingtals, die durch systematische Feldbegehungen oder zufällig im Zusammenhang mit der Erkundung ehemaliger Standorte von Waldglashütten entdeckt und geborgen werden konnten.
So wurde am 14. Oktober 2004 im Rahmen einer ersten archäologischen Prospektion mit dem Kreisarchäologen Dr. Christian Leiber, Ortsheimatpfleger Dr. Klaus A.E. Weber sowie weiteren Mitgliedern der Vereinsarbeitsgruppe Hellental auf einem eingeebneten Ackergelände im Hellental (ca. 190 m vom südwestlichen Dorfausgang entfernt), zwischen dem Bachlauf der Helle und dem Forstfahrweg, ein umschriebener mesolithischer Fundplatz mit einer Fläche von etwa 250 m² ausgemacht, vormals unter Grünland liegend.
Weitere intensive Geländebegehungen durch Dr. Klaus A.E. Weber und Christel Schulz-Weber im Verlaufe der Jahre 2005-2024 ergaben weitere mesolithische Artefakte auf dem umschriebenen Areal.
Die in einem Fundhorizont geborgenen Silex-Funde sind Reste von Steinwerkzeugen und deren Produktion an "Schlagstätten", typischerweise aus nordischem Flint (Feuerstein-Artefakte).[1][2][3]
Ein weiterer mesolithischer Einzelfund (Fst. 5) ergab sich bei späteren Begehungen an.
Zu der kleinen Fundkollektion im unteren Hellental passend, konnte 2003 bei einer orientierenden Feldbegehung im oberen Hellentaler Grund, dort, wo das Gelände der frühneuzeitlichen Waldglashütte „Oberes Hellental“ (Fst. 2/3) liegt, durch Dr. Klaus A.E. Weber und Christel Schulz-Weber aus dem Bodenmaterial eines kleinen oberflächennahen Erdaufschlusses Flintartefakte geborgen werden.
Es schloss sich 2020 ein Einzelfund im Bereich des mittelalterlichen Glashüttenstandortes "Am Teufelsborn" (Fst. 4) im mittleren Hellental an.[4]
Aktivitätsspuren von Jäger-Sammler-Fischergemeinschaften
Bei den im Verlauf des Hellentals entdeckten Steinartefakten aus nordischem Silex handelt es sich um die bislang ältesten materiell fassbaren Zeugnisse des Aufenthaltes prähistorischer Menschen in dem abgelegenen Hellental im nördlichen Solling.
Der zur Geräteherstellung geeignete, hochwertige Silex kommt natürlicherweise nicht im Umfeld des Sollings vor.
Demzufolge wurde er nordischer Silex von prähistorischer Menschenhand in das Hellental mitgebracht.
Fundplätze in den Gemarkungen „Merxhausen-Forst“ und „Merxhausen“ deuten darauf hin, dass sich seit dem Frühmesolithikum mehrperiodig von Jäger-Sammler-Fischergemeinschaften entlang des schnell fließenden Mittelgebirgsbaches Helle aufgehalten und das lang gestreckte Hellental bis zum Spät-/Endmesolithikum - von 9500 bis 5500 v. Chr.│BCE - durchwandert haben.[2]
Schlagplätze wurden zur Herstellung von Spezialwerkzeugen genutzt, wie Artefakte u. a. von Kernsteinen, Abschlägen und Abschlagfragmenten, vollständig erhaltene Klingen und Klingenfragmenten, vollständig erhaltene Mikroklingen und Mikroklingenfragmente sowie von einfachen Spitzen belegen.
Bei den im Verlauf des Hellentals entdeckten Steinartefakten aus nordischem Silex handelt es sich um die bislang ältesten materiell fassbaren Zeugnisse des Aufenthaltes prähistorischer Menschen in dem abgelegenen Hellental im nördlichen Solling.
Archäologische Funde, die beispielsweise über die benutzten latenten Behausungsstrukturen, die soziale und demografische Zusammensetzung der Gemeinschaften und deren Altersstruktur Auskunft geben könnten, liegen demgegenüber nicht vor.
Mesolithische Steinartefakte im Hellental [2][5]
Fst. 1 Hauptfundstelle
Zeichnung: Henri Henze,
Archäologische Denkmalpflege Landkreis Holzminden
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
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[1] LEIBER 2004 Teil 1, S. 27.
[2] LÜDEMANN 2022; Montagsvortrag am 06. Februar 2023.
[3] Typentafeln bei LEHMANN 1991.
[4] Einzelfund von Michael Begemann (Holtensen/Einbeck), am 19. Juli 2020 dem Historischen Museums Hellental übergeben.
[5] Studiensammlung Archäologische Denkmalpflege Landkreis Holzminden - Fundchronik 2003.