2023 │ Volkstümliche Spielkartengläser

Museumsleitung

 

© Historisches Museum Hellental, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Die im Kontext mit Altenburger Spielkarten ausgestellten Stangengläser gleichen Grundtyps aus der Zeit des frühen 18. Jahrhunderts wurden als moderne Nachbildungen in der Glasbläserstadt Lauscha im Thüringer Wald hergestellt.

Einst mit dem Solling vergleichbar, ist der Thüringer Wald eine der bedeutenden Glasregionen in Mitteleuropa, in der seit dem 12. Jahrhundert nachweislich Glas erzeugt wird.

Die aus farblosem Glas mit polychromer Emailbemalung hergestellten, schlichten Stangengläser veranschaulichen jene Gebrauchsgläser, die sich aus dem repräsentativen Herrschaftsglas des 16. und 17. Jahrhunderts entwickelten.

Die mit Bemalung geschmückten Gebrauchsgläser wurden im 18. Jahrhundert durch die in den Stadt- und Hofglashütten mit Glasschnitt veredelten Hohlgläser verdrängt.

Aus der volkstümlichen Bildwelt der deutschen Spielkartenblätter der regionalen Variante des Altenburger Bildes (Eichel, Laub, Herz, Schellen) sind die auf das Jahr 1726 datierten Stangengläser für den Biergenuss mit den Spielkartenfarben Herz und Laub dekoriert.

Neben der Kartenzahl tragen die vier nachgebildeten Gläser auf ihrer zylindrischen Wandung die lebensnah verständlichen Aufschriften für Herz „die Roth 8“ und für Laub „die Laub 8 LAUSCHA“, „die Laub 10“, „das Laub cauß“.

Die wiederholten Muster der Emailbemalung mit Symbolen und Allegorien entsprechen der zeitgenössischen Sinnbildkunst in der ländlichen Alltagskultur.