Küche mit Herdanziehung
Klaus A.E. Weber
Schnippeln und Kochen im Wandel
Wie alle älteren Küchen, so war auch die Küche des Sollinghauses – traditionell mit Herdstelle und Holzkasten - in den Wintertagen auch ein warmes Plätzchen zum Aufwärmen und wirkte als sozialer Raum für alle Hausbewohner*innen.
Die Dauerausstellung wirft einen Blick auf eine historische Küche als privaten Raum mitten im gesellschaftlichen Leben – als Arbeitsraum, Aufenthaltsort und Treffpunkt für Familie und Freunde.
Sie spiegelt exemplarisch technikhistorische, gesellschaftliche und kulturelle Veränderungen zwischen 1900 und 1970 wider.
Historische und moderne Gerätschaften veranschaulichen eine ländliche Haushaltung in Hellental - von der alten, vom elektrischen Strom unabhängigen Herdstelle, der "Küchenhexe", bis zum modernen „Zauberstab“, dem elektrischen Stabmixer.
∎ Inszenierte ländliche Hausfrauenküche
Hellental │ 1. Hälfte 20. Jahrhundert
© Historisches Museum Hellental, Foto: Mechthild Ziemer
Küche und weitere Wirtschafträume
Wie haben unsere Urgroßmütter eigentlich gekocht, gebraten, gebacken, geröstet, geheizt, gebügelt, getrocknet?
Wie sah ihr häuslich vorausschauendes Aufbewahren aus?
Die Küche mit Herdstelle und Holzkasten war in den Wintertagen auch ein warmes Plätzchen zum Aufwärmen - und wirkte als sozialer Raum für alle Hausbewohner*innen.
Der elektrische Herd mit integriertem Ofen begann sich in der Bundesrepublik ab den 1950er Jahren durchzusetzen.
„Während 1945 erst ca. 23 % der bundesrepublikanischen Haushalte über einen Elektroherd verfügten, waren es 1964 bereits gut 47 %“.[2]
Weitere Wirtschaftsräume des Sollinghauses waren die
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Vorrats- und Speisekammer
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Gewölbekeller zur Kühlhaltung
© Historisches Museum Hellental, Foto: Mechthild Ziemer
Die Herdstelle
∎ Küchenhexe = Kochmaschine
Sollinghaus │ 1. Hälfte 20. Jahrhundert
zeittypischer gusseiserner Stangenofen mit integriertem Backofen
Abdeckplatte mit runden Öffnungen zur mit Holz oder Kohle beheizten Brennkammer
∎ Herdringe
flach, von innen nach außen herausnehmbar
∎ Rückwand
halbhoch, mit Fliesen verkleidet
Hellental │ 1. Hälfte 20. Jahrhundert
Eisen, weiß emailliert
In dem Wasserkessel erhitzte man die gesamte Menge des täglich benötigten Warmwassers.
∎ Getreide-/Kaffeeröster
Braak │ um 1900
für den Einsatz auf dem Herdfeuer
Rösttrommel aus Eisen
Einhänge-Waffeleisen
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
∎ Einhänge-Waffeleisen für den Herd
Hellental │ 1915
Grauguss
Hochzeitsgeschenk für Auguste Hermine Alwine Eikenberg, geb. Keime (1891-1987)
Hochzeit am 13. April 1915 in Hellental
Fabrikarbeiter Karl Heinrich Wilhelm Eikenberg (1889-?)
∎ Einhänge-Waffeleisen für den Herd
Schorborn │ um 1900
gegossenes Rezept: “1 Klg.[ Mehl / 2 ¼ Liter Milch / 6 – 8 Eier / 375 Gr. Butter / 1 Löffel Hefe“
Odenwald │ 1. Hälfte 20. Jahrhundert
Massiveisen mit Bügeleisenuntersetzer
auf der Herdplatte erhitzbare Hauptform
Gusseisen, massiv
∎ Backpfanne für drei Setzeier
Odenwald │ um 1900│
Gusseisen, emailliert
∎ Holzkasten
Solling │ 1. Hälfte 20. Jahrhundert
Holzkiste zur Bevorratung von Brennholz und Kohle
zugleich Sitzmöglichkeit in der Küche
Haushalts- und Küchengeräten
Hellental /Sollinghaus │ 20. Jahrhundert
Odenwald │ 20. Jahrhundert
∎ Aromator │ Perkolator
1950er-1970er Jahre
Marke Bavaria
elektrische Porzellankaffeemaschine der Porzellanfabrik Bavaria
∎ Thermisol Kaffeekanne
1950er – 1960er Jahre
Stülpmantelkanne/Thermo-/Isolierkanne
Entwicklung der Firma Bauscher
∎ Porzellankanne Bavaria in Bauscher Lizenz
Kleeblatt SUS
Der innen mit braunem Rosshaarfilz ausgekleidete Metallmantel als patentierte Thermisol-Hülle von SUS (Haushaltswaren-Hersteller Schulte-Ufer) besteht aus gehämmertem und poliertem Messing in Schlaghammeroptik und steht auf drei geschraubten, weißen Porzellanfüßchen - bestückt mit Porzellankannen verschiedener Hersteller.
∎ Küchengeschirr
∎ Haushaltsratgeber und Rezepte im Wandel
-
Kochbücher
- Haushaltsratgeber
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[1] vergl. ENGELKE 2011, S. 184-185 Abb. 163.
[2] Freilichtmuseum Kiekeberg: Newsletter Januar 2023.