Der Solling - in Versen

Friedrich Georg Jünger [1]

1.

Die Buchen stehen stille, stille

In frünen Laubgitter.

Durch den silbernen Säulenwald

Geht ein Strahlenzittern.

 

Die Eichen recken sich mächtig

In die blaue Lichtweuide.

Dunklles Moos grünt

An ihrer Wetterseite.

 

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Stimmt der Wind des Sollings

Hohe Waldharfe, klingen

Uralte, mächtige Stimmen.

Die Waldmänner singen.

 

In den hohen Buchenkronen

Fängt sich des Wests Sausen.

Die alten Eichen fallen wie Orgeln

Tief ein in das Waldbrausen.

 

er© [hmh, Foto: Klaus A.E. Web

 

2.

In Dassel war ich. Die Raugrafen

Haben sich aus dem Wald verloren.

In Dassel ist Rainald,

Barbarossas Kanzler, geboren.

 

Ich ging nach Neuhaus. Dort waren

Vor Zeiten die strohhellen

Zauberpferde,

Die Isabellen.

 

Die falben Pferde mit ihren weißen

Schöpfen, Mähnen und Schwänzen

Tummelten frei sich in grünen

Waldwiesenkränzen.

 

Wiehernd trabten sie

Über die Waldweide.

Ihr Fell glänzte hell

Wie chinesische Seide.

 

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

3.

Abseits der Wege streifte ich,

Um in die Steinbrüche zu schauen.

Aus dem Buntsandstein werden

Hier rote Platten gehauen.

 

Ich war bei den Steinhauern zu Gast

Und saß in den Fichtenschuppen.

Dann ging ich weiter und stieg

Auf des Moosbergs Kuppe.

 

Auf der Großen Blöße, zwischen

Dassel und Silberborn stand

Ich lange und sah

Nach dem Harz hinaus und dem Sauerland.

 

Ich weiß es noch,

Ich war so froh

auf dem Elfas

Und in Fredelsloh.

 

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[1] in KLEIN 1986, S. 348.