Nebengebäude und Anlagen │ ab 1745

Klaus A.E. Weber

 

"Glase Hütte Teich Schorborn" │ um 1750

NLA WO, K 9507 / K 14814 Hellental, Forstorte

Abriss der Forstorte zwischen Holzminden und dem Hellental

 

Hervorzuheben ist, dass mit der fürstlichen Gründung der Schorborner Glasmanufaktur eine ortsfeste Hüttenanlage etabliert werden sollte mit solide ausgeführten Fabrikationsanlagen.

 

Nebengebäude der "alten" Glashütte

Nach TACKE [4] zählen "zu der 1745 erbauten Hütte"

  • das Herrenhaus

  • eine Mahl- und Ölmühle

  • ein Backhaus

  • eine Stampfmühle

  • die alte Pottaschensiederei

  • mehrere kleine Nebengebäude.

Nach BECKER [2] gehörten im Jahr 1768, außer den Stall- und Nebengebäuden, zu der Hütte das Herrenhaus, vier Laborantenhäuser, das Schulhaus, die Öl- und Mahlmühle und das Pochwerk oder die Ton-Mühle.

 

Bauweise aller Gebäude

Die Bauweise ist durchgehend bei allen Gebäuden [1]

  • Fachwerk aus Eichenholz
  • "Tannenholz" nur für Türen, Fensterläden usw.

Das Baumaterial der Dacheindeckung bestand - aus Feuerschutzgründen - ausnahmslos aus Sollingsandsteinen, was einerseits eine enorme Dachlast, andererseits aber einen wirksamen Feuerschutz ergab.

"Sollingsteine" wurden zudem auch als Fußbodenbelag der Dählen, als Treppenstufen und als Gartenpfosten bei der Garteneinzäunung verwendet.

 

Nebengebäude und Zubehör 1774

Zudem gehörten zur "Fürstlichen Glashütte" 1774 [1][3]

 

(1) Nebengebäude

Pferdestall:

  • 101 1/2 Fuß (29,5 m) lang │ 21 Fuß (6,1 m) tief │ 15 1/2 Fuß (4,6 m) in Ständern hoch ... mit 19 Pferdekrippen und der Knechtswohnung am rechten Flügel.

Alte Pottaschenhütte:

  • 10 1/2 Fuß (3 m) lang │ 24 Fuß (7 m) breit.
  • Laut Bericht von 1780 befindet sie sich "unter einem Dach mit dem Paff'schen Hause und wurde zu dessen Erneuerung von Christoph Pfaff für 8 Reichsthaler gekauft". │ 1795: № 26. Christoph Paffe

Stampfe:

  • Tonmühle unterhalb der Böttcherschen Mühle

  • mit Rad von 10 Fuß (2,90 m) Höhe, Stempel und Rinne

  • im Volksmund: "Puckermühle"

Mahlmühle:

  • 30 Fuß lang │ 30 Fuß (6,7 m) tief │ 13 Fuß (3,8 m) hoch über zwei Etagen

  • Das Wasserrad ist 15 Fuß (4,35 m), das Kammrad 10 Fuß (2,9 m) im Durchmesser

  • zugehörig zur Mühle ein Backhaus an der Mühle, Schweinekoven, Stallungen und der Mühlgarten

Schulgebäude:

  • "nebst den 3 Garten ist ganz aus der Beschreibung gelassen worden"[1]

 

(2) "Herrn Hauß"

Zum Herrenhaus gehörten 1774

  • Schuppen

  • Kuhstall

  • Backhaus

Im Haus befinden sich "bemerkenswerte Dinge":[1]

  • Kapelle: 'in der heutigen Lage und Einrichtung, jedoch mit einer 2. Tür an der Südwestecke, "die nach der Hütten hinausgehet"'
  • Treppe vor dem Haus: gemauert. 9 Fuß hoch, 57 Fuß lang │ "unter derselben ist ein gewölbtes Gefängnis, vor welchem eine Tannen-Thür"
  • "Uhr Kammer" mit 1747 gegossener Glocke

 

(3) Wiesen und Cämpen

Als Wiesen und Cämpe der "Fürstlichen Glaßhütte" werden von BLOSS [1] zitierend benannt:

  • Die Buchholtz Wiese "ohnweit dem Hellenthale ... und werden darauf 6 bis 7 Fuder Heu jährlich geerntet"
  • "Ein Camp über der Hütte gegen Süden, welchen die Hütten Casse von dem Einwohner Görgen Hassen [?] in Deensen requiriret ... der an einigen Stellen mit Planken und einem schlechten Zaun, an anderen mit Büschen befriediget."
  • "Ein Camp an der Heerstraße so vormals dem Verwalter Nagel zugehöret ... welcher dem Amtmann Wackerhagen dermahlen verpachtet worden."
  • "Eine Wiese zum Hellenthale unter der Schule belegen ... sonst an den Jäger Meyer verpachtet worden."
  • "Eine kleine Wiese daselbst über der Schule ist der Witwe Conrad Meyers als eine Erbenzinswiese für eine jährliche Recognation von 18 g eingethan."

 

(4) Gärten [1]

"Ein Garten neben und ein Garten hinter dem Herrn Hause.

Ein Garten vor dem Herrenhause ... ist in 6 gemauerte Terassen eingetheilet.

In der Mitte desselben geht eine steinerne Treppe durch jede.

Dieser Garten ist von 3 Seiten mit einer Mauer und auf selbiger mit einem Stacket von Eichen Holtze umgeben.

Die 4 Laboranten und 3 zur Schule gehörigen Gärten ... sind darum hier nicht angemerket, da die Gärten der 4 ersten bey ihren Häusern mit verkauft und das Schulgebäude nebst 3 Gärten gantz aus der Beschreibung gelaßen worden".

 

(5) An Teichen [1]

"Ein Teich oben in Holtze bey Heynade hält in Spiegel ohngefähr 1/2 Morgen, wird der Pilgrimsteich genannt, und ist von weyl. Tier-Inspector Löhrs angekauft".

"Der Schorborner Mühlenteich so nahe an den sogenannten Schorborn belegen.

Die Größe desselben hat nicht mit eingemerket werden können, da solcher noch nie vermessen worden."

 

(6) Mobilien

Folgende "Mobilien" wurden nach BLOSS [1] als erwähnenswert betrachtet:

  • verschiedene Glasmacherwerkzeuge

  • 1 Pottaschenkessel
  • 1 Balkenwaage mit Ketten, dazu Gewichte von 1 Pfund bis zu 1 Zentner

 

(7) Ackergeräte

Unter Ackergeräten sei nach BLOSS [1] "das braune Reitpferd" des Revisors und der Tonwagen zu nennen.

1774 wird die gesamte Hüttenanlage nebst Nebengebäuden und allem Zubehör auf insgesamt 1.797 Reichstaler taxiert.[1]

 

Nebengebäude der "Neuen Glas-Hütte" │ um 1832

Der 88 Jahre nach Gründung der Glashütte am Schorbornsteich entstandene, kolorierte Schorborner Kartenriss von 1832 zeigt talseitig in der Ortsmitte die "Neue Glas-Hütte" mit Hüttengebäuden, so u.a.

  • ein Magazingebäude

  • die "Pottaschen-Hütte"

  • den Holzhof.

Darüber hinaus sind verzeichnet:

  • "Das Herrenhaus" mit der Schule,

  • ein "Pferde-Stall"

  • der Dorfkrug

  • das zweiteilige "Backhaus".

Um den Mühlenteich befinden sich Wohnhäuser für Fabrikanten und andere Hüttenbedienstete, zudem Gartenanlagen.

 

_______________________________________________________

[1] BLOSS 1950a, S. 15-17.

[2] BECKER 1927, S. 62.

[3] auch zitiert in OHLMS 2006, S. 8-9.

[4] TACKE 1943, S. 139.