Themenraum: IM STALL │ Rinder- und Schweinehaltung
Klaus A.E. Weber
Als landwirtschaftliches Nebengebäude wurde das Stallgebäude mit einer Grundfläche von rund 64 m² von dem Hellentaler Waldarbeiter Friedrich Hempel (1905-[1945]) um 1932 errichtet, nach dessen bei der Kreisdirektion Holzminden vorgelegten Bauantrag vom 04. Mai 1930.[7][8]
Der Stall weist drei Bereiche auf:
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Rinderstallung (Kühe)
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Schweinestallung
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Futtergang.
Zudem besteht ein innenliegendes Plumpsklo.
Ehemals gab es zwei gegliederte Stallfenster mit oben liegender Klappe zur Lüftung.
Von denen stark beschädigten Gussfenster konnte nur ein Fenster mit 12 farblosen Glasscheiben erhalten und nach der Restaurierung wieder eingebaut werden.
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Ausschnitte aus der Bauakte des Landkreises Holzminden │ 1930 [7]
In Aufstallungsform wurden Rinder wie auch Hausschweine gehalten.
Die Stallung der Rinder und der Schweine ist mit Ziegelsteinen gepflastert, wobei der Kuhgraben etwas abschüssig ist, um das Ablaufen der Gülle zu erleichtern.
Etwa ab den 1970er Jahre wurde das Stallgebäude ausschließlich zur Lagerung von Holz und Kohle genutzt.
Die Wände und die drei Meter hohe Decke des eher feuchten Stalles wurden jährlich weiß gekalkt, wobei bauhistorisch davon auszugehen ist, dass beim hygienischen Kalken Löschkalk oder Branntkalk (Calciumoxid) verwendet wurde.
Von dem letztmals in den 1970er Jahre aufgetragenen, n Kalkanstrich der mit Ziegelsteinen einfach gemauerten Stallwände und der Stalldecke sind heute nur noch Reste erhalten.
Plumpsklo
Von der Tenne zugänglich, befindet sich im Stallgebäude hinter einer Holztür ein Plumpsklo, eine hölzerne Toilette ohne Wasserspülung (Nachbau im Rahmen der Restaurierung) mit kleinem Fenster.
Zuvor war eine außenliegende Toilette (Abort) geplant gewesen (siehe Bauzeichnung).
Futtergang
Über den gepflasterten Futtergang konnten beidseits die Tiere versorgt werden, vornehmlich mit Stroh und Heu aus eigenem Bestand.
Den Futtergang weist zwei aneinander stoßende, insgesamt 6,0 m lange Futtertröge zur Fütterung der Rinder auf: ein Sandstein-Futtertrog (in Form einer Sarkophagtränke) und ein gemauerter, halbrunder Trog mit bräunlicher Innenglasur.
Rinderhaltung mit Zweinutzungskühen
Die Stallhaltung von fünf Hausrindern in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts fand während der Wintermonate in Form einer Einzelhaltung mit Fixierung statt.
Die Rinder wurden mittels einer Metallkette mit doppelter Verlängerung angebunden.
Während der Sommerzeit weideten die Rinder im Freien auf nahe gelegen Hellentaler Wiesen, darunter versuchsweise auch eine „Ammenkuh“.
In den 1960er Jahre wurden bis Anfang der 1970er Jahre bis zu fünf Rinder gehalten; in den 1960er Jahre zudem auch ein Ochse.
Die Versorgung mit Wasser erfolgte über zwei einseitige emaillierte Selbsttränkebecken, die Futterversorgung über den Futtergang und Schiebebarren in zwei Trögen.
Die Kühe dienten sowohl als Milchtiere als auch als Zweispänner-Zugtiere bei der Ackerlandbestellung im Hellental (Zweinutzungskühe).
Schweinehaltung
Hausschweine wurden als Mastschweine in drei gemauerten Boxen (1,80 x 1,96 m) mit jeweils einem Futtertrog (Sandsterin) gehalten.
Die zur hinteren Wand gelegene Box diente bedarfsweise auch als Kälberstall.
Die Versorgung mit Wasser und Futter erfolgte über den Futtergang in drei Sandstein-Futtertrögen.
In den 1970er Jahre wurden zunächst noch zwei Hausschweine gehalten, später nur noch ein Schwein.
Den heutigen Boxen fehlen die Stalltüren.
Handbetriebene Schneidelade │ um 1900
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Häcksel- und Strohschneider
∎ Handbetriebene Schneidelade │ Häckselmaschine [1]
um 1900
Holz │ Gusseisen
Lobach
[hmh Inv.-Nr. 1254
Die kleinbäuerliche Häckselmaschine diente im 1900 in Lobach zum Zerkleinern von Haferstroh.
Mit einem Holzgriff als Kurbel wurde die Schneidelade mittels eines mit zwei Messern versehenen Schwungrades bedient (Durchmesser: 106 cm).
Auf der Vorderseite der Schneidelade befinden sich zwei übereinander liegende Transportwalzen mit gekrümmten Zinken, die das in den Holzkasten (1,52 m lang) von Hand nachgeschobene Häckselgut zerkleinern – hier für Strohstücke von 9 cm Größe.
Eine Person legte das Haferstroh nacheinander in den Holzkasten.
Das große Schwungrad wurde von einer zweiten Person gedreht.
Die anfallenden Häcksel aus Haferstroh wurden in Lobach zum Füttern von Pferden oder Streustroh genutzt.
Im Münsterland wurde die Schneidelade in der traditionellen Landwirtschaft auch als Grünlade eingesetzt - zum Zerkleinern von Grünfutter für Schweine.
∎ Messer eines Strohschneiders
um 1900
Hellental
Holz │ Eisen
[hmh Inv.-Nr. 1255
etwa 60 cm große, handgeschmiedete Messer einer kleinen Schneidelade für Stroh und Grünfutter
Futterbereitung im Futtergang
∎ Handbetriebene Futterquetsche [2]
um 1900 - 1950
Holz │ Eisen
Hellental
[hmh Inv.-Nr. 1256
Die hölzerne Futterquetsche mit Kurbelantrieb diente als Kartoffelquetsche zur Zubereitung gedämpfter Kartoffeln für die Schweinefütterung.
Die Futterquetsche wurde über den Rand eines Fasses gelegt und mit einer hölzernen Handkurbel angetrieben.
Innerhalb des Holzkastens befindet sich eine Transportwalze mit geraden Zinken.
∎ Kartoffelgabel mit Holzstiel [3]
um 1950
Holz │ Eisen
Hellental
[hmh Inv.-Nr. 1256
Die Kartoffelforke besitzt eiserne Zinken mit abgestumpften, kugelförmigen Enden.
Melken von Hand
Das Handmelken war größtenteils eine von Frauen ausgeübte Tätigkeit zur Milchgewinnung.
Die Männer hingegen waren zumeist für die Fütterung des Milchkuhbestandes zuständig.
∎ Dreibeiniger Melkschemel [4]
um 1900
Massivholz halbrund
Hellental
[hmh Inv.-Nr. 1184
∎ Melkeimer (Milcheimer) [5]
um 1950
Blech, emailliert │ Holz
Hellental
10 Liter
[hmh Inv.-Nr. 1185
∎ Große Milchkanne, verzinkt [6]
um 1960
Eisenblech, verzinkt
Deckel, zwei Tragegriffe
50 Liter
Hellental
[hmh Inv.-Nr. 1257
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[1] SIUTS 2002, S. 94-96, Tafel 47.4.
[2] SIUTS 2002, S. 96-97 Tafel 48.8.
[3] SIUTS 2002, S. 69-70. Tafel 33.11.
[4] SIUTS 2002, S. 133, Tafel 70.4.
[5] SIUTS 2002, S. 134, Tafel 71.12.
[6] SIUTS 2002, S. 134, Tafel 71.26.
[7] Auszug aus der Bauakte Landkreis Holzminden, Aktenzeichen: 257/30, Antragsbeschreibung: Stallgebäude, Gemarkung, Hellental, Lönsstr. 6 │ Bauherr: Hempel, Friedrich │ eingesehen am 22. Juli 2013.Bauakte Landkreis Holzminden, Aktenzeichen: 257/30.
[8] Nach Zeitzeugenberichten im November 2023.