IM STALL │ Kuh- und Schweinehaltung
Klaus A.E. Weber
Als landwirtschaftliches Nebengebäude wurde das Stallgebäude mit einer Grundfläche von rund 64 m² von dem Hellentaler Waldarbeiter Friedrich Hempel (1905-[1945]) um 1932 zur Nutztierhaltung errichtet, nach dessen bei der Kreisdirektion Holzminden vorgelegten Bauantrag vom 04. Mai 1930.[7][8]
Zur Erweiterung der Dauerausstellung WALD|GLAS|DORF erfolgte im Dezember 2023 eine „Freilegung“ des inneren Stallgebäudes durch Entrümpelung, Schmutz- und Materialentfernung und Instandsetzungen.
Der Stall mit Stalltür und Stallfenster weist als räumlich, lüftungstechnisch und funktionell abgegrenzter Bereich zur Haltung von Schweinen und Milchkühen drei Abschnitte auf:
Ehemals gab es zwei gegliederte, zweiflügelige Stallfenster zur Lüftung - ohne gefährliche Zugluftströmung.
Von den stark beschädigten Gussfenster konnte nur ein Fenster mit 12 farblosen Glasscheiben erhalten und nach der Restaurierung wieder eingebaut werden.
Ausschnitte aus der Bauakte
des Landkreises Holzminden │ 1930 [7]
Einst ein gutes und artgerechtes Leben?
In Aufstallungsform wurden Milchkühe wie auch Hausschweine gehalten.
Die Stallung der Milchkühe und der Schweine ist jeweils mit Ziegelsteinen gepflastert, wobei der Kuhgraben etwas abschüssig ist, um das Ablaufen der Gülle zu erleichtern.
Etwa ab den 1970er Jahre wurde das Stallgebäude ausschließlich zur Lagerung von Holz und Kohle genutzt.
Die Wände und die drei Meter hohe Decke des eher feuchten Stalles wurden jährlich weiß gekalkt, wobei bauhistorisch davon auszugehen ist, dass beim hygienischen Kalken Löschkalk oder Branntkalk (Calciumoxid) verwendet wurde.
Von dem letztmals in den 1970er Jahren aufgetragenem Kalkanstrich sind heute nur noch Reste auf den mit Ziegelsteinen einfach gemauerten Stallwänden und der gesondert gemauerten Stalldecke erhalten.
Innenliegendes Plumpsklo
Von der Tenne zugänglich, befindet sich im Stallgebäude hinter einer Holztür ein Plumpsklo, eine hölzerne Toilette ohne Wasserspülung (Nachbau im Rahmen der Restaurierung) mit kleinem Fenster.
Zuvor war eine außenliegende Toilette (Abort) geplant gewesen (siehe Bauzeichnung).
Schüttluke für Stroh
Die runde, oberhalb der Stalltür versetzt platzierte Schüttluke diente dem Herunterwerfen von im Obergeschoss gelagertem Stroh als Einstreu im Bereich der Kuhhaltung.
Handbetriebene Schneidelade │ um 1900
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Häcksel- und Strohschneider
∎ Handbetriebene Schneidelade │ Häckselmaschine [1]
um 1900
Holz │ Gusseisen
Lobach
[hmh Inv.-Nr. 1254
Die kleinbäuerliche Häckselmaschine diente im 1900 in Lobach zum Zerkleinern von Haferstroh und Grünfutter.
Mit einem Holzgriff als Kurbel wurde die Schneidelade mittels eines mit zwei Messern versehenen Schwungrades bedient (Durchmesser: 106 cm).
Auf der Vorderseite der Schneidelade befinden sich zwei übereinander liegende Transportwalzen mit gekrümmten Zinken, die das in den Holzkasten (1,52 m lang) von Hand nachgeschobene Häckselgut zerkleinern – hier für Strohstücke von 9 cm Größe.
Eine Person legte das Haferstroh nacheinander in den Holzkasten.
Das große Schwungrad wurde von einer zweiten Person gedreht.
Die anfallenden Häcksel aus Haferstroh wurden in Lobach zum Füttern von Pferden oder Streustroh genutzt.
Im Münsterland wurde die Schneidelade in der traditionellen Landwirtschaft auch als Grünlade eingesetzt - zum Zerkleinern von Grünfutter für Schweine.
∎ Messer eines Strohschneiders
um 1900
Hellental
Holz │ Eisen
[hmh Inv.-Nr. 1255
etwa 60 cm große, handgeschmiedete Messer einer kleinen Schneidelade für Stroh und Grünfutter
Futterbereitung im Futtergang
∎ Handbetriebene Futterquetsche [2]
um 1900 - 1950
Holz │ Eisen
Hellental
[hmh Inv.-Nr. 1256
Die hölzerne Futterquetsche mit Kurbelantrieb diente als Kartoffelquetsche zur Zubereitung gedämpfter Kartoffeln für die Schweinefütterung.
Die Futterquetsche wurde über den Rand eines Fasses gelegt und mit einer hölzernen Handkurbel angetrieben.
Innerhalb des Holzkastens befindet sich eine Transportwalze mit geraden Zinken.
∎ Kartoffelgabel mit Holzstiel [3]
um 1950
Holz │ Eisen
Hellental
[hmh Inv.-Nr. 1256
Die Kartoffelforke besitzt eiserne Zinken mit abgestumpften, kugelförmigen Enden.
Melken von Hand
Das Handmelken war größtenteils eine von Frauen ausgeübte Tätigkeit zur Milchgewinnung.
Die Männer hingegen waren zumeist für die Fütterung des Milchkuhbestandes zuständig.
∎ Dreibeiniger Melkschemel [4]
um 1900
Massivholz halbrund
Hellental
[hmh Inv.-Nr. 1184
∎ Melkeimer (Milcheimer) [5]
um 1950
Blech, emailliert │ Holz
Hellental
10 Liter
[hmh Inv.-Nr. 1185
∎ Große Milchkanne, verzinkt [6]
um 1960
Eisenblech, verzinkt
Deckel, zwei Tragegriffe
50 Liter
Hellental
[hmh Inv.-Nr. 1257
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[1] SIUTS 2002, S. 94-96, Tafel 47.4.
[2] SIUTS 2002, S. 96-97 Tafel 48.8.
[3] SIUTS 2002, S. 69-70. Tafel 33.11.
[4] SIUTS 2002, S. 133, Tafel 70.4.
[5] SIUTS 2002, S. 134, Tafel 71.12.
[6] SIUTS 2002, S. 134, Tafel 71.26.
[7] Auszug aus der Bauakte Landkreis Holzminden, Aktenzeichen: 257/30, Antragsbeschreibung: Stallgebäude, Gemarkung, Hellental, Lönsstr. 6 │ Bauherr: Hempel, Friedrich │ eingesehen am 22. Juli 2013.Bauakte Landkreis Holzminden, Aktenzeichen: 257/30.
[8] Nach Zeitzeugenberichten im November 2023.