Spuren früher Menschen in der Gemarkung Heinade

Klaus A.E. Weber

 

Gemarkung Heinade (Hd)

  • Fundübersicht bei LEIBER 2004 Teil 2, S. 282 │ KtNr. 201-204.

 

Mesolithikum

Bodenfunde aus der Zeit 8000-5500 v. Chr.│BCE am nordöstlichen Sollingrand

Im September 1988 konnte im Rahmen der archäologischen Prospektion zur Erkundung steinzeitlicher Fundstellen am und im Solling ein erstes Bindeglied zwischen dem Dassler Becken und dem Stadtoldendorfer Raum auf Ackerland in der Gemarkung Heinade gefunden werden.[9]

Dabei handelt es sich wahrscheinlich um eine mesolithische Fundstelle auf einer flachen Geländekuppe, halbkreisförmig vom Spüligbach umflossen.

Insgesamt handelt es sich um 44 Fundstücke.

Die Funde lassen ziemlich sicher ein mittelsteinzeitliches Alter annehmen.[10]

Zuvor waren bereits bei einer systematischen Feldbegehung im Oktober 1983 als Fundstreuung vorgeschichtliche Scherben und drei Abschläge aus Feuerstein auf einem Ackerland („Entenpfühlen“) eines nach Norden abfallenden Geländes im Quellgebiet des Eberbaches in der Gemarkung Heinade entdeckt worden.[11]

Des Weiteren konnte im „Farkensieksfeld“ auf einem nach Nordosten geneigten Gelände nahe einem Bachlauf ein Kernstein gefunden werden.[12]

 

Mesolithische Silex-Einzelfunde │ 8000-5500 v. Chr.│BCE

Gemarkung Heinade

Zeichnung: Henri Henze,

Archäologische Denkmalpflege

Landkreis Holzminden

 

In dem hier betrachteten geographischen Raum des nordöstlichen Sollings bewegten sich prähistorische Menschen, wahrscheinlich entlang des Spüligbaches und Eberbaches am nordöstlichen Sollingrand, wo sie zu ihrer Nahrungsgewinnung gejagt, gefischt und Wildfrüchte gesammelt haben.

Dabei hinterließen sie Werkzeuge und deren Herstellungsabfälle aus Silex.

  • Übersicht zu Flint- und Kieselschieferfunden in der Gemarkung Heinade bei LEIBER 2004 Teil 2, S. 282 │ KtNr. 202-204

 

Spüligbach/Salzbreite nördlich von Heinade

September 2023

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Bronzezeit

Feuersteindolch │ um 1600 v. Chr.│BCE

Am 15. November 2008 wurde bei einer archäologischen Feldbegehung auf der Ackerfläche "Vor der Salzbreite" nordöstlich von Heinade ein Fragment eines bronzezeitlichen, beidseits flächig retuschierten Feuersteindolchs gefunden: die abgebrochene Spitze des Klingenbereichs.[6]

 

Bronzezeitliches Feuerstein-Dolchfragment, flächig retuschiert

um 1600 v. Chr.│BCE [2]

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Zum Vergleich: Fischschwanzdolch

Museum Hameln

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

 

[8]

 

Absatzbeil aus Kupferlegierung │ um 1600 v. Chr.│BCE

Beim Pflügen des Ackerlandes auf dem Gemarkungsstück „Salzbreite“, einem Südosthang bei Heinade in Richtung Merxhausen, konnte 1921 als Einzelfund ein bronzezeitliches Absatzbeil "ausgeackert" werden.

Hierbei handelt es sich um ein relativ komplettes nordwestdeutsches, schlichtes Absatzbeil aus Kupferlegierung der mittleren/späten Bronzezeit, datiert: um 1600 v. Chr.│BCE.[13]

Der prähistorische Bodenfund in der Feldmark von Heinade belegt, dass sich bereits vor Jahrtausenden Menschen in dem Gebiet um Heinade aufgehalten haben, das das Dasseler mit dem Stadtoldendorfer Becken verbindet.[1]

Solche Absatzbeile wurden aus einer zweiteiligen Bronzegussform hergestellt.

Sie boten durch einen Absatz zusätzlichen Halt für einen hölzernen Schaft.[15]

 

Absatzbeil aus einer Bronzegussform hergestellte Nachbildung

Heinade [14]

© [hmh, Fotos: Klaus A.E. Weber

 

Nach LEIBER [4] weist das an sich komplette Absatzbeil eine kleine Ausbruchstelle am Nacken auf mit rundem Absatz, ohne Schildbogen an den Schmalseiten.

Das Bronzebeil lässt sich nach LEIBER der Gruppe der nordwestdeutschen schlichten Absatzbeile zuordnen und kann als Beleg für die Form Wardböhmen-Anzin angesprochen werden.[4][5]

Das Original befindet sich in der Studiensammlung der Archäologischen Denkmalpflege des Landkreises Holzminden (FO: Heinade, FSt.: 1, Kat.-Nr. Vorg. 20) - eine Nachbildung [7] im Historischen Museum Hellental.

 

Zeichnung: Henri Henze,

Archäologische Denkmalpflege Landkreis Holzminden

 

Bronzezeitliches Absatzbeil │ nordwestdeutsch

um 1600 v. Chr.│BCE

Zeichnung: Curt Sauermilch │ um 1921

© Gestaltung: Klaus A.E. Weber

 

Bereits TACKE [3] würdigte in den 1950er Jahren den Einzelfund vom „westischen Typ“ als „das beste Stück“.

Es weise daraufhin, dass sich wahrscheinlich bereits während der mittleren/späteren Bronzezeit Menschen in diesem nördlichen Sollingrandgebiet aufgehalten haben.

Heute befindet sich das auch für die Ur- und Frühgeschichte des Landkreises Holzminden sehr wertvolle bronzezeitliche Absatzbeil in der Studiensammlung der Archäologischen Denkmalpflege des Landkreises Holzminden.

Ein weiteres, jedoch stark beschädigtes Bronzebeil war bereits 1872 in Delligsen gefunden worden.[4]

 

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[1] vergl. Fundchronik im Jahrbuch für den Landkreis Holzminden. Bd. 3, 8/9, 10/11.

[2] Fund in der Studiensammlung der Archäologische Denkmalpflege Landkreis Holzminden.

[3] TACKE 1951, S. 97.

[4] LEIBER 2004 Teil 1, S. 68 Kap. 5.4.5.4.1 Einzelfunde der mittleren/späteren Bronzezeit.

[5] LEIBER 2004 Teil 2, S. 282 KtNr. 201, S. 455, Tafel 38, KtNr. 201.

[6] Vergl. KEGLER 2020, S. 43-47.

[7] Nachbildung durch Abguss des Originals im Mai 2022 durch Jan Kahrmann, Stadtoldendorf.

[8] KREISDIREKTION HOLZMINDEN 1932, Abb. S. 11.

[9] Bodenfunde von Ursula Werben (Einbeck), ehemals Beauftragte für die Archäologische Denkmalpflege des Landkreises Northeim.

Auch: Gemarkung Denkiehausen FStNr. 1, Einzelfund NEO [LEIBER 2004 Teil 2, S. 243, KtNr. 108, Tafel 20], Verbleib im Stadtmuseum Stadtoldendorf, InvNr. I, 27; s. auch „Ortschronik Wangelnstedt“ [ANDERS 2004, S. 15].

[10] LEIBER 1992, S. 128

Gemarkung Heinade FStNr. 4, Station, MES [LEIBER 2004 Teil 2, S. 282, KtNr. 204].

Die Originalfundstücke befinden sich in der Studiensammlung der Archäologischen Denkmalpflege des Landkreises Holzminden; darunter 1 Stichel, 4 Kratzer (davon 1 Halbrundkratzer), 5 Kernsteine, Klingen, Lamellen, Abschläge aus Feuerstein und 1 proximales Klingenstück aus Kieselschiefer.

[11] Feldbegehung durch E. Tonert.

[12] Gemarkung Heinade FStNr. 2, Fundstreuung, chron. ind. [LEIBER 2004 Teil 2, S. 282, KtNr. 202].

Gemarkung Heinade FStNr. 3, Einzelfund, MES [LEIBER 2004 Teil 2, S. 282, KtNr. 203]

[13] Gemarkung Heinade FStNr. 1, Einzelfund, BZ /  (FO: Heinade, FSt.: 1, Kat.-Nr. Vorg. 20): 193 g; Länge: 13,4 cm, Breite S.: 3,2 cm, Dicke: 1,8 cm; siehe zudem Bericht im TAH vom 17. Januar 1978.

[14] Nachbildung (Abguss) von Jan Kahmann, Stadtoldendorf.

[15] METZLER/WILBERTS 1991, S. 163, 181.