Moderne Glasherstellung
Klaus A.E. Weber
Farblose Glaskelche mit aufwändigen Gravuren [3]
© [hmh, Fotos: Klaus A.E. Weber
Manuelle Herstellung eines Kelchglases │ um 1880 [2]
A
Im Mundblasverfahren wird die mit der Glasmacherpfeife aus dem Arbeitsofen entnommene Glasmasse in die vorgesehene Form geblasen
B
das Glas wird aufgeblasen
C
und durch Aufstampfen auf der Marbelplatte unten abgeplattet, angewärmt und mit dem Plätteisen bearbeitet
D ein kleiner Glasposten a wird unten angeheftet
E
während die Glasmacherpfeife horizontal rotiert, wird der Fuß b am Schaft mit einer federnden Zange ausgearbeitet
mit einer zweiten Glasmacherpfeife wird eine kleine, dickwandige Hohlkugel gefertigt, an den Schaft angeheftet und durch einen Tropfen Wasser und einen Schlag von der Pfeife abgesprengt
F
nach dem Anwärmen wird die Hohlkugel unter fortwährender Rotation der Glasmacherpfeife aufgetrieben c
G
die Fuß-Scheibe wird mit der Schere beschnitten und in der Arbeitsöffnung des Ofens glatt geschmolzen d
H
der Fuß wird an das Hefteisen geheftet, das Arbeitsstück e von der Pfeife abgesprengt, an der Ofenöffnung angewärmt, mit dem Auftreibeeisen bearbeitet und die Kelchwände mit dem Plätteisen geformt
J
der obere Rand des Kelches wird mit der Schere beschnitten und rund geschmolzen
K
der Glaskörper wird vom Hefteisen abgesprengt
Manuelle Formgebung
∎ Glasmodel (Hohlformen)
Von der handwerklichen Glashüttenarbeit zur maschinellen Serienfertigung von Hohlglas
Die glastechnischen Model weisen als Einblasformen ein zu erzeugendes Glasrelief als Negativform auf.
Außen-Rippenmodel │ Hafenton-Fragment einer Einblas-Außenform [1]
17. Jahrhundert │ Waldglashütte im Solling
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manuelle Formgebung durch Rippenmodel
- serielles Mundblasverfahren
In der Ausstellung des Historischen Museums Hellental
© Historisches Museum Hellental, Foto: Mechthild Ziemer
Zweiteilige Holzmodel
Klappformen aus Buchenholz
In der Ausstellung des Historischen Museums Hellental
© Historisches Museum Hellental, Foto: Klaus A.E. Weber
Automatisierte Formgebung
Blas-Blas-Verfahren │ Maschinenform, vierteilig │ Vor- und Fertigform
Metall
Glaswerk Ernstthal in Thüringen │ 20. Jahrhundert - Wiegand-Glas
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automatisierte Formgebung im Blas-Blas-Verfahren
- Massenproduktion von Enghalsgefäßen
Vorform → erster Hohlkörper: Külbel
Fertigform → ausgeblasene, fertige Flasche
Glaswerk Ernstthal
Lauscha / Ortsteil Ernstthal
Im thüringischen Ernstthal erfolgte im Jahr 1707 die Gründung einer ersten Glashütte.
Auf den Höhen des Rennsteiges befand sich das moderne Glaswerk Ernstthal, wo aus zwei Glaswannen Hohlglas hergestellt wurde.
Dabei waren täglich ca. 330 t Weißglas zu Flaschen für Spirituosen, Wein, Essig, Öl und Kosmetikprodukte verarbeitet worden.
Firma Peill Germany │ Peill & Putzler │ 1903-2005
∎ Werbe-Glasaufsteller
∎ Glasplatte als Briefbeschwerer
ca. 1960-1970er Jahre
Glasmanufaktur von Poschinger │ Frauenau
1568 gegründet │ bislang älteste Glasmanufaktur im Bayerischen Wald │ 2021 geschlossen
∎ Andenkenglas
Glashütte Gernheim │ LWL-Industriemuseum
∎ Andenkenglas „1826-2001“
1864-2005
∎ Glasbaustein - Wabenmuster
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[1] Dauerleihgabe der Archäologischen Denkmalpflege des Landkreises Holzminden, Kommunalarchäologie.
[2] MEYERS 1888, S. 512-514.
[3] rechts: Kasseler Wappen-Kelch (Kleeblattwappen) │ originalgetreue, mundgeblasene und handgearbeitete Nachbildung │ Leihgabe von Rolf Wiemers, Warburg.