»Demokratie│wagen–festigen–weiterentwickeln«

Klaus A.E. Weber

 

Auch über 90 Jahre nach der Machtübernahme Hitlers und seiner Gefolgschaft ist es nach wie vor aktuell, sich mit dem Nationalsozialismus und seinen Folgen zu beschäftigen.

So ist in den vergangenen Monaten einerseits die Anzahl fremdenfeindlicher und antisemitischer Straftaten in Deutschland stark gestiegen, andererseits wählen immer mehr Bürger*innen rechtspopulistische beziehungsweise rechtsextreme Parteien.

Damit ist die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit für unsere freiheitliche Demokratie weiterhin von großer Bedeutung – mit Blick nach Osten wie nach Westen.

Im Hinblick auf die Verfasstheit unserer Gesellschaft mit antidemokratischen Strömungen und den weltweit entstehenden rechtsextremen Backlash ist es auch für das LandMuseum als regionale Kultureinrichtung geboten, eine kritische Haltung einzunehmen und im demokratischen Diskurs zu vertreten.

In Zeiten zunehmender Digitalisierung soll die analoge Nebenausstellung mit webbasierten Hintergrundinformationen dazu anregen, unter historischer Perspektive der Zeitverhältnisse, die stets Machtverhältnisse sind, zu fragen, welche Entstehungsgeschichte und Bedeutung die liberale Demokratie in der lebendigen Erinnerungskultur unserer Gesellschaft hat.

Zu sehen sind dem LandMuseum im Original überlassene „vergessene“ Gesetzblätter regionaler Kommunen, die einst selbständige Gemeinden waren.

Die Gesetzblätter lassen erkennen, dass Demokratie einst gewagt und schließlich befestigt werden konnte.

Die veröffentlichten Verfassungen bilden die Wurzeln, die die Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland verankerten.

Der freiheitlichen Demokratie liegen im Kern - als demokratie Werte - zugrunde

wozu vor allem auch zählen

 

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Im Rahmen von Integrationskursen kreativ hergestellte Demokratie-Fahne

im Erinnerungsort Hambacher Schloss │ Juni 2018.

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Lebendige demokratische Kultur

Als Wiege der modernen freiheitliche Demokratie gilt die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche von 1848.

Was danach folgte waren Parteigründungen, die Arbeiterbewegung, der Kampf um das Frauenwahlrecht …

Demokratie und Freiheitsrechte legen den Grundstein für unser Zusammenleben – auch künftig noch?

Einst gewagt, dann gefestigt, schließlich weiterentwickelt, bleibt die liberale Demokratie ein Prozess, der mit dem Streben nach Gleichberechtigung und Teilhabe einhergeht.

Der Demokratieprozess wurde einst begleitet von der Frage, ob Monarchie oder Demokratie, aktuell von der Frage, ob Demokratie oder Machtübernahme von Oligarchen durch rechten Staatsstreich radikaler Privatunternehmern.

 

Die Demokratie ist vielfältig – wie ihre Geschichte

Die deutsche Demokratiegeschichte ist Teil der lebendigen Erinnerungskultur, die es zu erweitern und zu stärken gilt.

Die Geschichte früher Demokratieversuche und die Geschichte der modernen Demokratie ist markiert von Ereignissen und Prozessen von der Mainzer Republik von 1793 bis zum Ende der so genannten Friedlichen Revolution von 1990 – die jeweils aus ihrer Zeit heraus zu interpretieren sind.

So hat auch die Demokratie ihre Geschichte - eine Demokratie-Geschichte.

 

Frühe Demokratie-Geschichte

Die deutschen Freiheitsbewegungen dauern von der Französischen Revolution (1789–1799) bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts.

Im 19. Jahrhundert entwickelt sich ein langer, heftiger polyvokaler Kampf zwischen Demokratisierung und monarchistischer Herrschaft.

Daran erinnert der „Braunschweiger Schlossbrand“ von 1830 und das Maifest auf dem Hambacher Schloss von 1832.

 

Moderne Demokratie-Geschichte

Die deutsche Demokratie ist so vielfältig wie ihre Geschichte.

Sie ist Teil unserer lebendigen Erinnerungskultur, die es zu erweitern und zu stärken gilt.

 

1848/1849 - mit Langzeitwirkung

In der Revolutionen von 1848 entsteht die Frankfurter Nationalversammlung.

Sie ist das erste frei gewählte deutsche Parlament und tagt in der Paulskirche.

Die Verfassung des deutschen Reiches vom 27. März 1849 legt als demokratische „Frankfurter Reichsverfassung“ den Grundstein für die Demokratie, in der wir heute leben.

 

70 Jahre später

Die Verfassung des Deutschen Reichs vom 11. August 1919 ist als „Weimarer Verfassung“ die erste parlamentarisch-demokratische Verfassung Deutschlands

 

100 Jahre später

Einst als Provisorium gedacht, tritt das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland vom 23. Mai 1949 am 24. Mai in Kraft.

 

Was ist an Demokratie uns heute wichtig?

֍ Kurzfilm über die Ausstellung 2023/2024 des Historischen Museums Frankfurt im Stadtlabor "Demokratie: Das Versprechen von Gleichheit"