1848/1849 mit Langzeitwirkung

Klaus A.E. Weber

 

Verarmung und Verelendung │ Revolution │ Demokratie

 

"Dauerbrenner" Karl Marx (1818-1883)

  • Ein großer, umstrittener Philosoph, aber kein Prophet [2][3]

  • Ein Beobachter, Chronist seiner Zeit und "Seismologe der modernen Welt"[4]

Dem 2018 geführten Interview von MAGRO [3] mit dem französischen Wirtschaftswissenschaftler Thomas Piketty (1971) ist zu entnehmen, dass Karl Marx "die Gefahren der ungerechten Konzentration von Kapital korrekt beschrieben" habe.

Zum 200. Geburtstag des Philosophen warnte der Ökonom: "Die Ungerechtigkeit in der welt ist fast wieder so groß wie vor den Weltkriegen" und, dass "das Ende des Kapitalismus kommen wird".[3]

Gemeinsam mit Friedrich Engels (1820-1895) wurde Karl Marx (1818-1883) zu einem der einflussreichsten Theoretiker des Sozialismus und Kommunismus.

Hierbei lieferte Karl Marx eine wissenschaftliche Analyse ökonomischer Formen und Kritik der kapitalistischen Gesellschaft - mit weitreichenden Wirkungen in der Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts.

 

Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kommunismus

Manifest der Kommunistischen Partei

London: 1848

Faksimile

9. Aufl. 1986, Berlin (DDR)

[hmh Inv.-Nr. 3016

 

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Manifest

der Kommunistischen Partei

London: Februar 1848

Titelblatt

Londoner Erstausgabe

Faksimile

© Historisches Museum Hellental

 

In London war im Februar 1848 die programmatische Schrift, das sich epochal auswirkende, revolutionär-ideologische „Manifest der Kommunistischen Partei” von Karl Marx und Friedrich Engels (1820-1895) mit der kommunistischen Leitidee des Klassenkampfes der Arbeiterschaft und zu den Grundlagen des Sozialismus und Kommunismus veröffentlicht worden:

"Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen …

Die Bougeoisie hebt mehr und mehr die Zersplitterung der Produktionsmittel, des Besitzes und der Bevölkerung auf.

Sie hat die Bevölkerung agglomerirt, die Produktionsmittel centralisirt und das Eigenthum in wenigen Händen koncentrirt.„

Die in der vorherrschenden kapitalistischen Gesellschaftsordnung bestehenden Gegensätze würden, so die beiden Revolutionstheoretiker, zwangsläufig zur sozialen Revolution und zum Aufbau einer neuen, klassenlosen Gesellschaft führen.

 

Das Kapital

Das Kapital – Kritik der politischen Oekonomie

31. Aufl. 1987 Berlin (DDR)

[hmh Inv.-Nr. 3017

Im Juli 1867 erschien in London der Erste Band der drei Bände von Karl Marx über „Das Kapital – Kritik der politischen Oekonomie”.

Seit 1848 hat sich die kapitalistische Produktion rasch in Deutschland entwickelt

 

Kapitalismus Entfremdung Kommunismus Dialektik [7]

Als Hauptwerk von Karl Marx gilt "Das Kapital", dessen erster Band noch zu seinen Lebzeiten mit einer Startauflage von 1.000 Exemplaren erschien:

  • Band 1: Der Produktionsprozess des Kapitals

  • Band 2: Der Zirkulationsprozess des Kapitals

  • Band 3: Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion

"Das Kapital" zählt zum Weltdokumentenerbe der Vereinten Nationen (UN).

Die Thesen und Kritik von Karl Marx am Kapitalismus wirken aus gewerkschaftlicher Sicht derzeit aktueller denn je:[1]

  • Tarifliche Regelungen

  • Arbeitsverdichtung

  • Dumpinglöhne

  • Arbeits- und Gesundheitsschutz

  • Mitbestimmung

 

Demokratie wagen - Made in der Paulskirche zu Frankfurt am Main

Am 18. Mai 1848 war mit 384 von insgesamt 545 Parlamentariern (Abgeordneten) in der Frankfurter Paulskirche die erste deutsche Nationalversammlung zusammengetreten, um über eine freiheitliche Verfassung und die Bildung eines deutschen Nationalstaats zu beraten.

Hierfür wurde ein Abgeordneter je 50.000 "selbständige" Männer in unmittelbarer, gleicher und geheimer Wahl gewählt.

 

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Verfassung des deutschen Reiches

ausgegeben am 28. April 1849

"Die deutsche verfassunggebende

Nationalversammlung hat beschlossen,

und verkündigt als Reichsverfassung ..."

© Historisches Museum Hellental, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Der Weg zur ersten eutschen Nationalversammlung

Die Frankfurter Nationalversammlung verabschiedete am 21. Dezember 1848 das „Reichsgesetz betreffend die Grundrechte des deutschen Volkes“.

Hiermit wird der Grundstein für die Demokratie gelegt, in der wir heute leben.

 

Verfassung des deutschen Reiches vom 27. März 1849

Reichs-Gesetz-Blatt vom 18. April 1849 │ [hmh Inv.-Nr. 3014

Der Text der „Verfassung des deutschen Reiches“ wurde von der verfassunggebenden Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche am 27. März 1849 beschlossen und verkündigt, die den Bürgern erstmalig in der deutschen Geschichte unveräußerliche Grundrechte garantierte.

Die Reichsverfassung trat mit der Verkündung in Kraft – ausgegeben im Reichs-Gesetz-Blatt am 28. April 1849.

Mit dieser modernen, demokratischen Verfassung eines deutschen Bundesstaates wird der Grundstein für die Demokratie gelegt, in der wir heute leben.

 

Vorbild mit Langzeitwirkung

Wahlen │ Verfassung │ Grundgesetz

Bis heute stellt diese Nationalversammlung in der Paulskirche zu Frankfurt - als erstes demokratisch gewähltes gesamtdeutsches Parlament - einen bedeutenden Bezugspunkt für die Entwicklung der deutschen Demokratie dar.

Der am 27. Dezember 1848 verabschiedete Katalog von Grundrechten wie auch die parlamentarische Arbeit bleibt jedoch hinter den hohen Erwartungen weit zurück.

Schließlich verabschiedet die Frankfurter Nationalversammlung am 28. März 1849 die erste Verfassung eines deutschen Bundesstaates, die den Bürgern erstmalig in der deutschen Geschichte unveräußerliche Grundrechte garantierte.

 

Gescheiterte (?) Revolution von 1848/1849

Auf die Dorf:Region mit Heinade, Hellental und Merxhausen bezogen, traten Verbesserungen schließlich durch die Umsetzung der Agrarreformen mit der Separation ein.

Auch die Landbewohner*innen des südniedersächsischen Berglandes forderten Reformmaßnahmen, wie die Revision des Polizeistrafgesetzes von 1847, die Aufhebung des Forststrafgesetzes von 1847, die Aufhebung der staatlichen Einschränkung bei Grundstücksverkäufen und die Aufhebung des Jagddienstes ohne Entschädigung sowie eine genügende Gegenleistung bei Wildschäden.

Diese wurde jedoch von deutschen Fürsten durch ihr gewaltsames Eingreifen am 18. Juni 1849 aufgelöst.

Die Chance zu wirklichen Reformen blieb somit ungenutzt.

Immerhin leitete das Herzogtum Braunschweig einige, wenn auch wenige Veränderungen ein.

In diesem Kontext wurde die braunschweigische Gesetzgebung schrittweise reformiert.

So besaßen die Bürger nach der ab Juni 1848 geltenden herzoglichen Regelung nunmehr das Recht zur freien Vereinsbildung.

Zu bedenken ist, dass viele politische Akteure mit ihren verschiedenen Aktivitäten eine völlige gesellschaftliche Veränderung anstrebten.

Vielmehr versuchten sie vornehmlich, ihre Lebens- und Arbeitsverhältnisse zu verbessern.

Wahlrechtsänderungen, die Einführung der Grundsteuer und die Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung wirkten sich auch auf die Dörfer Heinade, Merxhausen und Hellental aus.

Allgemein erhoffte man sich in Deutschland durch die Einberufung einer Nationalversammlung eine entscheidende Verbesserung der Lage zu erreichen.

 

Revolutionen in Europa

 

Revolutionen in Europa

1848/1849.

Karte LMV Zürich

Ergänzungen Kurt Messmer

Bilder Wikimedia

 

1848/1849 in Europa

Erste Bundesratswahl - Ehrenmeldung [6]

Am 16. November 1848 erfolgt die Wahl des ersten Bundesrats, ein Unikum in Europa.

 

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[1] NÖLLE 2017

[2] BASELER ZITUNG 2018.

[3] MAGRO 2018.

[4] KOENEN 2018.

[5] KAUFMANN 2018.

[6] Blog-Artikel des Schweizerischen Nationalmuseums vom 17. November 2023 von Kurt Messmer, Historiker mit Schwerpunkt Geschichte im öffentlichen Raum.

[7] WIDMANN 2017b.