Kulturgetreide

Klaus A.E. Weber

 

Getreide Sommer 1960 [1]

© Historisches Museum Hellental, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Kulturgetreide aus dem Vorderen Orient

Vierzeilige Gerste (Hordeum vulgare)  ⃒  eine der ältesten Getreidearten  ⃒  Ähre mit langen Grannen

Gerstenanbau in Mitteleuropa seit der Jungsteinzeit (5.000 v. Chr.)

Archäobotanische Probe aus einem Massenfund verkohlter Gerstenkörner auf einer mittelalterlichen Siedlung des 12. Jahrhunderts in Norddeutschland

∎ Gerstenkörner aus Niedersachsen

 

Getreideaussaat- und Ernteverhältnisse 1756

Nach der "Beschreibung des im Fürstlichen Amte Wickensen belegenen Ortes Heinade im Jahre 1756, gefertigt von Christoph Laurentius"

Getreide - Fläche - Aussaat - Ernte

  • Roggen ► 1 Feldmorgen - 2x ca. 40 kg - 8x ca. 160 kg

  • Roggen ► 1 Waldmorgen - 3x ca. 60 kg - 10x ca. 200 kg

  • Gerste ► 1 Morgen - 2x ca. 36 kg - 15x ca. 270 kg

  • Hafer ► 1 Morgen - 3x ca. 36 kg - 15x ca. 180 kg

 

Vom Korn zum Brotbacken und Bierbrauen

Die Kulturgeschichte des Brotes ist eng verbunden mit der landwirtschaftlichen Kultur des Ackerbaus - mit Getreideanbau und der handwerklichen Getreideverarbeitung.

 

Getreide in der Hochkultur des alten Nillandes

Brot und Bier waren einst die wichtigsten Getreideprodukte, die den Ägyptern als pflanzliche Grundnahrungsmittel dienten.

Waren die Felder nach einer Nilflut mit fruchtbarem Schlamm bedeckt, so säten die Bauern Gerste und Emmer aus.

 

Emmer: Brot und Bier

Emmer (Triticum dicoccum), auch als Zweikorn bezeichnet, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Weizen (Triticum).

Das protein- und mineralstoffreiche Emmer-Getreide zählt zu den ältesten kultivierten Getreidearten.

Im Alten Ägypten wurde Emmer zur Brotherstellung und zum Bierbrauen genutzt.

 

Getreide in der frühen Landwirtschaft

Mit der „Neolithischen Revolution“ in Mitteleuropa begann die Getreideverarbeitung etwa um 5.500 v. Chr. mit  den ersten Bauern der Bandkeramik-Kulturen.

Angebaut wurden zur Getreidenahrung die frühen domestizierten  Weizenarten Einkorn, Emmer und Gerste.

Im Verlauf der steinzeitlichen Entwicklung wurde mit Mahlsteinen das geerntete Getreidekorn zu grobem oder feinem Mehl gemahlen und als Brot verarbeitet.

Während des Mittelalters wurde Getreide mit der Sichel geschnitten, wobei nur die Ähren geerntet wurden.

 

Getreide zur regionalen Bier- und Kornherstellung

Zur Malzgewinnung wird meist spezielles Getreide - „Braugerste“ oder „Brauweizen“ - eingesetzt.

Mittels Hefe entsteht durch die alkoholische Gärung des Malzes ober- oder untergäriges Bier – ohne Destillation.

Kornbrände hingegen werden seit dem ausgehenden Spätmittelalter durch Brennen - arabische Kunst der Destillation - hergestellt, zumeist aus Roggen oder Weizen.

 

Einbecker Brauhaus │ Ainpöckisch Bier - seit 1378

„Ainpöckisch Bier“ war im Spätmittelalter ein nahrhaftes Starkbier.

Das in der Hansestadt Einbeck gebraute, weit verbreitete „Bockbier“ wurde bei besonderen Anlässen getrunken.

 

Baumgarten’s Brauerei Allersheim │ Brauerei Allersheim - seit 1854

1854 wurde die „Baumgarten’s Brauerei Allersheim“ vom damaligen Pächter der Domäne Allersheim - Amtsrat Otto Baumgarten – gegründet.

Gerste und Hopfen wurden zunächst auf dem Domänenland angebaut.

 

Gräflich von Hardenberg'sche Kornbrennerei

Hardenberg-Wilthen │ älteste eingetragene Marke der Welt

Um 1700 gründete Karl-Dietrich von Hardenberg die Kornbrennerei bei Nörten-Hardenberg.

Für die Kornbrände werden hochwertige Getreidesorten verwendet - Weizen für einen milden, Roggen für einen kräftigen Geschmack (Hardenberg-Weizenkorn, 32% vol. ⎸Hardenberg-Doppelkorn, 38% vol.).

 

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[1] aus der ehemaligen Sammlung Lessmann, Hellental.