Schmiedehandwerk und Eisengießereiprodukte
Klaus A.E. Weber
Bearbeitbarkeit des Eisens
Um erste Eisenhütten und Hammerwerke im Mittelalter und größere Eisenhütten im 16. Jahrhundert zur Eisenerzeugung und -verarbeitung anzulegen, gab es im Solling relativ günstige Voraussetzung [7], wie
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Holzreichtum der Sollingwälder
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wasserreiche Gewässer mit hinreichendem Gefälle
- in kleinen Mengen vorkommendes Eisenerz.
∎ Schlackenreste │ Mittelalterliche Homburg
12.-16. Jahrhundert
aus der Eisenverhüttung unterhalb des Komplexes der Höhenburg Homburg bei Stadtoldendorf
glasig erstarrte, massive bis poröse Schmelzrückstände
Eisenverhüttung und Hammerhütten unterhalb von Merxhausen
Eine lokale Eisenverhüttung im Raum Heinade und Merxhausen erfolgte vermutlich ab dem 12./13. Jahrhundert.
Unterhalb von Merxhausen lagen einst am Spülig-Bach drei frühneuzeitliche Hammerhütten, die in Stücköfen Eisenerz von der Eisenerzlagerstätte Steinberg bei Markoldendorf verhütteten.
∎ Schlackenreste │ Eisenverhüttung bei Merxhausen
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Schlacke aus der Eisenverhüttung einer Merxhäuser Eisenhütte um 1560–1580
- Schlacke aus der Eisenverhüttung am "1. Schlag" (Hammerschlag) am Fuße des Steinbergs nahe der "Saakelschen Mühle"
glasig erstarrte, massive bis poröse Schmelzrückstände bei der Verhüttung regionalen eisenhaltigen Erzes
◼ Luppe
kleine angeschnittene Luppe ("Eisenschwamm")
experimentell erzeugt durch Direktreduktion von Eisenerz in einem Rennofen aus Lehm (Nachbau Heidbrink)
Schmiedehandwerk – Eine sehr lange Geschichte
„Blanke“ Eisenwaren durch den Schmiede- und Schleifprozess herzustellen, oblag dem Blankschmied.
Seine schmiedeeiserne Rohware konnte er direkt von einer Eisenhütte beziehen, wie in Südniedersachsen die am östlichen Sollingrand von 1727-1985 betriebene Blankschmiede der Handwerkerfamilie Neimke in Dassel von der Eisenhütte Dassel.[8]
Zu einer Blankschmiede gehörte auch ein von einem Wasserrad angetriebener schwerer Aufschlaghammer, weshalb Blankschmieden auch als Hammerschmieden bezeichnet werden.
Der Schmiedevorgang und grundlegende Schmiedefertigkeiten werden in einer Abhandlung von HILLEGEIST [9] ausführlich beschrieben.
Eisengießereiprodukte
Bauteile eiserner Regulieröfen
Eisenhütte Dassel │ M. Schünemann
∎ Seitenplatte eines “Altdeutschen Regulierofens“ │ um 1890
historistisches Genrebild eines Handwerkers (Nr. 205) │ Hellental
[hmh Inv.-Nr. 1161
Historistisches Genrebild eines Handwerkers
Seitenplatte eines “Altdeutschen Regulierofens“ │ um 1890
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
∎ Rundbogentür eines „Regulierfüllofens“ │ um 1895 [4]
Mädchenfigur in Jugendstilornamentik
Beschreibung in CREYDT [4]:
„durchbrochene, feinst ausgearbeitete Rundbogentür mit lieblicher Mädchenfigur in verträumter Pose mit Schmetterling unter zeittypisch stilisiertem Blüten- und Blattwerk; vermutlich nach einer künstlerischen Bildvorlage unbekannter Herkunft“
Nachguss der Eisengießerei O. Gattermann GmbH & Co. KG, Dassel
[hmh Inv.-Nr. 1162
Mädchenfigur in Jugendstilornamentik │ Nachbildung
Rundbogentür eines „Regulierfüllofens“ │ um 1895
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
∎ "Die vier Jahreszeiten" │ Wandschmuck
Aluminium-Nachguss der Eisengießerei O. Gattermann GmbH & Co. KG, Dassel
Holzmodell mit künstlerischem Motiv [2]
Holzschnitzer Dietrich Malchow, Hellental, arbeitete in der Modelltischlerei der Eisengießerei Gattermann
Höhe: 27 cam │ Breite: 48 cm
[hmh Inv.-Nr. 1209
∎ "Der Eisengießer mit Kelle" │ Figur
Nachguss der Eisengießerei Gattermann GmbH & Co. KG, Dassel [3]
Höhe: 26 cm │ Breite: 18 cm
[hmh Inv.-Nr. 1323
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[2] CREYDT 2020, S. 117 Abb.
[3] CREYDT 2020, S. 120 Abb.
[4] CREYDT 2020, S. 78-79 Nr. 62 Abb.
[5] CREYDT 2020, S. 51-52.
[6] CREYDT 2020, S. 117.
[7] STREICH 1996, S. 153-154.
[8] HILLEGEIST 1998, S. 221.
[9] HILLEGEIST 1998, S. 223-228.