Erinnerungsstücke

Klaus A.E. Weber

 

... in das kollektive Gedächtnis überführen

Das Regionalmuseum versteht sich auch als eine Stätte der Erinnerung, der Erhaltung und der Präsentation von Kulturgütern, wie eben jene der Flucht, Deportation, Vertreibung als Folge des Zweiten Weltkrieges.

 

Ankunft: Februar 1956

Holzkoffer │ um 1950

Holzkoffer des „Letzten Heimkehrers“

Hellental

Holz, Eisen

[hmh Inv.-Nr. 1075

Wie die meisten entlassenen Kriegsgefangenen kam der ehemalige Besitzer eines Bauernhofes in Heinzendorf mit dem einfachen Sperrholzkoffer der 1902 in Lassek (Kreis Posen) geborene, 53-jährige schlesische Landwirt Wilhelm Schulz im Februar 1956 als Vertriebener und entlassener russischer Kriegsgefangener über das niedersächsische Grenzdurchgangslager Friedland direkt in die Gemeinde Hellental, wo ein familiärer Anschluss bestand.

Häufig dienten Holzkoffer - wie der ausgestellten Sperrholzkoffer - während der Internierung in der Sowjetunion als Ersatz für einen Spind.

Der um 1945 als verurteilter „Zivilinternierter“ aus einem sowjetischen Internierungslager im Januar 1956 entlassene Wilhelm Schulz durchlief hier den Aufnahmeprozess:

  • Kontrolle │ Erfassung/Registrierung │ Versorgung/Betreuung/Gesundheitskontrolle │ Weiterleitung.

In Ermangelung eines neuen „richtigen, anständigen Koffers“ gelangte der Landwirt im Februar 1956 mit dem Sperrholzkoffer in die damals noch selbständige Gemeinde Hellental, wo ein familiärer Anschluss bestand.

Vita:

  • Wilhelm Schulz wurde am 09. Oktober 1902 in der Landgemeinde Lassek geboren │ Kreis Posen
  • Besitzer eines Bauernhofes in Heinzendorf (Skrzynka) in der Nähe der Stadt Patschkau (Paczków) │ ehemals preußische Provinz Schlesien
  • Spanndienste während des Zweiten Weltkrieges (1939-1945)
  • 1945-1956 in russischer Kriegsgefangenschaft │ Arbeiten im Bergwerk

  • 1956 Grenzdurchgangslager Friedland und Rückkehr nach Hellental
  • Oktober 1958 Kuraufenthalt in Bad Pyrmont
  • Verstorben am 02. März 1981 in Hellental

 

© Historisches Museum Hellental

 

Flucht aus Leobschütz

Leinenpostbeutel 1913

„Reisesack“ bei der Flucht 1945

Leinen

Aufdruck:

K. P. A. / Breslau. / 1913 [Königlich Preußische Postanstalt in Breslau] [1]

[hmh Inv.-Nr. 7016

Im Zweiten Weltkrieg benutzte die 1896 im Kreis Leobschütz in der preußischen Provinz Schlesien geborene Agnes Kopp (geb. Fuchs) den Leinen-Postbeutel bei ihrer Flucht aus dem Kreis Leobschütz (Głubczyce) bis nach Stadtoldendorf.

Am 24. März 1945 war Leobschütz von der sowjetischen Roten Armee besetzt und infolge von Kampfhandlungen zu 40 % zerstört worden.

Vita:

  • Geboren am 13. Oktober 1896 als Agnes Fuchs im Kreis Leobschütz │ preußische Provinz Schlesien

 

Zeichen der Vertreibung

Ovale Platte "RFH Sudetenland" │ um 1940

Porzellan weiß, blauer Rand

um 1940

Porzellanfabrik Richter, Fenkl & Hahn i

Střekov von Ústí nad Labem (Aussig)

Porzellanfabrik Richter, Fenkl & Hahn in Chodau bei Karlsbad in Tschechien im Zeitraum ca. 1883/1885 – 1948

[hmh Inv.-Nr. 5137

 

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[1] um 1913 Hauptstadt der preußischen Provinz Schlesien.