Benediktinerabtei Helmarshausen und die Krukenburg

Klaus A.E. Weber

 

Klosterdatenbank

Kloster Helmarshausen und Krukenburg

Zeichnerische Rekonstruktion

von Wolfgang Braun

 

Im Heiligen Römischen Reich war das Kloster Helmarshausen mit päbstlicher und kaiserlicher Zustimmung eine Reichsabtei an der unteren Diemel.

Am 08. Oktober 997 wurde das Kloster als freie Reichsabtei durch Kaiser Otto III. (980-1002) bestätigt.

Der Gründung der Benediktinerabtei Helmarshausen war eine Stiftung von Graf Eckerhard von Reinhausen und seiner Frau Mathilde in Nachfolge der Herrschaft "Helmerateshusas" vorausgegangen.

Der Gründungsbau (erste Bauphase 997-1011) war eine dreischiffige Basilika mit Apsiden im Westen und Osten.

Am 05. Juni 1011 erfolgte die Weihe der ersten Klosterkirche durch Bischof Meinwerk von Paderborn.

Kaiser Heinrich II. (973/978-1024) unterstellte 1017 das privilegierte Kloster dem Bistum Paderborn.

Zur Siedlungsentwicklung und Baugeschichte von Kloster, Markt und Stadt Helmarshausen und der Umgebung im reichs-, landes- und städtegeschichtlichen Kontext wird auf STEPHAN [5] verwiesen.

 

Umgebauter Osttrakt

Klausur des romanischen Benediktinerklosters

© [hmh, Fotos: Klaus A.E. Weber

 

Romanische Kunstwerkstatt

Die künstlerische und wirtschaftliche Blütezeit der Klosteranlage lag im 11. und 12.Jahrhundert.

Um 1100 entwickelte sich das Kloster "Helmwershusen" zu einem der wichtigsten Zentren der monastischen romanischen Kunst im Heiligen Römischen Reich und zählt am Ende des 12. Jahrhunderts zu den bedeutendsten Kunst- und Bildungszentren in Europa.

Das Benediktinerkloster unterhielt enge Kontakte zum benachbarten Reichskloster Corvey - in der angewandten kirchlichen Kunst ein wichtiges Bindeglied zwischen dem französischen und dem deutschen Kulturraum.[8]

Zudem werden hervortretende kunstgeschichtliche und literarische Beziehungen zu Trier beschrieben.[1]

Wie STEPHAN [4] ausführt, verbinde man mit dem Benediktinerkloster Helmarshausen „traditionell die Schedula Diversarum Artium, die berühmte in ihrer Art einzigartige Enzyklopädie des Kunstschaffens der Romanik aus dem frühen 12. Jh., in der auch die Glasherstellung behandelt wird“.

 

Bronzeskulptur

Bildhauerin Karin Bohrmann-Roth │ 2019

Aus der Kunstwerkstatt

des Benediktinerklosters Helmarshausen

zur Blütezeit im 12. Jahrhundert:

Mönch Heriman erstellt am Schreibpult sitzend,

eine Prachthandschrift

Mönch Roger als Goldschmied

stehend mit einem Tragaltar │ um 1110

 

© [hmh, Fotos: Klaus A.E. Weber

 

Wie STEPHAN/MYSZKA/WILKE [6] und der DBU- Forschungsbericht [9] ausführen, soll im ersten Viertel des 12. Jahrhunderts „der wahrscheinlich aus Stablo im belgischen Maasgebiet stammende und im berühmten St. Pantaleonskloster in Köln nachweisbare Mönch Roger mutmaßlich als Leiter der sich zu großer Blüte entfaltenden künstlerisch tätigen Werkstätten der Benediktinerabtei Helmarshausen“ gewirkt haben.

Als Gründer der Werkstatt soll der Benediktinermönch zwischen 1107 und 1130 herausragende Kunstwerke der Gold- und Silberschmiedearbeiten gefertigt haben, wie Tragaltäre, Reliquienkreuze und Bucheinbände (Paderborner Dom).

Die Identifikation des Rogerus von Helmarshausen und seine Gleichsetzung mit dem Pseudonym Theophilus Presbyter als Haupt- oder Erstautor des kunsthistorisch bedeutenden Werkes der Handschriftensammlung „Schedula Diversarum Artium“ gilt als nicht abschließend gesichert.

Nach STEPHAN/MYSZKA/WILKE [7][9] sind Teile des Werkes dem Glas gewidmet, „und der Verfasser betrachtete theologisch überhöht die Glasmalerei infolge ihrer Lichteffekte als höchste der Künste“.

Zudem soll der Verfasser

  • zum Glas „direkt oder über Mittelsleute Kontakte zu Glasmachern gehabt haben, denn er geht recht genau auf den Bau des Glasofens, die Zusammensetzung des Glasgemenges und die Herstellung von Häfen und Gläsern ein“[7][9]

  • "die Glasschmelze und Glasverarbeitung sehr wahrscheinlich nicht selbst" beherrscht haben.[9]

Die einzigartige Häufigkeit von Waldglashütten der Zeit um 1100–1250 im Weserbergland ist durchaus dazu angetan, die traditionelle Zuweisung der Schedula in eben diese Region zu bekräftigen, zumal bislang keine wirklich überzeugenden, stichhaltigen Alternativen dazu aufgezeigt werden konnten.“[7]

 

Prachthandschrift

Evangeliar Heinrich des Löwen

Krönung von Herzog Heinrich dem Löwen

und seiner Gattin,

Herzogin Mathilde von England

Faksimile-Ausgabe des Evangeliars

Kloster Helmarshausen

 

⊚ Zum Anklicken

Prachthandschrift

Bildseiten romanischer Buchmalerei

Faksimile-Ausgabe

Museum des Heimatvereins Helmarshausen

© [hmh, Fotos: Klaus A.E. Weber

 

In der Zeit zwischen 1120 und 1200 entstanden im Skriptorium bedeutende Meisterwerke der romanischen Buchmalerei.

Aus der Feder des Benediktinermönchs Heriman stammt das prachtvolle Evangeliar Heinrich des Löwen (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel).

 

Steinplatten markieren den ehemaligen

Grundriss der Klosterkirche

© [hmh, Fotos: Klaus A.E. Weber

 

Südost-Säule

Westapsis des Gründungsbaus um 997-1011

ausgegrabene Chorturm-Krypta [3]

 

Rundbogenfenster auf der Westseite

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Ruinen der Krukenburg

Die Krukenburg wurde 1215-1220 unter Abt Konrad III. zum Schutz der Benediktinerabtei und der Stadt errichtet.

 

Die zu Beginn des 13. Jahrhunderts

errichtete Krukenburg mit Johanneskapelle

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Rekonstruierte Grundrisse [2]

Paderborn, Busdorfkirche │ 1036 geweiht

Krukenburg, Johanniskapelle │ 1126 geweiht

 

Zudem diente die Höhenburg auch dem Schutz der bereits im Jahr 1126 von dem Paderborner Bischof Heinrich von Werl (reg. 1084-1127) geweihten Johanneskapelle auf dem Krukenberg (romanische Jerusalemkirche als Kreuzkuppelkirche).

 

Museum des Heimatvereins Helmarshausen

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

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[1] NORDRHEIN-WESTFALEN 1966a, S. 154-155.

[2] NORDRHEIN-WESTFALEN 1966a, S. 169 Fig. 3.

[3] NORDRHEIN-WESTFALEN 1966b, Abb. 258.

[4] STEPHAN 2017a; STEPHAN 2022b, S. 51.

[5] STEPHAN 2018.

[6] STEPHAN/MYSZKA/WILKE 2018, S. 326.

[7] STEPHAN/MYSZKA/WILKE 2018, S. 327.

[8] DBU 2018, S. 22.

[9] DBU 2018, S. 103-105.